Kultkino Kinokult
Martha Raye, Charles Chaplin in „Monsieur Verdoux“ und seine Haltung ist nicht amoralisch im herkömmlichen Sinne, sondern eine zutiefst anti-moralische. „Monsieur Verdoux“kennt die Welt und ihre Gesetze zu gut, um zynisch oder verächtlich zu sein. Er ist, wie er sagt, ein Amateur und wenn er das geraubte Geld zählt, tut er dies so teilnahmslos und beiläufig, wie der Bankbeamte, der er einmal war. Charles Chaplin inszeniert und spielt die Figur des Henri Verdoux mit einer Mischung aus tragikomischer Verzweiflung und desillusionierendem Gleichmut. Und zwischen seinem anarchischen Tramp von früher und dem alternden Blaubart liegt die Erfahrung einer großen Krise und eines großen Krieges. Und Verdoux’ Plädoyer, als man ihn schließlich überführt und zu Tode verurteilt, ist keine humanistische Selbstrechtfertigung sondern die radikale Analyse einer unmenschlichen Welt. Vorgetragen mit jener komischen Hilflosigkeit und spielerischen Bestimmtheit wie sie nur Chaplin eigen ist. „How do you feel?“, fragt ihn einmal ein ahnungsloser Freund, als er gerade dabei ist, eine weitere Dame in sein mörderisches Netz zu locken. „Very abstract“, antwortet Verdoux abwesend, „very abstract“. „Monsieur Verdoux“am 16. 8. um 21.30 Uhr beim Open Air Kino im Augarten; am 17.8., 20.30 Uhr im Metro Kinokulturhaus des Filmarchiv Austria