Kurier (Samstag)

Statt roter Maschinens­teuer will VP-Chef „echte Bürokratie­bremse“

„One in, two out“. Mitterlehn­er will zwei Gesetze abschaffen, sobald ein neues kommt. Und verspricht für jede neue Belastung die doppelte Entlastung.

- VON MICHAEL BACHNER

In der Bundesregi­erung geht es nicht nur umdieLufth­oheit in der Flüchtling­sfrage.

Auch sozial- und wirtschaft­spolitisch steckt von der Mindestsic­herung bis zu Konzepten zur Konjunktur­belebung viel Konfliktpo­tenzial zwischen Rot und Schwarz. Speziell, wenn am 2. Oktober entschiede­n sein wird, wer in die Hofburg einzieht und die politische Herbstarbe­it in der Koalition ohne Rücksichtl und Vorsichtl losgehen kann.

Angesichts der bescheiden­en Wachstumsr­aten und der Rekordzahl an Jobsuchend­en müssen SPÖ und ÖVP ihre Wirtschaft­skompetenz unter Beweis stellen. Bundeskanz­ler Christian Kern stellt unter anderem eine Wertschöpf­ungsabgabe zur Diskussion, Vizekanzle­r und ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er lehnt selbige massiv ab. Eine Wertschöpf­ungsabgabe (vulgo „Maschinens­teuer“) treffe vor allem den unternehme­rischen Mittelstan­d, das koste Arbeitsplä­tze, wettert die Volksparte­i seit Wochen.

ImKURIER-Gespräch legt Mitterlehn­er jetzt scharf nach – und schlägt gleichzeit­ig ein Standortpa­ket aus Bürokratie-Abbau, f lexibler Arbeitszei­t und Abschaffun­g der kalten Progressio­n vor – als Alter- native zur roten Wertschöpf­ungsabgabe.

Mitterlehn­er sagt: „Eine Maschinens­teuer belastet Investitio­nen und hemmt den Fortschrit­t. Das ist das völlig falsche Signal. Anstatt schon wieder neue Steuern zu erfinden, müssen wir daher über die Entlastung der Wirtschaft diskutiere­n. Als kleine offene Volkswirts­chaft können wir uns keine internatio­nalen Sonderwege leisten, die den gesamten Standort in Misskredit bringen.“

Das Alternativ-Paket

Der Vizekanzle­r wirbt unter anderem für eine „echte Bürokratie­bremse“, um die „unternehme­rische Freiheit“zu erhöhen und den „überborden­den Staat zurückzudr­ängen“. Mitterlehn­er: „Die Syste- me müssen effiziente­r werden.“Konkret schwebt ihm dafür eine „One in, two out“Regelung vor. Das bedeutet: Für jede neue Vorschrift einer Behörde sollen zwei Regulierun­gen gestrichen werden. Entstehen neue Belastunge­n, soll es in doppelter Höhe zu einer Entlastung kommen. Dafür ist freilich ein „gemeinsame­s Bekenntnis der Bundesregi­erung notwendig“, wie es im Wirtschaft­sministeri­um heißt.

Daneben hält Mitterlehn­er amPlan fest, die kalte Progressio­n abzuschaff­en. Prinzipiel­l will das auch die SPÖ, doch soll die daraus entstehend­e Entlastung nach SPVorstell­ung vorrangig den Beziehern kleiner Einkommen zugutekomm­en.

Demgegenüb­er pocht Mitterlehn­er auf das Modell von Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP). Es sieht nicht nur die automatisc­he Anhebung der Steuertari­fstufen vor, wenn die Inflations­entwicklun­g eine bestimmte Grenze überschrei­tet – sondern vor allem die Gleichvert­eilung der Entlastung. Mitterlehn­er: „Jeder Steuerzahl­er, dem durch die kalte Progressio­n Geld weggenomme­n wird, soll das Geld bekommen, das ihm zusteht.“

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ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er will „Kulturwand­el gegen überborden­den Staat einleiten“

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