Ein Tester – zwei Ergebnisse
Der Kiweno-Test soll verraten, welche Lebensmittel schlecht vertragen werden
Der Bluttest für zu Hause des österreichischen Start-ups Kiweno soll zeigen, welche Lebensmittel nicht vertragen werden. Man würde meinen, dass zwei Proben vom selben Blut dasselbe Ergebnis liefern – bei einem KURIERTest war das allerdings nicht der Fall: Das Blut einer Person lieferte in zwei Tests zwei verschiedene Ergebnisse.
Der „Nutreos-Test“kostet 99 Euro und wird online bestellt. Mit einer Lanzette sticht man sich in den Finger und tröpfelt ein Röhrchen mit Blut voll. Dieses kommt in das mitgelieferte Kuvert und in den Postkasten. Per Mail wird man einige Tage später informiert, dass das Ergebnis feststeht. Mit den Login-Daten meldet mansich auf der Kiweno-Webseite an und sieht auf einer Skala von 0bis 6, wie gut man rund 70 Nahrungsmittel verträgt. Der Nutreos-Test kann optional mit einem Laktose- und Histamin-Intoleranz-Test ergänzt werden (59 bzw. 39 Euro).
Ein Einzelfall
Ein KURIER-Redakteur hat zwei Tests gemacht – mit einem Zeitabstand von fünf Minuten – und sich genau an die Anleitung gehalten. Laut dem Blut der linken Hand hat er acht leichte und eine starke Unverträglichkeit. Bei der rechten Hand sind es 35 leichte und drei starke. Die Unverträglichkeiten deckten sich lediglich bei Hühnerei und verarbeiteten Fleischwaren. Laut Bianca Gfrei, Chefin von Kiweno, ist das „ein Einzelfall“. Eine Nachuntersuchungen hat ergeben, dass eine Probe „eine leichte Rotfärbung durch geplatzte rote Blutkörperchen aufweist“, was aber im Toleranzbereich liege. Dies könne durch zu starkes Quetschen des Fingers beim Blutabzapfen entstanden sein. Kiweno hat reagiert und entwickelt mit einer externen Auditorin und Partnerlaboren das Verfahren weiter, um so etwas künftig zu vermeiden. „Wir weisen die Kunden nun auch verstärkt darauf hin, wie man am besten Blut abnimmt“, sagt Gfrei.
Glaubensfrage
Außerdem haben acht Skeptiker und von Unverträglichkeiten Betroffene beim KURIER-Test mitgemacht – auch hier durchwachsene Ergebnisse: Einer der Zweifler hat laut Test eine starke Unverträglichkeit auf Hartkäse, obwohl er „kiloweise“Parmesan isst und „null“Beschwerden hat. Eine Probandin hat eine starke Unverträglichkeit auf Kasein (ist in tierischen Milchprodukten enthalten), was sich mit ihrer Erfahrung deckt. Sie ist deshalb vor Jahren von laktosefreier Kuhmilch auf Mandelmilch umgestiegen.
Kiweno betont, dass der Test als Hilfestellung zu sehen ist, kein Medizinprodukt ist und auch keine ärztliche Diagnose stellen kann. Der Test ist immer eine Momentaufnahme. Es wird empfohlen, eine bestimmte Zeit auf unverträgliche Nahrungsmittel zu verzichten. Sollte so eine Besserung eintreten, kann man langsam wieder mit der Konsumation beginnen.
Start-up
2015 war Kiweno ein Vorzeige-Projekt der österreichischen Start-up-Landschaft. Kritische Stimmen kamen erst auf, nachdem in der Puls4-TV-Show 2 Minuten 2 Millionen die Rekordsumme von sieben Millionen Euro, in der Form eines Media-Investments, in das Wiener Jungunternehmen investiert wurde. Die Basis des Zweifels ist das Testverfahren auf IgG4-Basis (siehe rechts).