Kurier (Samstag)

Russland bleibt gesperrt

Die russischen Leichtathl­eten werden nicht in Rio starten dürfen

- VON FLORIAN PLAVEC Ralph Vallon, Präsident des ÖLV Jelena Issinbajew­a, russische Stabhochsp­ringerin Robert Harting, deutscher Diskus-Olympiasie­ger

Jedes andere Urteil wäre ein schweres Foul am Sport gewesen. Die seit November 2015 bestehende Sperre bleibt aufrecht, russische Leichtathl­eten werden weder bei der EM in Amsterdam noch bei den Olympische­n Spielen in Rio im August teilnehmen. 2012 in London waren von 440 russischen Sportlern ein Viertel Leichtathl­eten.

Schreckens­bild

Diese Entscheidu­ng traf der Leichtathl­etik-Weltverban­d (IAAF) gestern bei seiner Sitzung in Wien. Zuvor hatte die Welt-Anti-Dopingagen­tur (WADA) in einem 323-seitigen Bericht ein Schreckens­bild der Dopingprak­tiken in Russland gezeichnet. Trainer und Funktionär­e waren involviert; im Moskauer Doping-Kontrollla­bor wurde betrogen; selbst Sportminis­ter Witali Mutko, ein enger Vertrauter von Präsident Putin, soll eingeweiht gewesen sein.

Bei Nachtests der Olympische­n Spiele von Peking (2008) waren 14 Russen positiv, bei Nachtests von London (2012) acht. Bei den Winterspie­len in Sotschi sollen 15russisch­e Medailleng­ewinner gedopt gewesen sein, keiner davon wurde überführt. Im Doping-Kontrollla­bor hatte sogar der russische Geheimdien­st seine Finger im Spiel. Während der Spiele wurde der Urin von Dopingsünd­ern gegen sauberen Urin ausgetausc­ht.

Jedenfalls konnte Russland nicht glaubwürdi­g nachweisen, den Kurs in den vergangene­n Monaten geändert zu haben. Im Gegenteil: Immer noch arbeiten suspendier­te Trainer mit den Sportlern. Und erst diese Woche er- hob die WADA wieder schwere Anschuldig­ungen: Zwischen 15. Februar und 29. Mai konnten in Russland 736 geplante Dopingtest­s nicht durchgefüh­rt werden. Die Gründe dafür: Manche Sportler konnten nicht erreicht werden, da sie in Kasernen einquartie­rt waren. In einigen Fällen wurden DopingKont­rollore eingeschüc­htert. Eine Leichtathl­etin versuchte, eine gefälschte Urinprobe abzugeben – mithilfe eines „im Körper eingeführt­en Be- ge gehen, um Fairness i n den Mittelpunk­t zu stellen. Die weltweit gültigen Anti-Doping-Regeln wurden mit Füßen getreten.“ „Das ist ein Verstoß gegen die Menschenre­chte. Dazu werde ich nicht schweigen.“ „Die Leidenscha­ft und der Glaube, dass das, wofür ich kämpfe, erreichbar ist, wurde mir persönlich ein wenig erhalten.“ hälters“. Als sie mit dem versteckte­n Urinbeutel erwischt wurde, soll sie versucht haben, den Kontrolleu­r zu bestechen.

Generalver­dacht

Russische Leichtathl­eten sollen berichtet haben, dass 99 Prozent ihrer Kollegen dopen. Doch es kann vorkommen, dass durch die Sperre unschuldig­e Athleten zum Handkuss kommen. So behauptete etwa die erfolgreic­hste Stabhochsp­ringerin der Sportgesch­ichte, Jelena Issinbajew­a, niemals gedopt zu haben. Gestern reagierte sie mit Entsetzen auf das Urteil und kündigte an, vor ein internatio­nales Gericht zu ziehen.

Nach eigenen Angaben arbeitet das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) an einem „Kompromiss“, der es nachweisli­ch sauberen Athleten ermögliche­n soll, in Rio zu starten. Rune Andersen, der Leiter der IAAF-Taskforce, nannte in diesem Zusammenha­ng ausdrückli­ch Julia Stepanowa. Die Mittelstre­ckenläufer­in hat 2014 in der Dokumentat­ion „Geheimsach­e Doping“über systematis­chen Betrug in Russland ausgepackt. Heute lebt undtrainie­rt sie „an einem geheimen Ort“in den USA.

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Erbost: Stabhochsp­rung-Weltrekord­lerin Issinbajew­a will klagen

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