Russland bleibt gesperrt
Die russischen Leichtathleten werden nicht in Rio starten dürfen
Jedes andere Urteil wäre ein schweres Foul am Sport gewesen. Die seit November 2015 bestehende Sperre bleibt aufrecht, russische Leichtathleten werden weder bei der EM in Amsterdam noch bei den Olympischen Spielen in Rio im August teilnehmen. 2012 in London waren von 440 russischen Sportlern ein Viertel Leichtathleten.
Schreckensbild
Diese Entscheidung traf der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) gestern bei seiner Sitzung in Wien. Zuvor hatte die Welt-Anti-Dopingagentur (WADA) in einem 323-seitigen Bericht ein Schreckensbild der Dopingpraktiken in Russland gezeichnet. Trainer und Funktionäre waren involviert; im Moskauer Doping-Kontrolllabor wurde betrogen; selbst Sportminister Witali Mutko, ein enger Vertrauter von Präsident Putin, soll eingeweiht gewesen sein.
Bei Nachtests der Olympischen Spiele von Peking (2008) waren 14 Russen positiv, bei Nachtests von London (2012) acht. Bei den Winterspielen in Sotschi sollen 15russische Medaillengewinner gedopt gewesen sein, keiner davon wurde überführt. Im Doping-Kontrolllabor hatte sogar der russische Geheimdienst seine Finger im Spiel. Während der Spiele wurde der Urin von Dopingsündern gegen sauberen Urin ausgetauscht.
Jedenfalls konnte Russland nicht glaubwürdig nachweisen, den Kurs in den vergangenen Monaten geändert zu haben. Im Gegenteil: Immer noch arbeiten suspendierte Trainer mit den Sportlern. Und erst diese Woche er- hob die WADA wieder schwere Anschuldigungen: Zwischen 15. Februar und 29. Mai konnten in Russland 736 geplante Dopingtests nicht durchgeführt werden. Die Gründe dafür: Manche Sportler konnten nicht erreicht werden, da sie in Kasernen einquartiert waren. In einigen Fällen wurden DopingKontrollore eingeschüchtert. Eine Leichtathletin versuchte, eine gefälschte Urinprobe abzugeben – mithilfe eines „im Körper eingeführten Be- ge gehen, um Fairness i n den Mittelpunkt zu stellen. Die weltweit gültigen Anti-Doping-Regeln wurden mit Füßen getreten.“ „Das ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Dazu werde ich nicht schweigen.“ „Die Leidenschaft und der Glaube, dass das, wofür ich kämpfe, erreichbar ist, wurde mir persönlich ein wenig erhalten.“ hälters“. Als sie mit dem versteckten Urinbeutel erwischt wurde, soll sie versucht haben, den Kontrolleur zu bestechen.
Generalverdacht
Russische Leichtathleten sollen berichtet haben, dass 99 Prozent ihrer Kollegen dopen. Doch es kann vorkommen, dass durch die Sperre unschuldige Athleten zum Handkuss kommen. So behauptete etwa die erfolgreichste Stabhochspringerin der Sportgeschichte, Jelena Issinbajewa, niemals gedopt zu haben. Gestern reagierte sie mit Entsetzen auf das Urteil und kündigte an, vor ein internationales Gericht zu ziehen.
Nach eigenen Angaben arbeitet das Internationale Olympische Komitee (IOC) an einem „Kompromiss“, der es nachweislich sauberen Athleten ermöglichen soll, in Rio zu starten. Rune Andersen, der Leiter der IAAF-Taskforce, nannte in diesem Zusammenhang ausdrücklich Julia Stepanowa. Die Mittelstreckenläuferin hat 2014 in der Dokumentation „Geheimsache Doping“über systematischen Betrug in Russland ausgepackt. Heute lebt undtrainiert sie „an einem geheimen Ort“in den USA.