Kurier (Samstag)

Auch bei Übelkeit schmeckt die Apfeltarte

Bretagne, Provence, Normandie.

- – P.PISA

Der Deutsche Jean-Luc Bannalec ist der Bekanntest­e unter den falschen Franzosen.

Unter dem Pseudonym erschien soeben der fünfte Fall mit Kommissar Dupin, „Bretonisch­e Flut“. Er schmeckt nach Meer, das macht Bannalec immer gut, man denkt an Urlaub und Perlmuttmu­scheln mit salziger Butter und Pfeffer. Man denkt nicht unbedingt an seltsame Sätze wie jenen vom „traumhafte­n Tag, der sich nicht kümmerte um die Tragödie, die sich hier gerade abspielte ...“

Das ist so bei den Tagen, nicht nur bei traumhafte­n.

Eine Berufsfisc­herin ist ermordet worden, eine Delfinexpe­rtin ist ermordet worden – das gibt Gelegenhei­t für das zweite Plus dieser Serie: Man lernt etwas, jetzt konkret über Fischfang, der in der Bretagne ein noch wichtigere­r Wirtschaft­szweig ist als der Tourismus. Wer ist der Mann, der zur Begrüßung bitteren Magensaft im Mund hat? Kommissar Duval. Er ermittelt in Cannes, wo auch die Autorin lebt. (Christine Cazon war früher eine Frau Dreher.) In seinem dritten Fall muss er auf schaukelnd­er Fähre zur vorgelager­ten Insel Sainte Marguerite. Freundlich­erweise kotzt er nicht. Sondern isst dort im Bistro Eintopf und Apfeltarte. ... und ein, zwei Matrosen sind ermordet worden.

„Stürmische Côte d’Azur“bietet nicht viel Neues unter französisc­her Sonne – zumal auch Bannalecs Kommissar Dupin leicht seekrank wird. Auch Duval ist sympathisc­h und, man sollt’s nicht für möglich halten, er ist der 468. Polizist, der geschieden ist. Enten ohne Kopf, ein Hund, der immer an vier Bäumen schnuppert, bevor er an den fünften pinkelt (aber jetzt kommt er nicht mehr; warum kommt er nicht mehr?) ... braucht’s da noch einen Erschossen­en, der unter Wasser am Bungeeseil hängt?

Was der ARD- Journalist Benjamin Cors aus der Normandie herausholt, könnte zur persönlich­en Lieblingss­erie werden.

In der Hauptrolle: Nicolas Guerlain. Er ist kein Polizist, sondern Bodyguard der französisc­hen Regierung. In „Küstenstri­ch“ist er auf einer Party im Einsatz.

Dass vor zwei Jahren seine Lebensgefä­hrtin verschwund­en ist, beschäftig­t ihn allerdings viel mehr: Man saß gemeinsam in einem Konzert, bei Gustav Mahlers Adagietto stand sie auf, ging kurz hinaus – und ist nun schon zwei Jahre fort.

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Seine Mutter ist Französin: ARD-Journalist Benjamin Cors
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