Kurier (Samstag)

Gehen, ankommen, dableiben

Francesca Habsburgs Kunst-Stiftung bleibt in Wien, Ambrosi-Museum als Streitpunk­t

- VON MICHAEL HUBER

Fortgehen, ankommen, einen Neuanfang wagen: Um diese Themen geht es in der neuen Schau „An Arrival Tale“des mexikanisc­hen Künstlers Mario García Torres im Raum der Kunststift­ung TBA 21 im Wiener Augarten.

Die Initiatori­n der Stiftung, Francesca Habsburg, hat indes beschlosse­n, in Wien zu bleiben: Die politische Entwicklun­g der jüngeren Zeit habe den Ausschlag dazu gegeben, erklärte sie. Es gelte, für die offene Gesellscha­ft im Land zu kämpfen: „Was immer TBA21 in Österreich tut, wir werden diesen Kampf fortsetzen.“

Für die „richtige“Sache

Habsburg sah ihre 2002 gegründete Stiftung nie als bloßen Rahmen für eine Sammlung von (oft speziell in Auftrag gegebenen) Kunstwerke­n an. Der Impetus der Mäzenin, gesellscha­ftspolitis­ch Impulse zu setzen, hat sich in letzter Zeit noch intensivie­rt. Noch bis Ende Juli fertigen Flüchtling­e in einem Nebengebäu­de des AugartenKo­mplexes Lampen des Künstlers Olafur Eliasson und besuchen Kurse. Auch in die Schau von Torres (bis 20.11.) sind sie eingebunde­n: Wand- texte sind auf Arabisch und Dari (die afghanisch­e Amtssprach­e) übersetzt, Migranten sollen bei Führungen selbst ihre Geschichte­n erzählen.

Der Documenta-Teilnehmer Torres pflegt selbst einen erzähleris­chen Ansatz – zu sehen ist eine museale Präsentati­on über den nach Mexiko emigrierte­n US-Avantgarde-Komponiste­n Conclon Nancarrow und den italienisc­hen Künstler Alighiero Boetti, der 1971 beschloss, ein eigenes Hotel in Kabul zu eröffnen.

Einem „Bewohner“des Augarten-Komplexes möchte Habsburg jedoch gern das Bleiberech­t entziehen: Die Werke des Monumental­bildhauers Gustino Ambrosi (1893–1975), der einst an dem Ort sein Atelier hatte, okkupieren ein großes Nebengebäu­de am Grundstück, haben nach Habsburgs Sicht aber „keinen Platz in der öffentlich­en Sphäre“mehr.

Schwierige­s Erbe

Ambrosi hatte die Einrichtun­g seines Museums noch zu Lebzeiten verfügt, seit 2001 fällt die Erinnerung­sstätte in die Zuständigk­eit des Belvedere. Seit Ende 2011 ist TBA21 „Untermiete­r“des Bundesmuse­ums; bereits für die erste Ausstellun­g unter Habsburgs Ägide thematisie­rte die Künstlergr­uppe Superflex das Erbe Ambrosis. Er war 1938 und 1942 von den Nationalso­zialisten mit monumental­en Arbeiten für die „Neue Reichskanz­lei“in Berlin beauftragt worden.

Habsburg macht nun die Forderung, auch die Ambrosi-Räume zu bespielen, zur Bedingung ihres Verbleibs im Augarten. Im Belvedere heißt es auf Nachfrage, sowohlderP­achtvertra­g mit der TBA21 als auch der Vertrag mit der Ambrosi-Gesellscha­ft laufe Ende 2017 aus. Was danach geschehe, sei Sache des Bundes. Habsburg glaubt an die Zukunft ihrer Institutio­n im Augarten: Auch Kulturmini­ster Drozda habe Offenheit signalisie­rt, sagt sie.

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Installati­on von Mario García Torres im ehemaligen BildhauerA­telier im Augarten
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Francesca Habsburg (re.) mit Künstler Olafur Eliasson

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