Unterm Strich von allem zu wenig
Mangelnde Effizienz, wenig Präzision, kein Selbstvertrauen, zu viele verletzte Spieler
Nach der EURO ist bekanntlich vor der WM-Qualifikation. Deshalb nutzte die ÖFBSpitze die Analyse der EM, um endlich einen Schlussstrich unter das enttäuschende Turnier zu machen, ehe man Anfang September schon wieder in Georgien zu alter Stärke auflaufen will.
Die Frankreich-Bilanz von Präsident Leo Windtner, Sportdirektor Willi Ruttensteiner, dessen Vertrag verlängert wurde, und Teamchef Marcel Koller brachte nicht wirklich Neuigkeiten ans Tageslicht, sie glich eher einer Nacherzählung von ohnehin Bekanntem.
Ruttensteiner nahm Koller gleich vorweg in Schutz mit dem Argument, ein Teamchef sei stets von der Qualität und dem Zustand der Spieler abhängig. Das hatten schon einige Teamchefs vor Koller stets betont und wurden kritisiert, sich in Ausreden flüchten zu wollen.
Mangelnde Fitness
Acht Spieler des EURO-Kaders seien nicht in bestem physischen oder psychischen Zustand ins Teamcamp eingerückt. Da sind einem Teamchef freilich die Hände gebunden. Koller: „Es ist uns nicht gelungen, die Spieler in der kurzen Zeit auf den nötigen Level zu bringen.“Eingeständnis, Selbstkritik. Ansonsten ortete Koller bei sich keine Fehler und würde die meisten Dinge wieder so machen. „Natürlich kann man immer etwas besser machen. Aber man muss dort vor Ort Entscheidungen treffen.“
Ebenso hätte man den Spielern den erhöhten Druck des Großereignisses nehmen können – allein, es gelang nicht. Weil sich einige von ihnen präsentieren und für neue Vereine empfehlen wollten. Arnautovic wollte weg von Stoke, Junuzovic den nächsten Schritt machen, die Absteiger Harnik und Klein wollten sich eine Erstklassigkeit erspielen, Dragovic befand sich mitten in den Verhandlungen mit Leverkusen, Alaba wollte der Welt beweisen, dass er auch im Mittelfeld Weltklasse ist. Die meisten Vorhaben wurden nicht Realität. Koller: „Ich habe schon im Frühjahr darauf hingewiesen, dass es wichtig wäre, wenn die vertragliche Situation bei jedem Spieler vor der EURO geklärt wäre.“Wunschdenken.
Weniger die Fans oder die Medien erzeugten eine völlig überhöhte Erwartungshaltung, wie Windtner meint, vielmehr machten sich die Teamspieler selbst Druck, an dem sie in Folge scheiterten. Ruttensteiner: „Ungarn und Island sind mit einer ganz anderen Erwartung ins Turnier gestartet als wir.“
Fehlerhaft
Weiter in der Analyse: Laut Koller, der die drei Gruppenspiele noch einmal auf Video seziert hatte, fehlte es generell ander nötigen Konzentration und Präzision. Auffällig viele Fehlpässe seien den Spielern unterlaufen, der Spielauf bau sei von allem, nur nicht von Selbstvertrauen geprägt gewesen.
Weil das sonst so gut praktizierte Pressing nicht funktioniert, litten Offensive wie Defensive. „Gegen Ungarn haben wir irgendwie mit der Handbremse agiert.“Weg war das Selbstverständnis der Qualifikation, als vieles mit verbundenen Augen geklappt hatte.
Die Quintessenz vor der WM-Qualifikation? Die EMTeilnahme war herausragend, weil historisch. Nun gelte es, sich unter den Top 20 der Welt dauerhaft zu etablieren. Windtner: „Eine NichtTeilnahme soll zur Ausnahme werden.“Und personell? Koller sieht Alaba trotz FuchsRücktritts im Mittelfeld, „weil er dort extrem wichtig für uns ist. Er ist torgefährlich und kann entscheidende Pässe spielen.“Und zu Janko gibt es noch immer weit und breit keine adäquate Alternative als Solospitze.