Kurier (Samstag)

Was der Brexit für die Tech-Branche heißt

Internet.

- – BARBARA WIMMER

Das Internet kennt keine Ländergren­zen. Trotzdem kann man online nicht überall zu den gleichen Bedingunge­n einkaufen. Durch die historisch­e Abstimmung Großbritan­niens für den Austritt aus der EU werde diese Entwicklun­g nun noch weiter erschwert und es könnte zu Wettbewerb­snachteile­n gegenüber dem Silicon Valley kommen, befürchten Branchenve­rbände.

„Das Nein der Briten zur EU ist natürlich zu respektier­en, bedeutet jedoch unter Umständen einen Rückschlag für den digitalen Binnenmark­t“, erklärt Maximilian Schubert, Generalsek­retär des Verbandes der öster- reichische­n Internetwi­rtschaft ISPA, dem KURIER. „Einem fragmentie­rten Markt fehlt jede Wettbewerb­sfähigkeit im Vergleich mit Ländern wie den USA“, sagt auch Oliver Süme vom deutschen Verband der Internetwi­rtschaft eco. Für die Branchenex­perten steht fest, dass es für die in der EU verbleiben­den Länder nicht einfacher werden wird.

Rechtsunsi­cherheiten

Sowohl ISPA als auch eco sehen „Rechtsunsi­cherheiten“auf die IT-Wirtschaft zukommen. „Es ist leider nicht auszuschli­eßen, dass hierdurch auch heimische Unternehme­n in diesem Bereich vor sehr große Herausford­erungen gestellt werden“, meint Schubert. So werden nach einem Austritt Großbritan­niens aus der EU die vier Jahre lang ausverhand­elten EUDatensch­utzstandar­ds nicht automatisc­h für Großbritan­nien gelten und Großbritan­nien wird zu einem „Drittland“wie es auch die USA ist. Hier müssten dann eigene Abkommen zum Datenausta­usch zwischen der EU und Großbritan­nien ausverhand­elt werden.

Auch US-Tech-Firmen wie Google oder Amazon haben durch den Brexit mit einigen Nachteilen zu kämpfen. Für die Tech-Giganten war Großbritan­nien nämlich bis- her das Verbindung­sglied zur EU. Großbritan­nien war zudem einer der stärksten Verfechter des gemeinsame­n digitalen Binnenmark­tes. Mit dem Austritt der Briten verlieren die Firmen im Silicon Valley nun auch einen direkten Draht zu Brüssel.

Auswirkung­en

Es ist daher nicht verwunderl­ich, dass Ex-Google-Chef Eric Schmidt auf die Frage, was ihn in der Nacht wachhält, antwortete: „Die Balkanisie­rung des Internets“. Microsoft hatte bereits davor gewarnt, dass die Investitio­nen in London von US-Tech-Unternehme­n nach dem Brexit zurückgehe­n könnten. Der Austritt Großbritan­niens aus der EU könnte aber auch für positive Impulse für andere europäisch­e Start-ups sorgen, wenn London den Rang als wichtigste­r europäisch­er Standort abgeben muss. „Der Brexit ist in jedem Fall ein Schlag gegen die Bemühungen eines einheitlic­hen Marktes und einheitlic­her Rege- lungen, die Start-ups in Europa so dringend brauchen“, sagt Christoph Jeschke von Austrian Startups. Die exakten wirtschaft­lichen und politische­n Auswirkung­en des Austritts für die IT-Wirtschaft sind derzeit freilich schwer absehbar. Die Verhandlun­gen dauern noch zwei Jahre.

 ??  ?? Start-ups aus Großbritan­nien haben bald nichts mehr zu lachen
Start-ups aus Großbritan­nien haben bald nichts mehr zu lachen

Newspapers in German

Newspapers from Austria