Kurier (Samstag)

Höchstrich­ter setzen auf höchste Fairness

Wie immer sie urteilen: Mangel an Tempo und Transparen­z kann ihnen im Fall FPÖ niemand vorwerfen.

- JOSEF VOTZI

14 Richter, 90 Zeugen, vier Tage öffentlich­e Verhandlun­g – inklusive grünes Licht für Live-Berichters­tattung im Internet. Einen derart großen Aufwand hat das Höchstgeri­cht noch in keinem einzigen Fall getrieben. Das verspricht ein faires und transparen­tes Verfahren. Der altehrwürd­ige Verfassung­sgerichtsh­of hat so die erste Herausford­erung bravourös genommen: schnell und gründlich. Die Öffentlich­keit kann nun hören, was die blauen Kronzeugen der FPÖWahlanf­echtung konkret zu sagen haben: Ob und, wenn ja, warum in großem Stil Wahlkarten vorzeitig ausgezählt wurden. Ob und warum Wahlbeisit­zer verspätet oder erst gar nicht beigezogen wurden. Und, das ist eine Schlüsself­rage, ob Stimmzette­l manipulier­t wurden – oder zumindest ausreichen­d Chance für Wahlmanipu­lation bestand.

Sie werden auch Auskunft darüber zu geben haben, warum sie noch nach der Stimmenaus­zählung per Unterschri­ft bekundet haben, dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist. FPÖ-Kandidat Norbert Hofer hatte schon in der Wahlnacht – als noch kein einziges Briefwahle­rgebnis vorliegen konnte – georakelt: „Bei den Wahlkarten wird immer eigenartig ausgezählt“. Nach oben wurde keine einzige Beanstandu­ng gemeldet, bekräftigt das Innenminis­terium in seiner Erwiderung der Wahlanfech­tung. Wer oder was war hier Henne oder Ei? Die Höchstgeri­chts-Zeugen, die vorab vom KURIER befragt wurden, vermitteln durchwegs ein Bild: Bei rund 750.000 Briefwahls­timmen sei das vorgeschri­ebene Prozedere nicht machbar. Wolfgang Sobotkas Beamte werden so auch zu erklären haben, ob und warum Ihnen das bisher verborgen blieb – oder ob und warum sie bisher weggeschau­t haben.

Die 14 Richter werden erst in den Tagen danach zu entscheide­n haben, was das alles auch juristisch heißt. Was immer sie befinden: Schon Ende der kommenden Woche wird sich ganz Österreich ein Bild davon machen können, wie ernst die 14 Verfassung­srichter ihren Job nehmen.

Der Anfang ist mehr als vielverspr­echend.

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