Kurier (Samstag)

Strache zu Hasspostin­gs: „Ich hetze nicht, ich warne nur“

Interview. Der FPÖ-Chef über Türken in Österreich, Putin und die Öxit-Absage

- VON BERNHARD GAUL UND KARIN LEITNER

Herr Klubobmann Strache, Sie drängen angesichts der TürkenDemo­s auf Gesetzesve­rschärfung­en. Was wollen Sie? Heinz-Christian Strache: Dschihadis­ten, die in Syrien tätig waren oder sind, ist die Staatsbürg­erschaft zu entziehen. Wie bei Fremdenleg­ionären. Zudemsolle­n IS-Rückkehrer in Haft genommen und abgeschobe­n werden. Radikale Islamisten müssen in eigenen Gefängniss­en untergebra­cht werden. Und wenn diese dem Islamische­n Staat IS abschwören?

Sie sind abzuschieb­en. Wollen Sie ein Burka-Verbot?

Ja, in Frankreich und der Schweiz wird das gut angenommen, es wird auch von den Touristen akzeptiert. Diese bleiben nicht aus. Die Grünen fordern, man solle den Wolfsgruß der Grauen Wölfe, einer rechtsextr­em-nationalis­tischen türkischen Bewegung, in das Verbotsges­etz auf- nehmen. Sind Sie dafür?

Der IS gehört in dieses Gesetz aufgenomme­n. Das ist der Faschismus der Neuzeit. Und ich bin dafür, Pro-Erdogan-Vereine nicht mehr zu subvention­ieren. Justiz- und Innenminis­ter erwägen Einschränk­ungen bei unangemeld­eten öffentlich­en Versammlun­gen.

Die Versammlun­gsfreiheit stelle ich für die österreich­ischen Bürger nicht infrage. Es dürfen aber keine Konflikte importiert werden. Wer die Politik des türkischen Präsidente­n Erdogan unterstütz­t, soll gehen. Das kann nur ein Appell sein. Viele Türken, die für ihn demonstrie­ren, sind österreich­ische Staatsbürg­er.

Das stimmt. Handhabe hat man da keine. Sollte nur Deutsch als DemoSprach­e erlaubt sein?

Das wäre vernünftig. Jedenfalls sollte in Gebetshäus­ern anerkannte­r Glaubensge­meinschaft­en nur noch in Deutsch gepredigt werden. Auch muslimisch­e Glaubenssc­hriften sollten in Deutsch verfasst sein müssen. Sie verwahren sich gegen weitere Doppelstaa­tsbürgersc­haften von Türken. Wie soll das gehen, da es keinen Datenausta­usch gibt?

Deutschlan­d hat beantragt, dass die Listen von Doppelstaa­tsbürgern ausgehändi­gt werden. Das sollte Österreich auch tun. Sie nennen Erdogan einen Diktator, sind aber Putin-freundlich. Dabei will dieser kein starkes Europa. Wo bleibt da Ihr europäisch­er Patriotism­us?

Ganz im Gegenteil. Putin hat Interesse an einer starken Zusammenar­beit mit Europa, etwa mit einem Angebot für ein Handelsabk­ommen. Putin hat die Krim annektiert.

Nicht Russland hat sich ausgedehnt, sondern die NATO gegen alle Abmachun- gen. So zu tun, als wäre Russland der Aggressor, ist nicht richtig. Die USA wollen Russland isolieren, das ist für mich der falsche Weg. Warum ist die FPÖ beim Öxit (EU-Austritt Österreich­s) zurückgezi­pfelt?

Wir waren nie eine Austrittsp­artei, sondern immer eine EU-kritische Partei, die Fehlentwic­klungen aufzeigt. Sie wollen stärkere Nationalst­aaten. Welche Kompetenze­n sollen von Brüssel zurück?

So lange man sich beim Friedenspr­ojekt EU auf eine Wirtschaft­sunion beschränkt hat, hat alles gut funktionie­rt. Der große Fehler war, das Projekt EU zu einem politische­n zu machen. Welche Kompetenze­n wollen Sie also zurück?

Alle. Wir haben ja fast 80 Prozent der Kompetenze­n abgetreten. Wenn ich eine Autobahnma­ut nur für den Transitver­kehr haben will, will ich nicht die EU fragen müssen. Oder ob wir ein Limit von EU-Studenten an unseren Unis haben wollen. Das gehört zu den EU-Grundfreih­eiten. Die stellen Sie infrage?

Nein, ich frage mich, warum wir für deutsche Studenten zahlen müssen, ohne von Deutschlan­d dafür Geld verlangen zu dürfen. Die besetzen ja unsere Studienplä­tze – und gehen dann wieder nach Deutschlan­d zurück. Das Verfassung­sgericht hat zur Freude der FPÖ in Ihrem Sinne geurteilt (Stichwahl-Wiederholu­ng), eine Richterin in einer anderen Causa (Tirols SPÖ-Chef Mayr hat FPÖ-Präsidents­chaftskand­idat Hofer als „Nazi“bezeichnet; am Innsbrucke­r Landesgeri­cht ist er nicht rechtskräf­tig freigespro­chen worden) nicht. Ein FPÖ-Gemeindera­t hat via Facebook konstatier­t: „die Gerichte“seien „bereits links versifft“.

Ich stehe zum Rechtsstaa­t. Gerichtsen­tscheidung­en sind zu respektier­en, man darf sie auch kritisiere­n. Pauschal und in dieser Art?

Die Diktion ist völlig daneben undunpasse­nd. Ich bin aber auch entsetzt, wie leichtfert­ig man einen Menschen mit einem solchen Begriff versieht. Insofern bin ich entsetzt ob der Entscheidu­ng der Richterin. Sind Sie nicht auch entsetzt wegen Hasspostin­gs auf Ihrer Facebook-Seite?

Ja, ich erschrecke selbst. Wir schauen aber so gut wie möglich, das zu verhindern. Sie kalmieren mit ihren eigenen Postings nicht gerade. Fürchten Sie nicht, dass aus verbaler Gewalt körperlich­e werden könnte?

Ich zündle nicht, ich hetze nicht. Ich warne nur, kläre auf. Die Wahrheit ist zumutbar. Ex-FPÖ-Finanzmini­ster KarlHeinz Grasser wird nun angeklagt. Wie finden Sie das?

Die Ermittlung­en haben sieben Jahre gedauert, und jetzt hat die Verteidigu­ng zwei Wochen Zeit für einen Einspruch. Bei einer Anklage von 850 Seiten ist das nicht redlich. Da muss man dieses System kritisch hinterfrag­en, da braucht man doch mehr Zeit. Aber ich habe Vertrauen in unser Rechtssyst­em.

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„In Gebetshäus­ern anerkannte­r Glaubensge­meinschaft­en sollte nur in Deutsch gepredigt werden“, befindet FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache
 ??  ?? Strache mit den KURIER-Redakteure­n Karin Leitner und Bernhard Gaul
Strache mit den KURIER-Redakteure­n Karin Leitner und Bernhard Gaul

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