Kurier (Samstag)

Kultkino Kinokult

- HANS HURCH GUTSCHEIN FÜR EINEN KINOABEND

sorgt ist. Der Preis dafür besteht in der schweren Fronarbeit, von Generation zu Generation vererbt und um dieses Dasein glückliche­r und ökonomisch­er für alle zu gestalten, kämpft der junge Komsomolze Basil für die Anschaffun­g eines modernen Traktors. Mit dieser Maschine zieht die neue Zeit in ein altes Land und anders als seine Regie-Kollegen der Revolution beschreibt Dowschenko den Triumph des Kollektivs und der Modernisie­rung nicht als eine intellektu­elle und argumentat­ive Apologie der Revolution, sondern als einen wilden, hymnischen Gesang auf die Schönheit der Natur und der menschlich­en Arbeit. Es ist ein mystisch-kommunisti­scher Traum in Bildern von einer ungekannte­n Intensität und Freiheit. Einer der Höhepunkte von „Zemlja“besteht in einer langen Passage, in der von der Weizenernt­e über das Dreschen des Getreides, das Mahlen des Korns, die Verarbeitu­ng des Mehls hin zum Teig und dem Backen des Brots im Feuer die Verbindung der Natur mit der menschlich­en Hand und der Maschine auf poetisch-radikale Weise sinnhaft erzählt wird. Eine MontageFol­ge wie ein Tanz. „Zemlja“, schrieb der Kritiker Amos Vogel, sei in seiner Schönheit und Radikalitä­t „dem Kino um 30 Jahre voraus gewesen“. Und selbst die Ermordung Basils durch einen der alten, hasserfüll­ten Grundbesit­zer, als der junge Komsomolze vor Freude tanzend nach getaner Arbeit nach Hause strebt, ist nicht das Ende, sondern ein neuer Aufschwung des Kollektivs. Eine neue Bewegung hin zu einer noch größeren Einigkeit und Freiheit aller. Und es ist, als würden die Zweige der Apfelbäume das Gesicht des toten Basil liebkosen, als ihn die Bauern im offenen Sarg zu Grabe tragen. „Zemlja“: Die Sonnenblum­en in dem bald 90 Jahre alten russischen Film erzählen von einer fruchtbare­n Welt. Szenen aus dem Film (kl. Bilder rechts) „Zemlja“in der Originalfa­ssung mit dt. Zwischenti­teln und Live-Musik von Gerhard Gruber im Metro Kinokultur­haus am 7. Juni um 20 h und am 8. Juni um 18 h ALEXANDER DOWSCHENKO

(1894-1956) Neben Eisenstein und Pudowkin ist er der wichtigste Regisseur des frühen sowjetisch­en Kinos. Als Bauernbub aus der Ukraine kam er über die Malerei zum Film. „ZEMLJA (1930) Drehbuch:

ALEXANDER DOWSCHENKO STEPAN SCHKURAT, SEMJON SWASCHENKO, JULIA SOLNZEWA 83 MIN, S/W. DT, 35 MM

Darsteller:

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria