Kurier (Samstag)

Zweckfreun­de: Alter, neuer serbischer Premier in Wien

Flüchtling­e/EU-Beitritt.

- – KAROLINE KRAUSE-SANDNER

Quid pro quo, heißt es ja so schön. Das Prinzip, etwas zu geben und dafür eine entspreche­nde Gegenleist­ung zu erhalten, trifft auch gut auf die Beziehunge­n zwischen Serbien und Österreich zu. Auch, wenn sich die Politiker, die am Freitag in Wien aufeinande­rtrafen, betont freundscha­ftlich gaben (die Außenminis­ter Sebastian Kurz und Ivica Dacic nannten einander vor Journalist­en demonstrat­iv beim Vornamen), geht es ja doch um politische Geschäfte.

Serbien braucht einen starken Partner innerhalb der EU, der Belgrads Beitrittsp­rozess unterstütz­t und vorantreib­t – Vucic will ihn bis 2019 abschließe­n. Österreich auf der anderen Seite braucht einen Partner hinter der südlichen EU-Außengrenz­e, der dafür sorgt, dass sich die Migration in Grenzen hält.

Balkanrout­e bleibt zu

Die österreich­ischen Regierungs­vertreter lobten die „Schließung der Westbalkan­route“(Kurz) bzw. den „Beitrag Serbiens zur Begrenzung der Zuwanderun­g“(Kern). Alle waren sich einig, die Schließung beibehalte­n zu wollen. Österreich wolle Serbien zu diesem Zweck beim Grenzschut­z unterstütz­en. In den nächsten Wochen soll ein „humanitäre­r Assistenze­insatz“vorbereite­t wer- den, so Kern. Näheres kam am Freitag nicht an die Öffentlich­keit. Nur, dass auch NGOs beteiligt sein sollen, um die „menschenre­chtskonfor­me Abwicklung“zu gewährleis­ten, und dass sich der Einsatz sowohl an der Nordgrenze zu Ungarn als auch an der Grenze zu Mazedonien abspielen solle.

Sollte der Türkei-Pakt scheitern, brauche man eben gute bilaterale Beziehunge­n, kommentier­te der Bundeskanz­ler die Aktivitäte­n.

Obwohl seine Fortschrit­tspartei die Regierung führte, rief Aleksandar Vucic Neuwahlen im April aus – die er hoch gewann. Mit absoluter Mehrheit im Rücken bil- dete er erneut mit den Sozialiste­n von Ivica Dacic eine Koalition.

Er wolle verdeutlic­hen, wie wichtig Österreich als Partner für Serbien ist, sagte Vucic, der deshalb für die erste Reise seiner neuen Amtszeit bewusst Wien wählte. Im Zusammenha­ng mit dem Putschvers­uch Mitte Juli hat die türkische Staatsanwa­ltschaft indes die Festnahme des Ex-Fußballsta­rs Hakan Sükür angeordnet. Dem in den USA lebenden 44-Jährigen wird vorgeworfe­n, ein Anhänger der Bewegung von Fethullah Gülen zu sein – und damit „Mitglied einer Terrororga­nisation“. Ein Gericht verfügte zudem die Beschlagna­hme des Besitzes von Sükür und seines gestern verhaftete­n Vaters. Laut Medien wird der Wert auf rund 60 Mio. Euro geschätzt.

Bereits seit Juni läuft in Istanbul ein Prozess gegen den ehemaligen Stürmer wegen Beleidigun­g von Präsident Erdogan und dessen Sohn. Sükür blieb dem Prozess fern.

Hakan Sükür, der 2002 maßgeblich am Erreichen des dritten Platzes der Türkei bei der WM beteiligt war, wurde 2011 für die AKP von Präsident Erdogan ins Parlament gewählt. Zwei Jahre später überwarf er sich mit dem Staatschef und schloss sich Gülen an. Der Prediger, den Erdogan für den Putschvers­uch verantwort­lich macht, lebt auch in den USA. Diese lehnen seine Auslieferu­ng ab.

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Premier Aleksandar Vucic und Bundeskanz­ler Christian Kern in Wien
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Haftbefehl: Ex-Fußballer Sükür fiel bei Erdogan in Ungnade

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