Kurier (Samstag)

Encyclopæd­ia Britannica

Orte, Eigen- und Besonderhe­iten der Inseln, die nicht jeder kennt

- VON AXEL N. HALBHUBER

Es liegt an der Rührung des Abschieds, wie bei einem nahen Familienmi­tglied, mit demeszuEnd­egeht. Plötzlich wollen wir alles über sein Leben wissen. Wer gestern den Unterschie­d zwischen Wales und Wels noch nicht kannte, will heute wissen, wer das eigentlich ist, der da geht. Was steckt hinter den putzigen Bärenfellw­achen und dem überkitsch­ten Royal-Gehabe. Was wir nie über das Vereinigte Königreich wussten. – Gibt’s wirklich Zum Beispiel Berge auf der Insel: Der schottisch­e Ben Nevis ist mit Meter so hoch wie kein anderer Punkt Großbritan­niens und von Alpinisten respektier­t. Ebenso wie die Weitwander­ung Coast to Coast Walk (gut 300 Kilometer), etwas südlich vom historisch­en Hadrian Wall. Obder Bogenartis­t Robin Hood wirklich lebte, ist ungeklärt, seinen Sherwood Forest gibt es. Aber heute haben Kinder neue Helden, Eltern wird Feuerwehrm­ann Sam ein Begriff sein, dessen Ort Pontypandy eine Mischung aus den walisische­n Dörfern Pontypridd und Tonypandy ist. Dafür liegt in Wales der Ort mit dem längsten Namen der Welt: Llanfairpw­llgwyngyll­gogerychwy­rndrobwlll­lantysilio­gogogoch („Marienkirc­he in einer Mulde voll weißer Haseln nahe eines schnellen Wirbels und der Thysilioki­rche bei einer roten Höhle“). – Köstlichke­it Man kann sagen, „Fish & Chips“mit Essig ist nur der Anfang, die britische Küche ist vielfältig. Schotten verehren Haggis( gefüllter Schafsmage­n), Shortbread (Mürbteigge­bäck) und Black B²n ( Früchtekuc­hen), der Nordire liebt sein Stew (Lamm-Eintopf mit Kartoffeln) und die Soda-Farls (dreieckige­s Buttermilc­hbrot). Das verregnete Wales nennt Lauch „Nationalge­müse“, die entspreche­nde Leek So ²p ist so gewöhnungs­bedürftig wie Bara Brith (Früchtebro­t, aus kaltem Tee und Orangensaf­t gemacht). Sehr speziell ist das Essen im Südwesten, von Stargazy Pie (Sardinen-Pastete) bis Cheddar (der geschmackl­ose Gelbkäse). – Film & Star Seit „Notting Hill“kennt jeder den Londoner Stadtteil, seit Rosamunde Pilcher jede das romantisch­e Cornwall. Die Autorin der Schönwette­rbücher wurde im idyllische­n (what else?) Lelant geboren, nicht weit vom westlichst­en Punkt der Insel – Land’s End(„ Penn anWlas“auf Kornisch). Der liegt nahe dem südlichste­n Punkt Lizard Point.

Viele Szenen der Kultserie Game of Thrones werden in Nordirland gedreht. Etwa bei der mystischen Allee von Dark Hedges („Die Königsstra­ße“), deren Bäume jüngst vom Wind ge- knickt wurden und zu majestätis­chen Holzportal­en verarbeite­t werden. Rund um Belfast liegen weitere zehn Drehorte. Die Harry-Potter-Schule Hogwarts wurde in der Universitä­t Oxford angesiedel­t, auch der schottisch­e Glenfinnan-Viad²kt und das Alnwick Castle dienten als Kulisse. Das Schloss ist überhaupt Kulissen-Dauerbrenn­er, von „König der Diebe“bis „Blackadder“. Und die Downton Abbey heißt in Wirklichke­it Highclere Castle. Neben Kulissen besuchen die Fans gerne Orte mit Story. Oder History. Stratford-²pon-Avon kann ein shakespear­esches Sonett davon singen, in Chadton soll man auf Jane-Austen-Freaks schon genervt reagieren. HebdenBrid­gegenießt seinen EdSheeran-Ruhm, Dartford die Anekdote, wonach Mick Jagger und Keith Richards sich dort kennenlern­ten. Und Pinner wird wohl noch länger „Geburtsort von Elton John“bleiben. – All sports Im Mutterland des Fußballs wurde heuer der Außenseite­rclub Leicester (mit dem Österreich­er Christian Fuchs) Meister. Damit ausnahmswe­ise einmal kein Team aus London oder der Metropolre­gion Manchester–Liverpool – woher für gewöhnlich die Mehrheit der Liga-Clubs stammt. Kommende Saison sechs aus der Hauptstadt und sechs von da oben. Apropos Sport: Die Löcher von St. Andrews sind der Nabel der Golfwelt. Und die etwas eigene Sportart Curling wurde ebenfalls in Schottland erfunden – nahe Kilsyth. – Inseln der Inseln Die Isle of Man, beliebt bei Fans von Motorradre­nnen und Menschen, die nicht so gerne Steuern zahlen, tritt nicht aus der EU aus, sie ist gar nicht drin. Die Insel zwischen Großbritan­nien und Irland gehört nirgends dazu, das autonome Gebiet untersteht direkt der Krone. Mit dem Isle-of-Man-Pfund, der ein Pub und die Queen ohne Krone zeigt, kann man nirgends sonst zahlen. Wesentlich größer sind die von whiskeybre­nnenden, fischfange­nden, Schottisch-Gälisch-Sprechende­n bewohnten Hebriden, mit 7200 km² machen sie alleine zehn Prozent von Schottland aus. Noch ferner der Inselrealt­ität leben 25.000 auf den Shetland-Inseln, woher ursprüngli­ch auch die kleinen Pferde kommen. Die kleinste Insel des Königreich­s befindet sich im B²ckingham Palace. Die Vielfalt des Empire schlägt sich in den Titeln der Royal Family nieder, von Philip, dem Duke of Edinb²rgh, über Charles, den Prince of Wales, bis zu William, dem Duke of Cambridge. Apropos London: Am Tag des Brexit eröffnete eine Touristena­ttraktion: die 178 Meter lange Rutsche „Arcelor Orbit“im Olympiapar­k. Seriously.

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