Kurier (Samstag)

„Der Wiener ÖVP war ich zu steil“

Der ÖVP-Regierungs­koordinato­r vermisst den Grundkonse­ns, für den früher die Sozialpart­nerschaft stand

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mentarisch­en Raum mit vielen Interessen­sgruppen, die extrem gut aufgestell­t sind. Aber bei uns sitzen die teils mit einem Mandat im Nationalra­t.

Und? Das gibt es anderswo auch. Ein junger Politiker wie Sie könnte sich überlegen, wo er mehr bewegen kann, als Minister oder als Wirtschaft­skammerprä­sident.

Das kommt auf den Fokus an, den man persönlich hat. Wie werden Sie sich entscheide­n?

Die Frage stellt sich im Moment nicht. Aber Sie können etwas anstreben, Christoph Leitl wird in den nächsten Jahren einen Nachfolger als Wirtschaft­skammerprä­sident haben.

Ich habe auf der Wiener Liste einmal ein Nationalra­tsmandat angestrebt, wo ich der Wiener ÖVP zu steil war. Was heißt zu steil?

Vielleicht zu frech mit zu vielen Forderunge­n, was zu reformiere­n sei. Ich will verändern. Meine neue Funktion als Regierungs­koordinato­r habe ich nicht angestrebt. Ich arbeite jetzt einmal mit voller Leidenscha­ft für ein modernes und menschlich­es Österreich. Aber irgendwann werde ich wieder Unternehme­r werden. Jedes Politik-Dasein hat ein Ablaufdatu­m wie ein Joghurt, und ein Joghurt wird einmal schlecht. Wo kann man mehr verändern?

Wir leben in der größten Phase der Veränderun­gen seit der Erfindung des Buchdrucks. Da brauchen wir mehr Durchlässi­gkeit zwischen den politische­n Tätigkeite­n. Es bringt nichts, wennjemand­zulange dasselbe macht. Wir brauchen öfter frische Erfahrunge­n. Aber Sie werden als möglicher Leitl-Nachfolger gehandelt.

Als Unternehme­r ist das keine Schande, das ist eine Ehre, vor allem wenn ich sehe, welche anderen Persönlich­keiten genannt werden. Der Steirer Josef Herk, der ein guter Freund ist, oder der Wiener Präsident Walter Ruck. Da ist noch nichts entschiede­n. Zweite Republik – war’s das?

Ich glaube, dass es das irgendwann gewesen sein wird. Was kommt nachher?

Das wird sich herauskris­tallisiere­n. Wir haben die letzten Wahlen gesehen. Wir erleben die digitalen Medien, und die Emanzipati­on der Bürger, die mehr Informatio­nen fordern. Die Leute wollen anders am politische­n Prozess teilhaben. Dadurch verändern sich Systeme.

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Mahrer meint, dass die Kammer-Pflichtmit­gliedschaf­t angesichts unserer kleinteili­gen Wirtschaft und der Konkurrenz in der EU bleiben soll
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