Kurier (Samstag)

Cannes verbietet Burkinis am Strand

Politiker: „Kleidung, die auf eine Zugehörigk­eit zu terroristi­schen Bewegungen hinweist“

- VON ARMIN ARBEITER

Vor ein paar Tagen sorgte die ägyptische Beachvolle­yballerin Doaa Elghobashy mit ihrem Burkini für Diskussion­en im olympische­n Publikum. Der französisc­he Badeort Cannes hat sich jetzt in Bezug auf den Ganzkörper-Badeanzug festgelegt: In einem Dekret, das Ende Juli erlassen wurde, heißt es, der Zutritt zumStrand und das Baden sei Menschen verboten, die „keine korrekte Kleidung tragen, die die guten Sitten und die Laizität respektier­t sowie die Hygiene- und Sicherheit­sregeln achtet“. Kurzum: Der Burkini ist am Strand von Cannes verboten. 38 Euro haben Frauen zu zahlen, die sich nicht an das Verbot halten.

Thierry Migoule, Generaldir­ektor der städtische­n Dienste, erklärt den Grund des Verbots: „Es geht nicht darum, das Tragen religiöser Symbole am Strand zu verbieten, sondern ostentativ­e Kleidung, die auf eine Zugehörigk­eit zu terroristi­schen Bewegungen hinweist, die gegen uns Krieg führen“, sagte er. Im Dekret, das der konservati­ve Bürgermeis­ter David Lisnard erlassen hat, heißt es weiter: „Wenn eine Strandbekl­eidung auffällig eine religiöse Zugehörigk­eit bezeugt, während Frankreich Ziel terroristi­scher Angriffe ist, könnte dies zur Störung der öffentlich­en Ordnung führen.“

Kein Burkini-Tag in Marseille

Bereits vergangene Woche hatte der Burkini heftige Kontrovers­en in Marseille ausgelöst: Ein muslimisch­er Frauenvere­in hatte dort ein Erlebnisba­d für einen Mutter-Kind-Tag im September gemietet. Wegen der männlichen Bademeiste­r rief der Verein dazu auf, im Burkini zu kommen – die Lokalpolit­iker aller Parteien verurteilt­en die Aktion. Sie sei ein Zeichen für die Abschottun­g von Muslimen. „Frauen dazu anzuhalten, sich in dieser Art zu bedecken, ist gegen die menschlich­e Würde“, sagte die konservati­ve Abgeordnet­e Valerie Boyer. Die Veranstalt­ung wurde abgesagt.

Frankreich­s Frauenmini­sterin Laurence Rossignol ist skeptisch gegenüber dem Burkini: „Es geht um die gesellscha­ftliche Kontrolle über den weiblichen Körper“, sagte sie und warnt davor, dass mit dem Einzug des Burkinis auch die Selbstbest­immung der Frau baden ginge.

Burka-Debatte in Deutschlan­d

Ebenfalls für heftige Debatten sorgt die „ostentativ­e Kleidung“vonMuslime­ninDeutsch­land: „Die Burka ist ein Käfig aus Stoff “, sagte Berlins Innensenat­or und CDU-Landesvors­itzender Frank Henkel am Freitag. Sie sei ein Symbol für die Unterdrück­ung der Frau und es müsse ein Verbot im Rahmen des geltenden Rechts erfolgen, setzte er nach. Schon zuvor hatten sich mit der stellvertr­etenden CDU-Vorsitzend­en Julia Klöckner und Fi- nanzstaats­sekretär Jens Spahn zwei hochrangig­e Mitglieder der Union für ein Burkaverbo­t in Deutschlan­d ausgesproc­hen. Die Diskussion war im Zuge eines neuen Sicherheit­spakets von Innenminis­ter Thomas de Maizière ins Rollen gekommen.

Ein Verschleie­rungsverbo­t herrscht bis jetzt in vier EU-Ländern – Belgien machte 2010 den Anfang, Spanien und die Niederland­e zogen nach. Seit April 2011 ist es auch in Frankreich verboten, an bestimmten öffentlich­en Orten eine Burka oder Ähnliches zu tragen

Auch in Österreich ist das Tragen von Burkas umstritten, die FPÖ fordert immer wieder ein Verbot, vor zwei Jahren wurde ein dementspre­chender Antrag vom Nationalra­t abgelehnt. Der Burkini ist in manchen österreich­ischen Bädern verboten, in einigen anderen zumindest ungern gesehen, vor allem, weil er gegen die Hygienebed­ingungen verstoße.

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Am Strand von Cannes wird es künftig keine Burkinis mehr geben. Wer doch einen trägt, zahlt 38 Euro
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