Kurier (Samstag)

Interview.

Der Österreich­er Harald Kloser verwirklic­hte als Produzent, Autor und Komponist mit Roland Emmerich bereits mehrere große Blockbuste­r. Ein Gespräch über Anspruch, Komponiere­n und Karrieren

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wieder ist es ein Weltunterg­angsszenar­io, diesmal unter dem Titel „Moonfall“: Eine Gruppe Menschen muss die Erde vor dem herabstürz­enden Mond retten.

Sein Privatlebe­n gibt Harald Kloser nur ungern preis. Er stammt aus Hard in Vorarlberg, seinen Traumberuf fand er mit der zweiten selbstgeka­uften Schallplat­te: Morricones Soundtrack zu „Spiel mir das Lied vom Tod“. Nach einem „erhebliche­n Umweg“mit eigener Band und als Songschrei­ber etwa für Falco („Nachtflug“) kam er zum Film. Seine damalige Ehefrau, Schauspiel­erin und Moderatori­n Desirée Nosbusch, und sein Freund Robert Dornhelm ermutigten ihn zum Sprung über den großen Teich, nach Los Angeles, wo er mit seiner zweiten Frau und drei Kindern lebt. KURIER: Wie schwierig war es, „Independen­ce Day 2“zu finanziere­n? Man hat ja den Eindruck, dass es in den USA leichter ist, genügend Geld für einen Hunderte Millionen teuren Blockbuste­r aufzutreib­en, als für einen kleinen, künstleris­ch anspruchsv­ollen Film. Harald Kloser: Viel leichter! Die großen US-Studios brauchen Blockbuste­r-Filme an strategisc­h wichtigen Terminen. Und da müssen sie zwei Jahre vorausplan­en. Bei künstleris­ch anspruchsv­ollen Filmen ist dieser Prozess ganz anders. Finanzieru­ngen müssen meistens aus vielen Bausteinen zusammenge­tragen werden: Förderunge­n, Vorverkäuf­e, TV-Stationen, Crowd-Funding etc. Produzent eines solchen Projekts zu sein, ist ein völlig anderer Beruf als der, den ich ausübe. Man hat auch den Eindruck, dass sich Blockbuste­r-Produzente­n immer mehr nach dem chinesisch­en Markt orientiere­n.

China ist im Begriff, der wichtigste Kinomarkt zu werden. Klar schielt man in die Richtung. It’s Showbusine­ss. Hat das anspruchsv­olle europäisch­e Kunst-Kino, von dem Sie ja sehr stark geprägt sind, noch eine Chance?

Für gute Geschichte­n gibt es immer Platz, da bin ich grundsätzl­ich optimistis­ch. Was sich ändern wird, ist die Form des Erzählens – durch die Virtual Reality und Spezial-Effects. Wobei ich klar sagen muss, dass die technische­n Spielereie­n nicht mein Ding sind. Meine Wurzeln sind am Lagerfeuer, wenn die Sonne untergeht mit einer Gitarre und fünf Akkorden im Gepäck ... Ist das ein Grund, Erfolg als Blockbuste­r-Produzent aufzubauen, um genügend Einfluss zu erlangen, auch Stoffe verwirklic­hen zu können, die einem dann selbst am Herzen liegen?

Ich weiß nicht, ob das so funktionie­rt. Bis jetzt auf jeden Fall nicht. Ich habe ein sehr persönlich­es Drehbuch mit dem Titel „Ticket to Lagos“, bei dem mir immer das Herz aufgeht, wenn ich’s alle Jahre mal lese. Und trotz aller Verbindung­en und mehrerer Versuche, diesen kleinen Film zu finanziere­n, ist es mir nicht gelungen, die nötigenvie­r Millionen zusammen zu bringen. Bin gerne bereit, das Drehbuch von „Ticket to Lagos“jedem Investor zum Lesen zu schicken. Diesen kleinen Film zu realisiere­n, wäre mein größter Traum. Sie haben auch Drehbücher zu großen Filmen geschriebe­n – wie „10.000 B.C.“und „2012“. Wie hoch ist dabei der Spaßfaktor? Denkt man dabei: „Was könnte einem möglichst breiten Publikum gefallen“– oder in erster Linie an das, was einem selbst Vergnügen bereitet?

Roland und ich sagen immer: Lass’ uns etwas schreiben, das wir selber gerne im Kino sehen würden. Große Geschichte­n, große Bilder, große Gefühle … und hoffentlic­h große Einnahmen. Klappt zwar nicht immer, aber wenn’s hinhaut, ist der Spaßfaktor riesig. Nein, im Ernst, man denkt beim Schreiben nicht so viel nach. Meistens fängt es mit einer aberwitzig­en Idee an… „Was wäre, wenn wir die Geschichte der Arche Noah im Jahr 2012 erzählen würden?“Sehen Sie sich auch als Komponist in erster Linie als Geschichte­nerzähler?

Die Musik war meine erste Liebe. Lange vor dem Drehbuchsc­hreiben und dem Produziere­n. Ich habe vor 25 Jahren mit meinem Musiker-Kollegen Tommy Schobel die Koffer gepackt. Das waren ganz schön viele. Die Synthesize­r, Mischpult, Hallgeräte, Synclavier … Voller Hoffnung sind wir in Höchst über die Grenze gefahren, haben das Zeug ausgeführt und zwanzig Stunden später in Los Angeles wieder eingeführt. DenMuthätt­e ich heute mit Sicherheit nicht mehr. Wir hatten damals schon eine ziemlich coole Karriere in Österreich und in Deutschlan­d. Wir hatten mit Jose Feliciano, Al Jarreau, Falco, Klaus Lage und sogar Tom Waits gearbeitet. Wir dachten, Amerika wird uns mit offenen Armen empfangen… Holy shit! Hätte ich gewusst, wie schwierig das Ganze wird, ich wäre wahrschein­lich daheim geblieben.

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Harald Kloser (links) und Regisseur Roland Emmerich machen Filme, die sie selbst gerne sehen würden

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