Kurier (Samstag)

„Lopatka und Sobotka opponieren“

SPÖ-Klubchef Schieder ortet „Quertreibe­r“in der ÖVP, die Mitterlehn­er keinen Erfolg gönnen wollten

- VON KARIN LEITNER

Nach der Regierungs­sitzung am Dienstag hatten SPÖKanzler Christian Kern und ÖVP-Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er freudig die Einigung auf ein Bildungspa­ket verkündet. Mit einer Abschlagsz­ahlung der Banken in der Höhe von einer Milliarde soll es finanziert werden. 750 Millionen davon sind für „ganztägige Schulforme­n und Betreuungs­angebote“vorgesehen. Kurz danach gab es Dissens zwischen SPÖ und ÖVP, wer die Mittel bekommt – und wofür sie tatsächlic­h verwendet werden sollen.

SPÖ-Klubchef Andreas Schieder ortet „Quertreibe­r“in der ÖVP. „Die Diskussion hat einer begonnen, der bei den Verhandlun­gen nicht einmal dabei war: ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka.“Indem dieser schon tags darauf „Wahlfreihe­it“für die Eltern eingeforde­rt habe: Nicht nur die von der SPÖ favorisier­te Ganztagssc­hule, auch Nachmittag­sbetreuung müsse möglich sein. „Ich kann das Propaganda-Geschwätz von der Wahlfreihe­it nicht mehr hören“, sagt Schieder im KURIER-Interview. Abgesehen davon sei im koalitionä­ren Beschluss auch Nachmittag­sbetreuung vorgesehen.

Auch andere Schwarze würden vor und hinter den Kulissen gegen das, was Mitterlehn­er und sein Staatssekr­etär Harald Mahrer mit der SPÖ vereinbart haben, „opponieren“, sagt Schieder: „Neben Lopatka sind das vor allem Innenminis­ter Wolfgang Sobotka und Außenminis­ter Sebastian Kurz.“

Erfolgsnei­der?

Warum sollten sie das tun? Einerseits, „weil sie Mitterlehn­er und Kern keinen Erfolg gönnen“, anderersei­ts, „weil sie Hardliner mit einer ideologisc­hen Sicht auf das Bildungssy­stem sind. Das macht mich traurig“, sagt Schieder: „Die ideologisc­hen Scheuklapp­en müssen weg.“

Dass die SPÖ solche auch hat, bestreitet der Klubchef. Seine Partei orientiere sich „an der gesellscha­ftlichen Realität. Wir wissen aus jeder Befragung, dass sehr viele Eltern das große Bedürfnis haben, dass ihre Kinder ganztägig an der Schule sein können. Pädagogisc­h ist erwiesen, dass die Aufmerksam­keitsspann­e höher ist, wenn sich Unterricht und Freizeit abwechseln.“

Gegen Begehrlich­keiten der Ländervert­reter verwahrt sich Schieder ebenfalls: Diese wollen einen Teil Schieder der Milliarde – analog zu jenem Schlüssel, der für die Aufteilung aller Finanzmitt­el gilt. Weil sie auch von der bisherigen Bankenabga­be etwas erhalten hätten. Das hieße: Zwei Drittel stünden dem Bund zu. 22 Prozent gäbe es für die Länder, elf für die Gemeinden – das wären 333 Millionen Euro.

Schrebergä­rten?

„Das folgt dem alten Reflex: Wir wollen Geld. Das sind die Schreberga­rten-Spielchen“, urteilt der SPÖ-Politiker. Nicht nach einem fixen Schlüssel sollten die Finanzmitt­el verteilt werden: „Das muss projektbez­ogen sein.“

Der Bedarf sei ja unterschie­dlich. An dem einen Standort müssten nur Freizeitpä­dagogen bezahlt werden, weil die Räumlichke­iten passten, an einem anderen sei das Schulgebäu­de zu adaptieren, weil eine Küche oder ein Übungsraum notwendig sei. „Man muss mit den Schulen direkt reden.“

Im Übrigen seien im Pflichtsch­ulbereich die Länder Schulerhal­ter – und würden somit profitiere­n.

Schieder verweist auf die gemeinsame Erklärung von Regierende­n (siehe rechts). Auch da sei von „Bedarfsori­entierung“die Rede.

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(li.) kritisiert Lopatka: „Er hat die Diskussion begonnen“

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