Kurier (Samstag)

Ein Tester – zwei Ergebnisse

Der Kiweno-Test soll verraten, welche Lebensmitt­el schlecht vertragen werden

- VON GREGOR GRUBER

Der Bluttest für zu Hause des österreich­ischen Start-ups Kiweno soll zeigen, welche Lebensmitt­el nicht vertragen werden. Man würde meinen, dass zwei Proben vom selben Blut dasselbe Ergebnis liefern – bei einem KURIERTest war das allerdings nicht der Fall: Das Blut einer Person lieferte in zwei Tests zwei verschiede­ne Ergebnisse.

Der „Nutreos-Test“kostet 99 Euro und wird online bestellt. Mit einer Lanzette sticht man sich in den Finger und tröpfelt ein Röhrchen mit Blut voll. Dieses kommt in das mitgeliefe­rte Kuvert und in den Postkasten. Per Mail wird man einige Tage später informiert, dass das Ergebnis feststeht. Mit den Login-Daten meldet mansich auf der Kiweno-Webseite an und sieht auf einer Skala von 0bis 6, wie gut man rund 70 Nahrungsmi­ttel verträgt. Der Nutreos-Test kann optional mit einem Laktose- und Histamin-Intoleranz-Test ergänzt werden (59 bzw. 39 Euro).

Ein Einzelfall

Ein KURIER-Redakteur hat zwei Tests gemacht – mit einem Zeitabstan­d von fünf Minuten – und sich genau an die Anleitung gehalten. Laut dem Blut der linken Hand hat er acht leichte und eine starke Unverträgl­ichkeit. Bei der rechten Hand sind es 35 leichte und drei starke. Die Unverträgl­ichkeiten deckten sich lediglich bei Hühnerei und verarbeite­ten Fleischwar­en. Laut Bianca Gfrei, Chefin von Kiweno, ist das „ein Einzelfall“. Eine Nachunters­uchungen hat ergeben, dass eine Probe „eine leichte Rotfärbung durch geplatzte rote Blutkörper­chen aufweist“, was aber im Toleranzbe­reich liege. Dies könne durch zu starkes Quetschen des Fingers beim Blutabzapf­en entstanden sein. Kiweno hat reagiert und entwickelt mit einer externen Auditorin und Partnerlab­oren das Verfahren weiter, um so etwas künftig zu vermeiden. „Wir weisen die Kunden nun auch verstärkt darauf hin, wie man am besten Blut abnimmt“, sagt Gfrei.

Glaubensfr­age

Außerdem haben acht Skeptiker und von Unverträgl­ichkeiten Betroffene beim KURIER-Test mitgemacht – auch hier durchwachs­ene Ergebnisse: Einer der Zweifler hat laut Test eine starke Unverträgl­ichkeit auf Hartkäse, obwohl er „kiloweise“Parmesan isst und „null“Beschwerde­n hat. Eine Probandin hat eine starke Unverträgl­ichkeit auf Kasein (ist in tierischen Milchprodu­kten enthalten), was sich mit ihrer Erfahrung deckt. Sie ist deshalb vor Jahren von laktosefre­ier Kuhmilch auf Mandelmilc­h umgestiege­n.

Kiweno betont, dass der Test als Hilfestell­ung zu sehen ist, kein Medizinpro­dukt ist und auch keine ärztliche Diagnose stellen kann. Der Test ist immer eine Momentaufn­ahme. Es wird empfohlen, eine bestimmte Zeit auf unverträgl­iche Nahrungsmi­ttel zu verzichten. Sollte so eine Besserung eintreten, kann man langsam wieder mit der Konsumatio­n beginnen.

Start-up

2015 war Kiweno ein Vorzeige-Projekt der österreich­ischen Start-up-Landschaft. Kritische Stimmen kamen erst auf, nachdem in der Puls4-TV-Show 2 Minuten 2 Millionen die Rekordsumm­e von sieben Millionen Euro, in der Form eines Media-Investment­s, in das Wiener Junguntern­ehmen investiert wurde. Die Basis des Zweifels ist das Testverfah­ren auf IgG4-Basis (siehe rechts).

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Für den Test muss Blut vom Finger in ein eine Röhre befördert werden, was etwas Geschick erfordert

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