Sonne, Strand und mehr Familien, die mit der Buchung zögern Saubermacher fährt auf Elektromobilität ab
Tourismus. Batterienverwertung.
Die Chance, dass man sich während des Flugs in die Türkei ausstrecken kann, ist so gut wie nie zuvor. Obwohl der Club-Urlaub am türkischen Strand heuer umetwa 40 Prozent billiger zu haben ist als im Sommer 2015, bleiben vor allem die Familien aus.
Dagegen ist auf Mallorca der Kampf umfreie Strandliegen vorprogrammiert. Spanische Hotels sind so gut gebucht wie schon lange nicht mehr. Manche meinen sogar überbucht. „Es ist schon ganz gut, wenn man den Spanien-Urlaub über einen Reiseveranstalter gebucht hat, der sich im Fall des Falles um einen kümmert“, formuliert es Helga Freund, Chefin der Verkehrsbüro-Gruppe.
Das Gedränge entlang der spanischen Küste ist groß. „Halb Mitteleuropa sucht Alternativen zu Zielen wie der Türkei, Tunesien und Ägypten“, sagt auch Martin Fast, Geschäftsführer von Rewe Austria Touristik. Seiner Beobachtung nach sind vor allem Familien unschlüssig. Dafür gibt es ein Sammelsurium an Gründen. Von den Bildern von Terror und Flüchtlingsbooten bis hin zur Angst um den eigenen Job. Viele schränken ihren Reiseradius ein und steigen lieber ins Auto als ins Flugzeug. Schon in „normalen“Jahren fahren vier von zehn Österreichern mit dem Auto auf Urlaub. Die Zeichen stehen damit auf Stau in Richtung Kroatien und Italien. Bei Rewe Touristik ist Kroatien heuer „fast doppelt so gut gebucht“wie im Vorjahr. „Darüber zu jubeln wäre aber so, als würde ein Lebensmittelhändler über das Plus beim Umsatz mit Schnittlauch jubeln“, spitzt es Fast zu. Die großen Umsatzbrocken sind woanders. Veranstalter verdienen an Pauschalreisen mehr als an der alleinigen Vermittlung von Hotelzimmern.
Die Gewinner der Saison sind heuer ganz klar AutoDestinationen wie Italien, Kroatien, Deutschland, aber auch Österreich. Hofer-Reisen meldet Zuwächse von zwölf Prozent über fast alle Bundesländer hinweg.
Währenddessen versuchen viele Veranstalter, quasi im letzten Moment noch ihre Chartermaschinen zu füllen – mit vielen Angeboten. „Urlaube auf griechischen Inseln wie Kreta, Rhodos oder Kos kosten Familien diesen Sommerum15bis 20 Prozent weniger als vor einem Jahr“, beteuert etwa Martin Fast. Andere Veranstalter bewerben verstärkt Bulgarien und melden Zuwachsraten von 80 Prozent. Die Bulgaren bringen ihre Küstengebiete als günstige Alternative zum Türkei-Urlaub ins Spiel. Oft mit Unterstützung der Badeorte, die Veranstaltern fixe Beträge pro eingeflogenem Gast zahlen, erklären Branchenkenner.
Unter Vorjahresniveau
Unterm Strich liegen die Buchungszahlen deutlich unter dem Vorjahresniveau, weiß Walter Säckl, Generalsekretär vom Österreichischen Reise-Verband: „Jetzt hoffen alle in der Branche auf Kurzentschlossene.“
TUI-Chef Fritz Joussen rechnet dagegen laut einem Interview mit so vielen Urlaubsreisen wie nie zuvor – weltweit. Europas größter Reisekonzern hat sein Geschäft auch über den ganzen Globus verteilt. Rund 8,5 Milliarden Stück Batterien wandern Schätzungen zufolge EU-weit jährlich über die Ladentische. Aber nicht einmal die Hälfte davon wird entsprechend der Rücknahmeverpflichtung des Handels in Deutschland und Österreich wiederverwertet, in anderen Ländern sind es gar nur 10 bis 15 Prozent. Viel Potenzial nach oben also. Das dachten sich auch Hans Roth, Gründer und Mehrheitseigentümer des steirischen Entsorgers Saubermacher, und Vorstand Gerhard Ziehenberger. Schon im Vorjahr übernahm Roth 55 Prozent am deutschen Batterienrecycler Redux. Nun erfolgte die Komplettübernahme (der Preis blieb ungenannt) inklusive einer Zwei-Millionen-EuroInvestition in einen neuen Standort in Offenbach nahe Frankfurt/Main.
„Wir haben schon immer leere Batterien an Redux geliefert“, sagt Roth. Am alten Standort in unmittelbarer Nähe seien die Kapazitäten mit 12.000 Tonnen im Jahr ausgeschöpft gewesen, sagt Redux-Chef Holger Kuhlmann. Nun könnten bis zu 25.000 Tonnen recycelt werden (das entspricht rund einer Mrd. Batterien), die gleiche Menge noch mal im zweiten Werk in Bremerhaven. „Mit Lieferungen aus 20 europäischen Ländern sind wir Marktführer.“
Die rund 40 Mitarbeiter in Offenbach arbeiten mit selbst entwickelten, neuen Maschi- nen, die laut Kuhlmann effektiver recyclen als bisher. „Ein Mitarbeiter sortiert rund 300 Kilo Batterien in der Stunde.“Nach dieser Vorsortierung nach 14 Kategorien erfolgt die maschinelle Trennung in diverse Rohstoffe (Zink, Kupfer, Nickel, Aluminium usw.). „80 Prozent einer Batterie können wiederverwertet werden“, so Kuhlmann.
Zudem können inzwischen Batterien schon völlig aus recycelten Materialen bestehen. Ihr Anteil beträgt derzeit Kuhlmann zufolge erst vier Prozent, in einige Jahren aber sollen es schon 40 sein.
Brandgefährlich
In zurückgegebenen Batterien befinden sich in der Regel noch rund 30 Prozent Restenergie. Das sei bei LithiumIonen-Batterien sehr gefährlich. „Lithium ist empfindlich und reagiert sofort mit Sauerstoff. Es kommt zu einem 1200 Grad heißen Metallbrand“, sagt Kuhlmann. Billig-E-Bikes aus China seien daher manchmal schon selbst in Brand geraten.
Dabei seien diese Batterien die Zukunft, vor allem in der E-Mobilität. „Wir rechnen bei den Autos mit den ersten Rücknahmen in sieben bis acht Jahren“, sagt Roth. EFahrräder seien mit Batterien mit kürzerer Lebensdauer ausgerüstet. „Da entstehen große Mengen, die auf uns zukommen.“Schließlich sei bereits jedes vierte bis fünfte verkaufte Fahrrad ein E-Bike.