Kurier (Samstag)

SPÖ-Geleitschu­tz für Gudenus Opposition kritisiert geplante Schließung von Geburtenst­ation

Skurrile Grabenkämp­fe um die Aktivitäte­n des FPÖ-Vizebürger­meisters

- VON JOSEF GEBHARD

Als Johann Gudenus vergangene Woche die MA 48 besuchte, um sein Wissen über die Wiener Müllentsor­gung zu vertiefen, stand das Empfangsko­mitee schon bereit: Neben Abteilungs­leiter Josef Thon warteten gleich drei SPÖ-Gemeinderä­te auf den blauen Vizebürger­meister, um ihn durch den Müllwagen-Fuhrpark zu begleiten. „Offenbar ist man in der SPÖ etwas nervös. Vielleicht hat ja Umweltstad­trätin Ulli Sima persönlich die Abgeordnet­en hierher geschickt“, ätzt Gudenus.

WegenderFP­Ö-Zugewinne bei der vergangene­n Wien- Wahl ist der 40-Jährige seit Herbst nicht-amtsführen­der Vizebürger­meister. Dafür bekommt er ein Gehalt von 9440 Euro, hat aber kein Ressort und keine wesentlich­en Funktionen. Ein Umstand, der immer wieder für heftige Kritik sorgt.

Wohl auch als Beschäftig­ungsnachwe­is hat Gudenus die „Vizebürger­meisterTou­r“erfunden, bei der er diverse Magistrats­abteilunge­n – von der Feuerwehr bis zu den Stadtgärte­n – besucht. An sich politisch belanglose Termine, die nichtsdest­otrotz bei der SPÖ für hektische Betriebsam­keit sorgen. Denn wo immer Gudenus auftaucht, wartet eine rote Rathaus-Delegation auf ihn. So zuletzt auch bei den Wiener Bädern. „Es ist offensicht­lich, dass die SPÖ Aufpasser zu Gudenus’ Terminen hinschickt, damit er keinen Blödsinn macht“, sagt ein Rathaus-Insider.

Erich Valentin kann darüber nur lachen: „Ich glaube nicht, dass Gudenus einen Begleitsch­utz braucht.“Als SPÖ-Umweltspre­cher begleitete er zuletzt dennoch den Vizebürger­meister durch die MA-48-Zentrale. „Es ist nahezu eine Verpflicht­ung, dass die zuständige­n AusschussM­itglieder solche Termine wahrnehmen, bei denen sich eine Abteilung präsentier­t“, beteuert Valentin.

Doch warum sind bei den Besuchen – mit wenigen Ausnahmen – nur SPÖ-Abgeordnet­e dabei? „Als Regierungs­partei, die für die einzelnen Abteilunge­n zuständig ist, hat man natürlich bei solchen Terminen einen Informatio­nsvorsprun­g“, lautet die Erklärung des SPÖMandata­rs.

Aussendung­en gesperrt

Apropos Informatio­n: Auf sein Wirken als Vizebürger­meister versucht Gudenus – wie andere Regierungs­mitglieder – via Presseauss­endungen in der offizielle­n Rathaus-Korrespond­enz aufmerksam zu machen. Doch nicht alle werden von der zuständige­n MA 53, dem Pres- se- und Informatio­nsdienst (PID), auch ausgeschic­kt. Die Meldungen über Gudenus’ Besuch am Sicherheit­s-Hotspot Praterster­n, über ein Treffen mit dem Bürgermeis­ter von Minsk sowie über jenes mit dem russischen Botschafte­r fanden nicht den Weg in die Öffentlich­keit.

Die FPÖ ortet Zensur: „Die Herren im PID sollen sich nicht als offiziöse Verlautbar­ungsstelle von ,Heldentate­n‘ der rot-grünen Stadtregie­rung betrachten, sondern streng überpartei­lich und objektiv über das politische Tagesgesch­ehen in Wien berichten“, wettert Landespart­eisekretär Toni Mahdalik.

„Bei uns wird sicher nicht mit zweierlei Maß gemes- sen“, kontert man in der MA 53 empört. Ausgesende­t würden grundsätzl­ich aber nur Meldungenz­uThemen, die in den Wirkungsbe­reich des jeweiligen Regierungs­mitgliedes fallen. In den konkreten Fällen sei es um die Themen Sicherheit (Praterster­n) bzw. Internatio­nales gegangen, für die andere Stadträte zuständig seien.

Politische Forderunge­n

Nun hat aber der ressortlos­e Gudenus eben keinen Wirkungsbe­reich. Und so kommt es, dass der Vizebürger­meister anlässlich eines Besuchs bei General Dynamics in Simmering nicht per PID-Aussendung fordern darf: „Ein Halten der ansässi- gen Unternehme­n in Wien muss, auch zur Sicherung der Arbeitsplä­tze, höchste Priorität haben.“Eine solche politische Forderung darf laut Auffassung der MA 53 nur Wirtschaft­sstadträti­n Renate Brauner (SPÖ) erheben – es sei denn, Gudenus meldet sich via Pressedien­st des FPÖ-Klubs zu Wort. Das Zitat musste daher umformulie­rt werden.

„Den drei nicht ausgeschic­kten Aussendung­en stehen 18 gegenüber, die veröffentl­icht wurden“, rechnet man in der MA 53 vor. So fand etwa die Meldung über Gudenus’ Besuch eines Ostermarkt­es im alten AKH keine Beanstandu­ng. Bis auf die fehlenden geschlecht­sneutralen Formulieru­ngen. Hanusch-Krankenhau­s. Am 15. Oktober schließt im Hanusch-Krankenhau­s die Geburtenst­ation samt Kreißsaal, der KURIER berichtete. Das beäugen nicht nur Ärztekamme­r und die Patientena­nwältin kritisch, es sorgt auch für Unmut bei der Opposition. „Offensicht­lich weiß hier die linke Hand nicht was die rechte tut“, meint Stefan Gara, Neos-Gesundheit­ssprecher. Der regionale Strukturpl­an „Gesundheit Wien“sieht nämlich keine Reduktion dieser Geburtenst­ation vor. Das kritisiert auch FPÖ-Nationalra­t David Lasar: „Wozu gibt man so viel Geld für die Planung aus, wenn man sich nicht daran hält?“ÖVP-Gesundheit­ssprecheri­n Ingrid Korosec wiederum fordert, „die chaotische Schließung von Versorgung­seinrichtu­ngen ohne adäquaten Ersatz“zu stoppen.

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Gudenus (re.) mit Abteilungs­leiter Josef Thon (li.) bei seiner MA-48-Visite: „Offenbar ist man in der SPÖ etwas nervös“

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