Ein Garten zum Zusammenwachsen
Anrainer beleben das Matznerviertel. Nun gibt es hier auch den ersten Gemeinschaftsgarten des Bezirks
im Matznergarten Paradeiser und Kohlrabi, Radieschen und Karotten an – und hat im vergangenen halben Jahr mehr Nachbarn kennengelernt als in den 25 Jahren zuvor.
Baumscheibe & Bankerl
An diesem Vormittag haben sich Lidia Brandstätter, Willi Nowak und Beatrix Eichinger vom Verein „Lebenswertes Matznerviertel“hier eingefunden. Seit drei Jahren ist die Initiative darum bemüht, das Grätzel zwischen Linzer Straße und Märzstra- ße zu beleben – beim Spaziergang durchs Viertel erzählen sie wie; nämlich mit begrünten Baumscheiben, mit Veranstaltungen und Vorträgen, vielleicht bald mit einem weiteren Radweg und einer multifunktionalen Straße inklusive Sitzgelegenheiten in der Goldschlagstraße. Derzeit liegen diese Projekte dem Bezirk zur Begutachtung vor.
Lidia Brandstätter macht auf das Bankerl vor der Trafik in der Missindorfstraße aufmerksam. „Dank der Bank hat es eine ältere, gehschwa- che Nachbarin zum Beispiel wieder zur Bäckerei unten auf der Linzer Straße geschafft“, sagt Brandstätter. „Weil sie hier einen Zwischenstopp einlegen und neue Kräfte sammeln konnte.“In einer Zeit, in der die Be- völkerung immer älter wird, ist es den Vereinsmitgliedern ein Anliegen, Angebote für ältere Menschen – etwa Erholungsplätze im öffentlichen Raum – zu schaffen.
Das Herz des Vereins „Lebenswertes Matznerviertel“– nicht nur im geografischen als auch imübertragenen Sinne – und gleichzeitig Wohnort von Brandstätter, Nowak und Eichinger ist die Sargfabrik. Ziel dieses alternativen Wohnprojekts ist es, nicht nur Wohn- sondern auch Lebensraum für die Bewohner zu sein. Das Kollektiv steht im Vordergrund. Deshalb gibt es Gemeinschaftsräume, ein Schwimmbad oder auch ein Kinderhaus. Die Benützung der Waschküche ist gratis, die Konzerte im Veranstaltungssaal sind in der ganzen Stadt bekannt. Im Herbst wird hier übrigens 20-jähriges Bestehen gefeiert.
Der Traum vom Café
Die Bäckerei in der Linzer Straße, in der die alte Dame einkaufen ging, gibt es heute nicht mehr. Es ist nicht das einzige Geschäftslokal, das in letzter Zeit zugesperrt hat. „Dabei wäre es so nett, ein paar weitere Schanigärten zu haben. Oder ein GrätzelWohnzimmer“, sagt Beatrix Eichinger. Hier würden sie sich mehrUnterstützung vom Bezirk erhoffen. „Platz genug gibt es ja.“
Das brach liegende Gartenstück am unteren Ende der Missindorfstraße wäre etwa ideal für ein Café, findet Lidia Brandstätter, die gerade über den Holzzaun zu den schattenspendenen Bäumen späht. Sie dreht sich um und sagt: „Immer wenn ich Lotto spiele, denke ich daran.“