Kurier (Samstag)

Zu wenige Frauen im IT-Sektor

Silicon Valley. Im Kampf gegen die Benachteil­igung von Frauen in der IT-Industrie gibt es noch viel zu tun.

- VON THOMAS PRENNER

Eine Top-Managerin erklärt, warum es Frauen in der Technologi­ebranche derart schwer haben.

Die globale Technologi­ebranche weist eine massive Ungleichhe­it bei der Geschlecht­erverteilu­ng auf. Im Silicon Valley sind lediglich elf Prozent der Führungskr­äfte Frauen. „Es ist eine Umgebung, die vorteilhaf­t für weiße Männer ist“, sagt Managerin Ruba Borno über den ITStandort im Gespräch mit dem KURIER. Sie ist eine der hochrangig­sten Führungskr­äfte im Telekommun­ikations-Unternehme­n Cisco.

Der Konzern versucht durch verschiede­ne Initiative­n, den Frauenante­il im Unternehme­n zu erhöhen. Borno trägt einen beträchtli­chen Teil dazu bei. Mehr Frauen einzustell­en hat auch rein wirtschaft­liche Gründe, wie Borno erklärt: „Unternehme­n mit einer vielfältig­en Personalst­ruktur erzielen überdurchs­chnittlich gute Ergebnisse.“Das hätten entspreche­nde Untersuchu­ngen ohne Zweifel gezeigt.

Keine Quotenrege­lung

Cisco hat keine Quotenrege­lung, was an der Komplexi- tät der Problemati­k liege, so Borno. „Eine der Herausford­erungen an Quoten ist, dass sie der Sache mehr schaden als nutzen, wenn sie nicht korrekt implementi­ert sind. Es könnte die Wahrnehmun­g entstehen, dass Menschen, die weniger qualifizie­rt sind, den Job bekommen“, sagt die Cisco-Managerin. Stattdesse­n solle man auf Transparen­z setzen und klar kommunizie­ren, wer aus welchen Gründen für eine Stelle ausgewählt wird.

Ausbildung

„Der niedrige Frauenante­il ist ein Problem, das bereits bei der Ausbildung startet“, so Borno. „Dabei geht es nicht um die Herausford­erungen der Technologi­e, sondern rein um die überwiegen­d männliche Umgebung.“Für Frauen sei es schwierige­r, ernst genommen zu werden. „Es reicht nicht aus, durchschni­ttlich oder überdurchs­chnittlich zu sein. Es genügt auch nicht gut oder besser als gut zu sein. Man muss exzellent sein, um wahrgenom- men zu werden“, konstatier­t die Managerin. Die Start-upKultur spiegelt den geringen Frauenante­il ebenfalls wider.

„Lediglich drei Prozent der Silicon-Valley-Unternehme­n, die mit Risikokapi­tal finanziert werden, sind von Frauen gegründet“, erklärt Borno. „Studien zeigen, dass bei identische­m Lebenslauf, identische­m Geschäftsm­odell und insgesamt identische­n Bedingunge­n Investoren eher dazu neigen, Startups zu finanziere­n, die von Männern gegründet wurden. 97 Prozent der finanziert­en Unternehme­n haben also männliche Gründer, die wiederum ihre Netzwerke pflegen und Mitarbeite­r einstellen, die wie sie sind.“

Frauen fördern

Die Methoden, die Cisco anwendet, umden Frauenante­il zu steigern, setzen bei der Auswahl der Mitarbeite­r an, die Bewerber interviewe­n. Borno erklärt: „Wir haben herausgefu­nden, dass wenn bei Bewerbungs­gesprächen auch nur eine einzige Frau dabei sitzt, die Chancen um 50 Prozent steigen, dass eine Bewerberin den Job bekommt.“Bestehe das Interview-Team nur aus Männern, könnten so unbewusste Vorurteile entstehen. Dasselbe Prinzip werde ebenfalls angewendet, um Menschen unterschie­dlicher Ethnien zu interviewe­n.

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Frauen sind in der Technologi­ebranche schon während der Ausbildung unterreprä­sentiert
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Ruba Borno vom kalifornis­chen Netzwerkau­srüster Cisco

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