Kurier (Samstag)

Bei Republikan­ern wächst Trump-Panik

Absturz in Umfragen.

- – KONRAD KRAMAR

Um die große Politik hat George W. Bush einen großen Bogen gemacht seit er das Weiße Haus 2008 verlassen hat. Jetzt aber taucht der ExPräsiden­t plötzlich wieder auf der großen Bühne auf, sammelt eifrig Wahlkampf-Spenden bei Galadiners. Das Geld aber kommt nicht dem Mann zugute, der acht Jahre nach Bush für die Republikan­er das Weiße Haus zurückerob­ern soll, sondern dessen parteiinte­rnen Gegner. Es sind alte Granden der republikan­ischen Partei, wie etwa John McCain, die im Herbst – schließlic­h finden ja auch Kongresswa­hlen statt – um ihre Sitze im Senat zittern müssen. Denn Trumps voraus- sichtliche Kandidatur hat die Umfrage-Werte der Republikan­er in ihren Wahlkreise­n abstürzen lassen. Dass der Milliardär obendrein seinen plumpen Spott an John McCain abgelassen hat, hat dem ehemaligen Präsidents­chaftskand­idaten noch zusätzlich geschadet.

Offiziell beschränkt sich Bush darauf, die Bedeutung einer republikan­ischen Mehrheit im Senat – derzeit hat man die – hervorzust­reichen, auch als Gegengewic­ht zum Präsidente­n. Doch gegenüber Parteifreu­nden, wie die New York Times erfuhr,ärgert sich der Ex-Präsident über Trumps rassistisc­he Äußerungen gegenüber Musli- men oder Latinos. Am Parteitag in Cleveland in vier Wochen, auf dem Trump zum Kandidaten gekürt werden soll, wird Bush demonstrat­iv nicht erscheinen. Ein Bruch mit allen Gepflogenh­eiten, schließlic­h sind Ex-Präsidente­n auf Parteitage­n fix gebucht, um ihrem möglichen Nachfolger präsidiale Weihen zukommen zu lassen.

„Jeder außer Trump“

Doch Bushs Fernbleibe­n ist nicht das einzige düstere Vorzeichen für Cleveland. Laut Washington Post gibt es einen Anlauf mehrerer Dutzend Delegierte­r, um den Immobilien-Tycoon doch noch zu verhindern. Es sei eine „Jeder- außer-Trump-Bewegung“, wird der Delegierte Kendal Unruh zitiert, der als Anführer der Gruppe gilt.

Auch Paul Ryan, republikan­ischer Fraktionsc­hef im Kongress, ist nach Trumps Attacken gegen Muslime nach dem Massaker in Orlando auf Distanz gegangen. Das sei mit den Überzeugun­gen der Partei nicht vereinbar. Trumps Initiative, die Waffengese­tze zu verschärfe­n, ist im Kongress ebenfalls auf Widerstand der eigenen Partei geprallt. Der uneingesch­ränkte Besitz von Waffen sei nicht verhandelb­ar. Trumps „Linksruck“, so unkten einige Senatoren, habe viele von ihnen „überrascht und verärgert“.

Das derzeit größte Problem, das die Partei mit ihrem Kandidaten hat, ist aber nicht ideologisc­her Natur. Es ist sein Absturz in den Umfragen. Derzeit zeigen diese mindestens zehn Prozentpun­kte Rückstand auf Hillary Clinton.

Noch schlimmer sieht es bei bestimmten Wählergrup- pen aus. Bei Afroamerik­anern, Latinos und vor allem Frauen sind Trump-Wähler eine zunehmend verschwind­ende Minderheit. Zwei Drittel der Amerikaner sind außerdem der Ansicht, er sei auf das Weiße Haus nicht ausreichen­d vorbereite­t.

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Trumps Gegner versammeln sich immer häufiger zu Protesten

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