Zu wenige Frauen im IT-Sektor
Silicon Valley. Im Kampf gegen die Benachteiligung von Frauen in der IT-Industrie gibt es noch viel zu tun.
Eine Top-Managerin erklärt, warum es Frauen in der Technologiebranche derart schwer haben.
Die globale Technologiebranche weist eine massive Ungleichheit bei der Geschlechterverteilung auf. Im Silicon Valley sind lediglich elf Prozent der Führungskräfte Frauen. „Es ist eine Umgebung, die vorteilhaft für weiße Männer ist“, sagt Managerin Ruba Borno über den ITStandort im Gespräch mit dem KURIER. Sie ist eine der hochrangigsten Führungskräfte im Telekommunikations-Unternehmen Cisco.
Der Konzern versucht durch verschiedene Initiativen, den Frauenanteil im Unternehmen zu erhöhen. Borno trägt einen beträchtlichen Teil dazu bei. Mehr Frauen einzustellen hat auch rein wirtschaftliche Gründe, wie Borno erklärt: „Unternehmen mit einer vielfältigen Personalstruktur erzielen überdurchschnittlich gute Ergebnisse.“Das hätten entsprechende Untersuchungen ohne Zweifel gezeigt.
Keine Quotenregelung
Cisco hat keine Quotenregelung, was an der Komplexi- tät der Problematik liege, so Borno. „Eine der Herausforderungen an Quoten ist, dass sie der Sache mehr schaden als nutzen, wenn sie nicht korrekt implementiert sind. Es könnte die Wahrnehmung entstehen, dass Menschen, die weniger qualifiziert sind, den Job bekommen“, sagt die Cisco-Managerin. Stattdessen solle man auf Transparenz setzen und klar kommunizieren, wer aus welchen Gründen für eine Stelle ausgewählt wird.
Ausbildung
„Der niedrige Frauenanteil ist ein Problem, das bereits bei der Ausbildung startet“, so Borno. „Dabei geht es nicht um die Herausforderungen der Technologie, sondern rein um die überwiegend männliche Umgebung.“Für Frauen sei es schwieriger, ernst genommen zu werden. „Es reicht nicht aus, durchschnittlich oder überdurchschnittlich zu sein. Es genügt auch nicht gut oder besser als gut zu sein. Man muss exzellent sein, um wahrgenom- men zu werden“, konstatiert die Managerin. Die Start-upKultur spiegelt den geringen Frauenanteil ebenfalls wider.
„Lediglich drei Prozent der Silicon-Valley-Unternehmen, die mit Risikokapital finanziert werden, sind von Frauen gegründet“, erklärt Borno. „Studien zeigen, dass bei identischem Lebenslauf, identischem Geschäftsmodell und insgesamt identischen Bedingungen Investoren eher dazu neigen, Startups zu finanzieren, die von Männern gegründet wurden. 97 Prozent der finanzierten Unternehmen haben also männliche Gründer, die wiederum ihre Netzwerke pflegen und Mitarbeiter einstellen, die wie sie sind.“
Frauen fördern
Die Methoden, die Cisco anwendet, umden Frauenanteil zu steigern, setzen bei der Auswahl der Mitarbeiter an, die Bewerber interviewen. Borno erklärt: „Wir haben herausgefunden, dass wenn bei Bewerbungsgesprächen auch nur eine einzige Frau dabei sitzt, die Chancen um 50 Prozent steigen, dass eine Bewerberin den Job bekommt.“Bestehe das Interview-Team nur aus Männern, könnten so unbewusste Vorurteile entstehen. Dasselbe Prinzip werde ebenfalls angewendet, um Menschen unterschiedlicher Ethnien zu interviewen.