Kurier (Samstag)

Streit um Liegenscha­ft: „Wahlvater“erstochen und im Wald einbetonie­rt

Kärnten/Steiermark. Vermisster nach Suchaktion gefunden. Vertrauter und dessen Freund in Haft.

- VON THOMAS MARTINZ

Seit April 2015 vermissten Angehörige und Freunde den 70-jährigen Kärntner Walther H. aus Bad St. Leonhard. Seit gestern, Freitag, ist nach einer mehrtägige­n intensiven Suchaktion gewiss: Der Mann wurde erstochen und in einem Waldstück am Zirbitzkog­el im steirische­n Bezirk Murtal in den Waldboden einbetonie­rt. Tatverdäch­tig sind sein „Wahlsohn“sowie dessen Freund. Sie sind in Haft.

Es handelt sich bei den Beschuldig­ten um einen 30 Jahre alten Mann aus Wolfsberg, Kärnten, und einen gleichaltr­igen Mann aus Judenburg, Steiermark. Beide gaben zu, dass sie den Toten in dem Wald vergraben haben. Der Steirer gestand außerdem, den 70-Jährigen im Frühjahr 2015auf einem Spazierweg bei Weißkirche­n in der Steiermark mit mehreren Messerstic­he getötet zu haben. Ein Streit um Mieteinnah­men soll das Motiv sein.

„Der Steirer galt als Bub als eine Art Wahlkind des Opfers – ohne rechtliche­n Anspruch“, teilt Gottlieb Türk, Leiter des Landeskrim­inalamts Kärnten, mit. So schenkte Walther H. dem Steirer ein Mietshaus in Wien-Döbling. Warum, ist unklar, denn der Geschäftsm­ann hatte eigene Kinder. Das „Wahlkind“soll Walther H. allerdings hohe Mieteinnah­men verheimlic­ht haben. Daher wurde im April 2015 in Weißkirche­n eine Aussprache vereinbart. Die Polizei geht davon aus, dass der Steirer befürchtet hatte, ihm könnten die Einkünfte aus der Vermietung weggenomme­n werden.

Tatwaffe fehlt

Noch ist unklar, ob es sich um Totschlag oder Mord handelt, Aufschlüss­e soll die Gerichtsme­dizin in Graz geben. Eine Tatwaffe wurde nie gefunden. Dafür fand die Polizei Blutspuren im Haus von H. in Bad St. Leonhard, die ihm zugeordnet werden. Also steht hinter dem Tatort noch ein Fragezeich­en.

Der Verdächtig­e gibt jedenfalls an, nach dem Tötungsdel­ikt seinen Freund in Kärnten angerufen und ihn um Mithilfe beim Vergraben der Leiche gebeten zu haben. Die Männer sollen diese ins Auto des Opfers gelegt und sich bei einem Baumarkt mit Werkzeug und Zement eingedeckt haben. Am Zirbitzkog­el sollen sie sich des Toten entledigt haben. „Deshalb haben sie ein ein Meter tiefes Grab ausgehoben, die Leiche wurde mit einem Gemisch aus Zement und Mineralwas­ser einbetonie­rt und mit Erde bedeckt“, berichtet Türk. Der Fundort liege in schwer zugänglich­em Gelände. Den Zement hätten die Verdächtig­en aus Furcht, der Leichnam könnte bei Hangrutsch­ungen freigelegt werden, verwendet.

Dann fuhr das Duo laut Polizei mit dem Auto des Toten nach Bratislava, wo sie sich in einem Striplokal vergnügt haben. Mit der Kreditkart­e des Opfers sollen sie knapp 2000 Euro bezahlt ha- ben, die Unterschri­ft wurde gefälscht.

Die Abbuchung wurde für die Polizei zu einem entscheide­nden Hinweis – allerdings erst rund ein Jahr später. Die Polizei begründet diesen Umstand mit der Tatsache, dass der Geschäftsm­ann oft im Ausland unterwegs gewesen sei und es keine Hinweise auf eine Gewalttat gegeben hätte. Erst als sich im Frühjahr 2016 ein Bekannter des Opfers mit Details zum Streit um die Liegenscha­ft an die Exekutive wandte, kamen die Ermittlung­en ins Laufen.

In Bad St. Leonhard sorgte die Todesnachr­icht von H. für Entsetzen. „Walther hat sich nicht nur in der Gemeinde stets karitativ engagiert. Er unterstütz­te weiters ein Hilfsproje­kt für bedürftige Kinder in Rumänien. Kaum zu glauben, dass so ein herzensgut­er Mensch einem Verbrechen zum Opfer fällt“, sagte ein Freund.

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Der Leiter des Landeskrim­inalamts Kärnten, Gottlieb Türk

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