Kurier (Samstag)

Kieferabdr­ücke und Schuheinla­gen: HP macht 3-D-Druck für Industrie

Geschäftsz­weig.

- VON BARBARA WIMMER

Im Forschungs­labor von HP in einem Vorort von Barcelona stehen 20 3-D-Drucker in einem Raum. Die Luft ist stickig, es ist heiß und es riecht nach Kunststoff. Dort werden die neuen Geräte auf Herz und Nieren getestet. Die riesigen Drucker, die Gegenständ­e mit einer Größe von 40,6 mal 30,5 mal 40,6 Zentimeter­n drucken können, surren vor sich hin.

Mit dem neuen 3-DDruck-System Multi Jet Fusion, das der Druckerher­steller seit Mai anbietet, will HP die nächste industriel­le Revolution einläuten. Wenn es nach dem Konzern geht, wird sich 3-D-Druck nämlich vor allem im Industrie-Bereich durchsetze­n. Dieser Markt ist Schätzunge­n zufolge derzeit vier Milliarden Dollar schwer, soll in den nächsten Jahren aber stark wachsen. Der Markt im Bereich Modellbau soll etwa um 26 Prozent zulegen, im Produktion­sbereich um 37 Prozent.

Individual­isierung

Das Motto: Individual­isierung trotz Massenfert­igung. Partnersch­aften mit Siemens und BMW gibt es dazu bereits. In Massenfert­igung sollen etwa individuel­le Einzelstüc­ke wie Kieferabdr­ücke oder unterschie­dliche Gipse und Prothesen in Kooperatio­n mit Medizinher­stellern angefertig­t werden. Mit dem Sportartik­el-Hersteller Nike ist etwa eine Kooperatio­n geplant, um individuel­le Schuheinla­gen herzustell­en. Auch Astronaute­n-Zubehör soll mit dem HP-System gedruckt werden können.

Außerdem soll es durch eine Erweiterun­g der Material- und Farbpalett­e möglich werden, die Eigenschaf­ten der Teile anzupassen. Damit lassen sich auchGegens­tände mit eingebaute­n Sensoren drucken.

Rund 400 Techniker arbeiten in dem modernen La- bor, um die neuartige Technologi­e, die hier zum Einsatz kommt, weiter zu verbessern. Sie basiert auf dem bekannten Inkjet-Druckverfa­hren von HP. Damit hat der Konzern viele Jahre lang Erfahrung. Temperatur­sensoren überprüfen den Zustand des verwendete­n Material regelmäßig, damit es möglichst wenig Verschleiß gibt. Bei dem Prozess kann rund 80 Prozent des nicht geschmolze­nen, überschüss­igen Materials wiederverw­endet werden. „Das Geheimnis hinter unserer Technologi­e hat etwas mit der Kontrolle der Temperatur beim Druckverfa­hren zu tun“, sagt Jesus Lopez, Leiter des 3-D-Labs von HP. Bei HP ist man davon überzeugt, dass es eine große Nachfrage nach gedruckten Produkten geben wird, allerdings nicht so sehr bei Endkonsume­nten. „Bis 3-DDruck für die breite Öffentlich­keit interessan­t wird, dauert es noch viele Jahre“, meint Alex Monino, Marketing Director von HP.

Österreich ist neben zehn weiteren Märkten in Europa einer der ersten, in denen man mit den neuen 3-DDruckern an den Start gehen möchte. „Wir suchen nach Unternehme­n, die die digitale Transforma­tion vorantreib­en wollen. Hier ist Österreich ein Standort, der sehr vorwärtsge­richtet ist und damit ist es ein wichtiger Markt für uns“, sagt Monino.

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In einem Vorort von Barcelona hat der USKonzern ein Labor für 3-DDruck eröffnet. Hier wird viel getestet
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