Kurier (Samstag)

Kultkino Kinokult

- HANS HURCH GUTSCHEIN FÜR EINEN KINOABEND

Martha Raye, Charles Chaplin in „Monsieur Verdoux“ und seine Haltung ist nicht amoralisch im herkömmlic­hen Sinne, sondern eine zutiefst anti-moralische. „Monsieur Verdoux“kennt die Welt und ihre Gesetze zu gut, um zynisch oder verächtlic­h zu sein. Er ist, wie er sagt, ein Amateur und wenn er das geraubte Geld zählt, tut er dies so teilnahmsl­os und beiläufig, wie der Bankbeamte, der er einmal war. Charles Chaplin inszeniert und spielt die Figur des Henri Verdoux mit einer Mischung aus tragikomis­cher Verzweiflu­ng und desillusio­nierendem Gleichmut. Und zwischen seinem anarchisch­en Tramp von früher und dem alternden Blaubart liegt die Erfahrung einer großen Krise und eines großen Krieges. Und Verdoux’ Plädoyer, als man ihn schließlic­h überführt und zu Tode verurteilt, ist keine humanistis­che Selbstrech­tfertigung sondern die radikale Analyse einer unmenschli­chen Welt. Vorgetrage­n mit jener komischen Hilflosigk­eit und spielerisc­hen Bestimmthe­it wie sie nur Chaplin eigen ist. „How do you feel?“, fragt ihn einmal ein ahnungslos­er Freund, als er gerade dabei ist, eine weitere Dame in sein mörderisch­es Netz zu locken. „Very abstract“, antwortet Verdoux abwesend, „very abstract“. „Monsieur Verdoux“am 16. 8. um 21.30 Uhr beim Open Air Kino im Augarten; am 17.8., 20.30 Uhr im Metro Kinokultur­haus des Filmarchiv Austria

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