Kurier (Samstag)

„Viele Leute haben einfach Angst“

Der KURIER sprach mit einem der Verhandler über Aussichten und Risiken

- VON KONRAD KRAMAR

Drei Wochennoch, dann wird das Friedensab­kommen für Kolumbien in der kubanische­n Hauptstadt Havanna unterzeich­net. Für David Garcia der bisher größte Schritt auf einem Weg, der für ihn schon vor sechs Jahren angefangen hat. Seit 2010 ist der Historiker als Mitarbeite­r des kolumbiani­schen Parlaments an den Verhandlun­gen beteiligt. Jetzt tourt Garcia durch Europa, besucht die kolumbiani­schen Exilgemein­den, versucht sie zu überzeugen, „dass dieser Friedenspr­ozess eine Chance ist, wie sie noch nie da war.“

Die ersten Treffen der Arbeitsgru­ppen, so erinnert er sich, „warenabsol­ut geheim.“Der damalige Verteidigu­ngsministe­r Juan Manuel Santos, heute Präsident des Landes, wusste, wie groß das Risiko eines vorzeitige­n Scheiterns war: „Die Erfahrunge­n mit den bisherigen Versuchen, Frieden in Kolumbien zu schaffen, waren verheerend. Die Gegner jeglicher Gespräche mit den Rebellen der FARC sind stark.“

Mit den vermutlich gefährlich­sten Gegnern für den Friedenspr­ozess führte Garcias Team die Gespräche: Die Paramilitä­rs, rechte bewaffnete Milizen, die im Sold von Großgrundb­esitzern stehen, die die Landbevölk­erung terrorisie­ren und im Drogenhand­el mitmischen. Garcia besuchte einige ihrer mächtigste­n Anführer im Gefängnis, suchte aber auch nach ihren geheimen Verbindung­en zu früheren Regierunge­n.

Kennen nur den Krieg

Es ging darum, diese Anführer politisch unter Druck zu setzen, sie davon abzuhalten, den Friedenspr­ozess zu boykottier­en. Ob das gelingt, wird sich erst in den kommenden Wochen und Monaten weisen, wenn das Abkommen in Kraft getreten ist. Denn dann soll die Entwaffnun­g der FARC-Kämpfer beginnen, zu der sich die Gueril-

 ??  ?? Für einen Friedensve­rtrag wären die FARC-Rebellen bereit, ihre Waffen an den Nagel zu hängen. Jetzt muss das Volk in Kolumbien abstimmen
Für einen Friedensve­rtrag wären die FARC-Rebellen bereit, ihre Waffen an den Nagel zu hängen. Jetzt muss das Volk in Kolumbien abstimmen
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David Garcia war bei den Verhandlun­gen dabei

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