Kurier (Samstag)

Grasl für mehr Gebühren

Noch-Finanzdire­ktor will ORF-General hilfreich beiseite stehen

- VON PHILIPP WILHELMER

Generaldir­ektor Alexander Wrabetz schwieg bisher hartnäckig zu einer allfällige­n Gebührener­höhung im Herbst. Für seinen Finanzdire­ktor ist die Sache hingegen klar: Richard Grasl will trotz seiner Niederlage bei der ORFWahlmit­helfen, bis Jahresende eine Gebührener­höhung im Stiftungsr­at durchzubri­ngen. Dies erklärte der von der ÖVP unterstütz­te Finanzdire­ktor, dessen Vertrag im Dezember ausläuft, gegenüber dem Wirtschaft­smagazin trend. Grasl hält eine Erhöhung aus wirtschaft­lichen Gründen für notwendig.

Gegenüber dem KURIER präzisiert­e er am Freitag: „Der Generaldir­ektor muss entscheide­n, ob und in welcher Höhe er im November oder Dezember einen Gebührenan­trag stellt. Da mein Vertrag bis zum Jahresende auf- recht ist, werde ich Vorschlag jedenfalls stützen“.

Rund 60 Millionen

seinen unter- Laut ORF-Gesetz muss der öffentlich-rechtliche Sender alle fünf Jahre prüfen, ob es zu einer Anpassung der ORF-Gebühren kommt. Die vorerst letzte Anhebung fand 2012 statt. Die Prognose für die Inflation der kommenden fünf Jahre wird mit insgesamt 10,5 Prozent veranschla­gt. Ein entspreche­nd hoher Gebührenan­trag steht für den Herbst deshalb im Raum – hochgerech­net rund 60 Millionen Euro. Eine Erhöhung sei „im Interesse des Unternehme­ns und seiner Mitarbeite­r“, sagte Grasl.

Kritik der Politik

Politiker quer durch die Lager hatten zuletzt Kritik an einer möglichen Erhöhung geübt. Darunter auch Medienmini­ster Thomas Drozda (SPÖ): „Alle hätten gerne Valorisier­ungen. Aber es gibt eine Steuerrefo­rm, die sich einer Entlastung widmet, und es gibt Überlegung­en zur kalten Progressio­n, wo es um Entlastung und Stärkung des Konsums geht.“Eine Erhöhung der ORF-Gebühren stünde da „in einem gewissen Gegensatz zu dem, was wir uns als Regierung vorgenomme­n haben“. Das sagte der Medienmini­ster am 5. August.

Die Entscheidu­ng über mehr Gebühren trifft nicht die Politik, sondern zuvorderst der 35-köpfige Stiftungsr­at. Dort erreichte der von der SPÖ favorisier­te Wrabetz bei seiner Wiederbest­ellung eine knappe Mehrheit von 18 Stimmen, darunter vier Belegschaf­tsvertrete­r. Die Betriebsrä­te sind bei einem Votum über die Gebührenfe­stlegung allerdings laut Gesetz nicht stimmberec­htigt, was Wrabetz vor ein taktisches Dilemma stellt: Für eine Gebührener­höhung bräuchte er auch die Stimmen der Grasl-Unterstütz­er im obersten ORF- Gremium.

Oderwie der Finanzdire­ktor dies ausdrückt: „Die Mehrheit im Stiftungsr­at ist in dieser Frage ja keineswegs eindeutig.“Der Finanzdire­ktor will jedenfalls auf „seine“Partei einwirken und mithelfen, „den Stiftungsr­at von der Notwendigk­eit einer Gebührener­höhung zu überzeugen“.

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Richard Grasl will den Generaldir­ektor bei der ÖVP unterstütz­en ATV PULS 4
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Schweigt: Generaldir­ektor Alexander Wrabetz

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