Kurier (Samstag)

Wales entzaubert Belgien

Die Briten (Bale, Robson-Kanu) gewannen mit 3:1 und fordern im Semifinale Portugal.

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Hal Robson-Kanu dürfte wohl selbst perplex gewesen sein, als er nach 55 Minuten plötzlich mutterseel­enallein vor Belgiens Torhüter Thibaut Courtois stand. Und weit und breit kein Verteidige­r um sich. Eine simple Körpertäus­chung, eine Drehung um die eigene Achse hatte genügt, um gleich drei belgische Spieler ins Leere laufen zu lassen. Der Rest war für den walisische­n Stürmer, der seit Freitag arbeitslos ist ( siehe Artikel rechts) ein Kinderspie­l – 2:1.

Der EM-Neuling von der Insel setzte seinen Erfolgslau­f fort und zog mit einem 3:1Sieg überrasche­nd ins Semifinale ein, wo nun die Portugiese­n warten. Überrasche­nd deshalb, weil Belgien eigentlich als Mitfavorit auf den Titel gehandelt worden war. Und überrasche­nd vor allem, weil Wales in diesem Viertelfin­ale schon früh mit 0:1 zurück lag.

Anfangsoff­ensi e

In der ersten Viertelstu­nde schienen die Belgier die Waliser förmlich zu überrennen. Nainggolan­s sehenswert­es Weitschuss­tor (13.) war nur der spektakulä­re Höhepunkt einer belgischen Anfangsoff­ensive, die gleich für eine frühe Vorentsche­idung sorgen hätte können. In der 7. Minute hatten Carrasco, Meunier und Hazard innerhalb weniger Sekunden die Führung auf dem Fuß, doch immer stand irgendein Körperteil eines Walisers im Weg.

So stark die Belgier auch begonnen hatte, so stark ließ das Starensemb­le dann nach dem verdienten 1:0 nach. Mit jeder Minute wurde offensicht­licher, weshalb bei „Geheimfavo­rit“Belgien die Betonung dann doch wohl eher auf geheim, als auf Favorit lag. Anders ausgedrück­t: Vorne können die Belgier jeden Gegner schwindlig spie- len, zugleich sind sie hinten aber jederzeit für Pannen gut.

Ab ehrsch äche

Die Waliser wussten die Defensivsc­hwächen der Belgier im Viertelfin­ale eiskalt auszunütze­n. Belgiens Teamchef Marc Wilmots hatte seine Abwehr wegen Verletzung­sproblemen neuerlich umbauen müssen und gleich drei neue Spieler gebracht.

Ohne große Mühe kam Wales zu hochkaräti­gen Torchancen, vor allem die unerfahren­en Neulinge Jordan Lukaku und Jason Denayer wurden immer wieder auf dem falschen Fuß erwischt. Bei einem Schuss von Taylor konnte Goalie Courtois noch retten (26.), wenige Minu- ten später war auch er chancenlos. Wales-Kapitän Ashley Williams kam nach einem Corner völlig frei zum Kopfball und der EM-Neuling billig zum Ausgleich (30.).

Die Belgier müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie nach der raschen 1:0Führung nicht weiter ihr Heil in der Offensive gesucht hatten. Als sie nach der Pause wieder zu stürmen begannen, war’s schon zu spät, dazu haderten sie mit Schiedsric­hter-Entscheidu­ngen.

Im Finish wurde aber ein letztes Mal das wahre belgische Dilemma deutlich. Der eingewechs­elte Sam Vokes sorgte für das 3:1 (86.). Und wieder stellte sich die Abwehr der Belgier amateurhaf­t an.

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Herzhaft: Die Waliser (Bale und Robson-Kanu) lieferten dem vermeintli­chen Favoriten einen großen Kampf und stiegen verdient auf
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Schmerzhaf­t: Nainggolan brachte Belgien in Führung – zu wenig

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