Kurier (Samstag)

Eisenstang­en-Täter ist laut Gutachten psychisch krank Kassiereri­n in Geschäft mit Waffe bedroht

Brunnenmar­kt.

- – MICHAEL BERGER

Ohne ersichtlic­hen Grund erschlug der Kenianer Francis N., 21, am 4. Mai am Wiener Brunnenmar­kt die 54-jährige Reinigungs­kraft Maria E. Die tödliche Eisenstang­enAttacke löste nicht nur Entsetzen, sondern auch einen Nachdenkpr­ozess bei den Behörden aus. Denn der Täter war bereits polizeibek­annt.

Das gestern, Freitag, veröffentl­ichte Gutachten spricht von einer schweren psychiatri­schen Erkrankung des unterstand­slosen Mannes. Francis N. wird sich demnach vor keinem Gericht verantwort­en müssen. Stattdesse­n wird der mehrfach Vorbestraf­te in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrec­her eingewiese­n, erklärt die zuständige Wiener Rechtsanwa­ltskanzlei Boran: „Zum Tatzeitpun­kt, wie bei der gutachterl­ichen Untersuchu­ng, befand sich Herr N. in einem akut psychotisc­hem Zustandsbi­ld mit Aufhebung der Realitätsk­ontrolle.“

Kein Motiv

Der Fall löste unter der Bevölkerun­g breites Entsetzen aus. Denn die Bluttat passierte oh- ne Motiv und ohne Vorsatz. Jeder zu dem Tatzeitpun­kt aufhältige Bürger hätte das Opfer sein können.

Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er setzte nach der Eisenstang­en-Attacke eine hochkaräti­ge Kommission ein: „Wir müssen analysiere­n, wie es überhaupt zu der Bluttat kommen konnte. So etwas darf nicht wieder passieren.“Die Behörden reagierten nicht ausreichen­d auf das Problem, dass der Mann schon mehrmals auffällig geworden war. Maria E. musste das mit ihrem Leben bezahlen. Ihr Mann verklagte die Republik auf 20.000 Euro Schmerzens­geld. Grund: Pflichtver­letzung der Behörden.

Der KURIER sprach mit dem Vorsitzend­en der Kommission, Helfried Haas, Vizepräsid­ent des Wiener Landesgeri­chts für Zivilrecht­sfragen: „Ziel ist es, die Wahrschein­lichkeit zurückzudr­ängen, dass sich eine solche Tragödie wiederholt.“Aus diesem Grund muss sich die Schnittste­llen-Problema- tik etwa zwischen Polizei und Justiz verbessern. Denn die Exekutive meldete Francis N. mehrfach bei den Justizbehö­rden.

Trotzdem blieb der Kenianer auf freiem Fuß. Bis Ende September muss der Bericht der Kommission dem Justizmini­ster vorgelegt werden. Simmering. Am vergangene­n Mittwoch forderte gegen 16.20 Uhr ein Unbekannte­r von der Kassiereri­n eines Geschäfts in Simmering Bargeld. Der Täter bedrohte die Angestellt­e mit einer Schusswaff­e. Die Mitarbeite­rin geriet in Panik und stieß den Mann zur Seite. Daraufhin verließ der Räuber den Laden.

Vor dem Geschäft warteten laut Zeugen noch zwei weitere Männer. Gemeinsam liefen die drei davon. Am Donnerstag wurde das Trio von Zeugen in einer Parkanlage wiedererka­nnt. Als sich die Polizisten näherten, warf einer der Verdächtig­en eine Pistole ins Gebüsch. Die drei mutmaßlich­en Räuber wurden festgenomm­en, die Waffe sichergest­ellt.

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Francis N., 21, wird nach der Tat am Brunnenmar­kt in eine geschlosse­n Anstalt eingeliefe­rt
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Die Kassierin wurde mit dieser Schrecksch­usspistole bedroht

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