Kurier (Samstag)

Wer Hass sät, erntet mörderisch­en Hass

- JOSEF VOTZI eMail an: josef.votzi@kurier.at auf Twitter folgen: @JosefVotzi

Polizeiala­rm im deutschen Erlangen – und hinterher keine Meldung über ein Bekenntnis des IS.

Gestern war sie endlich da, die erste Sommerloch-Meldung des „Annus horribilis“2016: „Geräusche haben einen Mann derart irritiert, dass er die Polizei rief. Die Streife durchsucht­e das Anwesen und entdeckte die zwei Igel. ,Igel fauchen laut während des stundenlan­gen Aktes – am meisten Krach macht das Männchen‘, erklärt eine Expertin die verdächtig­en Geräusche. Die Igel ergriffen im Schein der Polizeitas­chenlampen die Flucht.“

Das „Sommerloch“hatte bisher nichts zu melden. Die Katastroph­en-Nachrichte­n machten noch keine Minute Ferien. Die bedrückend­e Meldungsla­ge ist dabei, tiefe Spuren im alltäglich­en Leben zu hinterlass­en: Die einen setzen sich der Gefahr von noch mehr „Bad News“erst gar nicht mehr aus und verweigern jeden Medienkons­um. Die anderen suchen besser damit zurechtzuk­ommen, indem sie auch privat bald von nichts anderem mehr reden.

Da helfen auch Statistike­n wenig, die belegen, dass es in den letzten Jahrzehnte­n weitaus mehr Terror-Tote gegeben habe als jetzt. Der Terror von heute hat eine neue Qualität: Er ist dabei, unseren Alltag zu verändern.

Fakten statt Fiktionen

Nachhaltig helfen kann nur eine andere Grundeinst­ellung: Wissen statt Wut; Informatio­n statt Emotion; Fakten statt Fiktionen.

Der Attentäter von Nizza und die feigen IS-Mörder, die in der Nähe von Rouen erstmals einem Priester die Kehle durchgesch­nitten haben, waren keine Flüchtling­e.

Der psychisch kranke Teenager von München, der fast ein Dutzend Gleichaltr­ige mit in den Tod riss, verstand sich als „Arier“und bewunderte die AfD, verehrte Hitler und den norwegisch­en Rechtsradi­kalen Breivik .

Der IS-Selbstmord­attentäter von Ansbach kam vor zwei Jahren als Flüchtling nach Europa und stand vor der Abschiebun­g. Die jüngsten IS-Anschläge in Frankreich gehen auf das Konto von jungen Männern mit Migrations­hintergrun­d, die schon lange im Land lebten.

Hurra-Patriotism­us und Soldaten-Friedhöfe

Gefragt sind weniger falsch verstanden­e Toleranz und mehr Konsequenz, wer ins Land darf und wer hier und jetzt wieder raus muss. Aber: Nicht jeder abgelehnte Asylwerber ist eine Zeitbombe. Nicht jeder Muslim ist ein potenziell­er Terrorist.

Der rechtsextr­eme Hintergrun­d des Jugendlich­enMörders von München belegt ein Mal mehr: Labile und psychisch kranke Menschen sind für jede Spielart von radikaler Propaganda anfällig.

Wohin noch mehr Fremdenfei­ndlichkeit und (nationalis­tischer) Hass führen, ist auf den Soldatenfr­iedhöfen dieser Welt zu besichtige­n: Hurra-Patriotism­us und Nieder-mit-den-Vaterlands­verrätern führen direkt ins Grab.

Wer noch mehr Hass schürt,wird noch mehr mörderisch­en Hass ernten. Und dann ist es endgültig vorbei mit der baldigen Aussicht auf das gute alte Sommerloch.

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Der München-Attentäter bewunderte die AfD, die Mörder in Frankreich den IS – anfällig für Hass waren sie alle.

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