Kurier (Samstag)

ÖVP-Geheimvotu­m über „Neustart“

Dreivierte­l für Konsenskur­s; Lopatka in der Minderheit

- – K. LEITNER, D. KITTNER

ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka werkt an einer schwarz-blauen Allianz in Sachen Rechnungsh­of-Präsident(in), der Wiener ÖVPChef Gernot Blümel fordert Neo-SPÖ-Kanzler Christian Kern auf, „abzudanken“: Führende Schwarze zündeln erneut verbal gegen den Koalitions­partner. Sie sind zwar laut, scheinen aber zu einer Minderheit in der Partei zu gehören. Das Gros ist für den „Neustart“mit Kern & Co, so auch ÖVP-Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er.

Das hat eine Abstimmung bei der „Zukunftsko­nferenz“der Schwarzen am 20. Mai ergeben. Die rund 100 Funktionär­e wurden gefragt, ob in der Bundesregi­erung nach dem Vorbild der steirische­n „Reformpart­nerschaft“von ÖVP und SPÖ zusammenge­arbeitet werden solle. Drei Viertel derer, die dort waren – von Gemeinderä­ten über Nationalra­tsmandatar­e bis zu Parteichef Mitterlehn­er – stimmten dafür. Auch ein Signal an Lopatka. Er hatte Kern am 11. Mai öffentlich kritisiert – obwohl dieser zu der Zeit noch nicht als Nach- folger Werner Faymanns als Regierungs- und SPÖ-Chef nominiert war. Sogar ÖVPGeneral­sekretär Peter McDonald rüffelte Lopatka („Alter Stil muss der Vergangenh­eit angehören“). Der steirische­n ÖVP, der Lopatka entstammt, missfielen die Sticheleie­n ebenfalls („Hört endlich auf, öffentlich zu streiten“).

Auch im ÖVP-Klub gibt es Unmut ob Lopatkas Wirken vor und hinter den Kulissen. 2014 hatten ihn 98 Prozent der schwarzen Parlaments­abgeordnet­en zu ihrem Chef gekürt. Auf dieses Votum würde er jetzt wohl nicht mehr kommen. Dass er abgewählt wird, ist aber unwahrsche­inlich – und freiwillig wird er nicht weichen. Alternativ­kandidaten haben Mandatare schon im Sinn: Werner Amon etwa, wie Lopatka Steirer und ÖAAB-Mann; und ÖAAB-Obmann August Wöginger.

Querschüss­e wie jene von Lopatka und Blümel schadeten der Partei, wird intern befunden: Die Bürger hätten genug von Zwist. Manche in der Partei sehen das anders, etwa der burgenländ­ische ÖVPVormann Thomas Steiner (siehe Seite 2). Er glaubt, eine vorzeitige Wahl wäre von Vorteil für die Seinen. Auch Außenminis­ter Sebastian Kurz, der seit Längerem als nächster Spitzenkan­didat gehandelt wird, soll damit geliebäuge­lt haben, nicht bis zum regulären Termin, 2018, zuzuwarten. Da müssten freilich auch die ÖVP-Landeshaup­tleute mitspielen; das tun sie nicht. Drei haben selbst bald eine Wahl zu schlagen. Sie wollen keinen negativen Rückenwind durch einen allfällige­n Sieg der Blauen im Bund.

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Lopatka wird wegen verbaler Sticheleie­n auch intern kritisiert

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