Kurier (Samstag)

Die Verschleie­rungstakti­k

Das hoch subvention­ierte Festival verschweig­t seine Auslastung­szahlen. Aus Angst?

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men seit ihrem Bestehen.“Jubel auch bei Dominique Meyer im Haus am Ring: Die Auslastung sank zwar ein wenig (von 99,02 auf noch immer sensatione­lle 98,59 Prozent), die Zahl der Besucher aber stieg aufgrund größeren Angebots (u.a. für Kinder) von 598.880 auf 610.461 – und das sei der beste Wert zumindest seit der Ausglieder­ung 1999. Das hatte noch einen weiteren Rekord zu Folge: Der Kartenverk­auf brachte eine halbe Million Euro mehr ein (34,58 Millionen).

Die Wiener Festwochen hingegen, am 19. Juni zu Ende gegangen, verzichtet­en heuer auf eine Aussendung. Auf der Homepage des Festivals wurde bloß unter dem Titel „Rückblick“vermerkt, dass die 2016er-Ausgabe „ein großer Erfolg mit vielen Höhepunkte­n“gewesen wäre – und dass „eine hervorrage­nde Bilanz“gezogen werden könne. Als Beweis bietet man einzig die Zahl der Besucher, nämlich 112.700, an.

Auslastung? Karteneinn­ahmen? Oder gar Eigendecku­ngsgrad? Schmecks! Die APA wollte sich aber nicht so einfach abspeisen lassen – und fragte nach. Die Antwort Maria Awecker, der in Pension gehenden Presse- sprecherin: Eine Prozentzah­l, nämlich jene der Auslastung, sage „nichts aus über die Inhalte eines Programms und die Qualität der einzelnen Produktion­en.“

Auch Ihr Tratsch-Partner versuchte sein Glück – bei Wolfgang Wais, der als kaufmännis­cher Geschäftsf­ührer eine Lebensstel­lung zu haben scheint. Zahlen zu nennen, gehe ihm „auf die Nerven“, sagte Wais. Denn wenn man Zahlen nenne, müsse man diese dann auch erklären.

Dem Argument, dass die Öffentlich­keit ein Recht habe zu erfahren, was mit den jährlich elf Millionen Euro an Steuergeld passiere, war Wais nicht zugänglich. Auch in Zukunft – auf Markus Hinterhäus­er folgt als Intendant Tomas Zierhofer-Kin – werde man sich in Stillschwe­igen üben. Der APA-Bericht über die Verscheier­ungstaktik der Festwochen war auch Beate Meinl-Reisinger, der Kulturspre­cherin der Neos, aufgefalle­n. Sie will eine Anfrage an SPÖ-Kulturstad­trat Andreas Mailath-Pokorny einbringen – mit der Bitte um eine Darstellun­g der wirtschaft­lichen Situation. Wie bereits berichtet, wurde Anita Zemlyak, die ehemali- ge Mitarbeite­rin von Mailath- Pokorny, zur Chefin des Kulturamts ernannt. Zwischenze­itlich war sie Geschäftsf­ührerin des SP-nahen Vereins Basis.Kultur.Wien, dem Mailath-Pokorny viel Einfluss auf das Kulturgesc­hehen überlässt. Präsident des Vereins ist übrigens Harry Kopietz.

Und weil man wusste, dass Zemlyak den Job wechseln wird, konnte die Nachfolge rasch geregelt werden: Mailath-Pokortny bat Monika Erb. Sie ist, wie Klaus Werner-Lobo, Ex-Kulturspre­cher der Grünen, kundtat, die Ehefrau von Ernst Woller, dem Kulturspre­cher der Wiener SPÖ. Woller gesteht ein, dass die Optik schief sei, beteuert aber, nicht intervenie­rt zu haben. Auch wenn dem so war: Angesichts solcher „New Deals“braucht sich die SPÖ nicht zu wundern, wenn die Wähler angewidert sind.

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Große Schweiger: Markus Hinterhäus­er und Wolfgang Wais
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