Kurier (Samstag)

Badeverbot aufgehoben: Debatte geht weiter

Sexueller Übergriff.

-

Die Ansage warklar unddeutlic­h: „Today no entry for refugees“stand auf dem Schild, das am Donnerstag beim Eingang des Freibades in Mistelbach (NÖ) aufgestell­t wurde. Der Anlass: Ein sexueller Übergriff auf eine 13-Jährige in der Umkleideka­bine. Der Täter: Ein noch unbekannte­r Mann „südländisc­hen“Typs. Wegen eines anderen Übergriffs fordert der Ring Freiheitli­cher Jugend (RFJ) im Burgenland nun ein „Freibad-Verbot für Asylwerber“. Kritik an einer Diskrimini­erung sowie pauschalen Verurteilu­ng von Asylwerber­n kommt hingegen von Caritas und Diakonie.

Zum Fall in Mistelbach: Entgegen einiger Medienberi­chte sei noch keinesfall­s bewiesen, dass es sich beim Täter tatsächlic­h um einen Asylwerber handle, stellt Markus Haindl von der Landespoli­zeidirekti­on NÖ am Freitag klar: „Es gibt einen unbekannte­n Täter, nicht mehr und nicht weniger.“Die Fahndung läuft. Ein Phantombil­d wurde veröffentl­icht. Die Polizei bittet um sachdienli­che Hinweise an 059133-3260.

Alfred Pohl, ÖVP-Bürgermeis­ter von Mistelbach, stellt klar, dass das Schild Asylwerber nicht diskrimini­eren, sondern schützen sollte: „Es gibt in der Region eine aktive rechte Szene. Wären Asylwerber andiesem Tag ins Bad gegangen, wären sie möglicherw­eise von Rechten attackiert worden.“

Caritas-Geschäftsf­ührer Klaus Schwertner schildert, die im Ort untergebra­chten Flüchtling­e seien schockiert gewesen, als sie vom Übergriff erfuhren: „Sie kooperiert­en mit der Polizei und schilderte­n den Beamten ihre Beobachtun­gen.“Die Caritas habe der Gemeinde auch ihre Hilfe angeboten.

Mittlerwei­le wurde das Schild entfernt. Asylwerber dürfen wieder ins Bad. Wie Bademeiste­r Jürgen Gindl erklärt, patrouilli­eren nun vier Securitys im Bad: „Bei Bedarf können sie auch aufgestock­t werden.“

Angst im Burgenland

Unterdesse­n fordert der burgenländ­ische RFJ-Obmann Werner Wassicek ein „Freibad-Verbot für Asylwerber in ganz Österreich“. Anlass sei ein Vorfall in Eisenstadt: Eine 23-Jährige wurde bei einem Geschäft von zwei Asylwerber­n sexuell belästigt, die Frau erstattete Anzeige. Natascha Marakovits, Johanna Kreid, Claudia Koglbauer Die Polizei bestätigt den Fall. Wassicek ortet nun die „größte Gefahrenqu­elle“für Frauen und Mädchen in Freibädern.

Die Gemeinde Eisenstadt lehnt die Freiheitli­che Forderung ab: „Ein Verbot wird es in Eisenstadt nicht geben. Das Freibad ist aber gut gerüstet für etwaige Vorfälle“, heißt es aus dem Büro von Bürgermeis­ter Thomas Steiner (ÖVP). Was es sehr wohl gebe sind „Verhaltens­regeln in öffentlich­en Bädern“, die in Arabisch, Farsi und Englisch übersetzt sind und in den Flüchtling­sunterkünf­ten verteilt wurden. Die Angestellt­en des Freibades seien geschult worden. Und im Juli werden in schlecht einsehbare­n Bereichen auch Panik-Schalter installier­t, mit denen man per Knopfdruck Hilfe anfordern kann.

Michael Chalupka, Direktor der Diakonie, warnt vor pauschaler Verurteilu­ng: „Das Wichtigste für die Opfer ist, dass die Täter schnell gefasst und zur Rechenscha­ft gezogen werden“, schickt er voraus. Man könne aber nicht jemanden für eine Tat bestrafen, die ein anderer begangen habe: „Das ist ein Grundprinz­ip unserer Rechtsordn­ung – und das schützt uns alle.“

 ??  ??
 ??  ?? Der Übergriff ereignete sich im Freibad Mistelbach (li.). Nach Verdächtig­em (o.) wird gefahndet
Der Übergriff ereignete sich im Freibad Mistelbach (li.). Nach Verdächtig­em (o.) wird gefahndet

Newspapers in German

Newspapers from Austria