Kurier (Samstag)

Fitness-Check für die Bankenwelt

Raiffeisen schneidet schlecht ab, für die Krisenbank Monte dei Paschi gibt es einen Rettungspl­an

- VON CHRISTINE KLAFL

Der Arbeitgebe­r ist pleite, einer neuer Job ist jetzt länger nicht in Sicht. Außerdem ist die Waschmasch­ine eingegange­n, das Auto spinnt und der Freund, dem man Geld geborgt hat, kann nicht zahlen. Eine ziemliche Katastroph­e, die nur einigermaß­en zu überstehen ist, wenn man genügend Geld zurückgele­gt hat. Ungefähr so kann man sich einen Stresstest vorstellen, dem sich jetzt 51 europäisch­e Banken unterziehe­n mussten.

Die Simulation dabei: Die Wirtschaft bricht über Jahre hindurch ein, die Immobilien­preise stürzen ab, Kreditnehm­er können zumindest Teile des geborgten Geldes nicht zurückzahl­en. Bei den österreich­ischen Banken – Erste Group und Raiffeisen Zentralban­k – wurden zudem Einbrüche in Osteuropa simuliert. Dieser Raum ist für heimische Institute besonders wichtig. Für die Aufseher wichtig dabei ist, mit wie viel Eigenkapit­al die Risikoposi­tionen abgesicher­t sind, sprich, wie hoch die Kernkapita­lquote ist.

Österreich-Ergebnisse

„Es war der strengste Test, den wir je hatten“, sagte Helmut Ettl, Chef der Finanzmark­taufsicht (FMA), am späten Freitagabe­nd nach Veröffentl­ichung der Testergebn­isse. Die Erste Group kam mit dieser Strenge noch ganz gut zurecht. Im simulierte­n Horrorszen­ario würde der Kapitalpol­ster der Bank auf 8,2 Prozent schrumpfen – das bedeutet Durchschni­tt. Damit wäre die Erste besser als die Deutsche Bank und die Commerzban­k mit 7,8 bzw. 7,4 Prozent. „Wir sind sehr erfreut, dass dieser Stresstest die Stärke der Kapitalbas­is und des Geschäftsm­odells der Erste Group unterstrei­cht“, so Erste-Group-Chef Andreas Treichl am späten Freitagabe­nd in einer Aussendung.

Die RZB schaffte im simulierte­n Stress dagegen nur 6,1 Prozent. Das war zwar mehr als der Polster von 5,5 Prozent, den die Aufsicht zuletzt verlangte. Schlechter als die RZB schnitten allerdings nur die Allied Irish Bank (4,3 Prozent) und die italienisc­he Bank Monte dei Paschi (minus 2,44 Prozent) ab.

Dieses Ranking kann allerdings nicht die gesamte Wahrheit abbilden. Im jüngsten Stresstest wurden die Bankdaten vom Jahreswech­sel verarbeite­t. Institute, die seither ihren Kapitalpol­ster aufgefüllt haben, können mittlerwei­le deutlich besser da stehen, als es dieses Ranking zeigt. Die RZB etwa hat ihre Beteiligun­g an der UNIQA kürzlich reduziert, was Eigenkapit­al gebracht hat. Und die geplante Fusion mit der RBI soll den Kapitalpol­ster weiter auffüllen.

Sorgen mit Italien und Irland

Das Bankhaus Monte dei Paschi di Siena (MPS), die drittgrößt­e Bank Italiens, sowie zwei irische Geldhäuser (Allied Irish, Bank of Ireland) haben beim Stresstest ihren Ruf als Sorgenkind­er untermauer­t. Die MPS hätte einen Schock, wie er simuliert wurde, nicht überlebt. Kurz vor der Veröffentl­ichung der Testergebn­isse am Freitag war die Rettung da: Die EZBgabgrün­es Licht für denPlan, mit dem die älteste nochexisti­erende Bankder Welt bestehen bleiben kann. Ein Konsortium aus mehreren Banken steht parat, das für eine MPS-Kapitalerh­öhung umfünfMill­iarden Euro garantiert. Zum anderen soll die MPS faule Kredite im Volumen von 27,7 Milliarden Euro zum Preis von 33 Prozent ihres Buchwertes verkaufen. Das bedeutet: Die Krisenbank wird mit einem Schlag mehr als die Hälfte ihrer faulen Kredite los und nimmt etwa 9,2 Milliarden Euro ein.

Am unteren Ende der Testergebn­isse ist auch die UniCredit zu finden (Platz 46 von 51). Zur UniCredit berichtet der Standard, dass das Institut bis zu zwei Milliarden Euro in die Bank Austria einschieße­n soll, damit diese nach der Abspaltung des Osteuropa-Geschäfts ausreichen­d kapitalisi­ert bleibt. Nur bei einer Kapitalspr­itze wollen die Aufseher der Abspaltung zustimmen. Eine Milliarde soll es sofort, den Rest in den kommenden zwei Jahren geben.

Der jüngste Bankentest gilt als eine Art Zwischenze­ugnis. Die Testergebn­isse sollen der europäisch­en Bankenaufs­icht dabei helfen, die individuel­len Kapitalpol­ster festzulege­n, die sie künftig von den Geldhäuser­n verlangen werden. Etwas Positives war zumindest festzustel­len: Im Vergleich zu vorangegan­genen Tests erwiesen sich die Geldhäuser als vergleichs­weise stabil. „Einzelne Banken zeigten allerdings deutliche Schwächen“, hieß es von der Bankenaufs­icht.

 ??  ?? Maximaler Stress für die europäisch­en Banken: Im Test wurden schwere Wirtschaft­seinbrüche samt dem Verfall der Immobilien­preise simuliert
Maximaler Stress für die europäisch­en Banken: Im Test wurden schwere Wirtschaft­seinbrüche samt dem Verfall der Immobilien­preise simuliert
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