Kurier (Samstag)

Massenhaft Mode zum Mini-Preis

Die Manager des irischen Modehändle­rs erzählen, wie sie das ganz große Geschäft machen

- VON SIMONE HOEPKE

Primark ist mit billiger Mode auf Erfolgskur­s: die beiden Manager des Konzerns über die Produktion in Billiglohn­ländern und warum sie trotz junger Klientel auf einen Web-Shop pfeifen. KURIER: Sie verkaufen T-Shirts um 2,50 Euro, Jeans um 8 Euro. Ist jeder blöd, der mehr bezahlt? Wolfgang Krogmann: Die Kaufentsch­eidung hängt davon ab, welches Design man haben möchte und wie viel Geld man dafür ausgeben möchte. Das muss jeder für sich selbst beantworte­n. Wer verdient am T-Shirt, das um 2,50 Euro verkauft wird? Krogmann: Wir! Weil wir aufgrund unserer großen Mengen günstig einkaufen, schlank aufgestell­t sind und uns teure Werbung sparen. Wir haben zwar weniger Marge als Mitbewerbe­r, aber wir verdienen Geld. Also bleibt die Näherin in Bangladesc­h auf der Strecke? Krogmann: Wir haben 7000 Lieferante­n in 36 Ländern. 98 Prozent von ihnen liefern auch an andere Marken. Das ist nicht die Antwort auf die Frage, oder? Breege O’Donoghue: Die großen Fabriken haben 10.000 Mitarbeite­r. Da fertigt die Fertigungs­straße 1 für Primark, die zweite für eine andere große Modekette und die dritte für ein Luxuslabel. Für die Näherin macht es keinen Unterschie­d, für wensie näht. Die Fabrik zahlt ihr auf der Fertigungs­straße der Luxusmarke keinen Cent mehr Stundenloh­n als auf unserer. Sie wollen aber nicht behaupten, dass auch der Kunde überall dasselbe bekommt? O’Donoghue: Ob der Stoff auf den anderen Fertigungs­straßen ein anderer ist und vielleicht länger an einem Stück genäht wird, kann ich nicht beurteilen. China schraubt die Umweltstan­dards und damit auch die Produktion­skosten nach oben. Zieht Primark mit der Karawane der Kleidermac­her weiter in noch billigere Länder? O’Donoghue: Nein, wir sind an langfristi­gen Partnersch­aften interessie­rt und produziere­n nach wie vor mehr als die Hälfte in China. Sie lassen aber auch in Bangladesc­h fertigen … O’Donoghue: Unsere Fabriken sind alle zertifizie­rt und kontrollie­rt, wir arbeiten an einer ständigen Verbesseru­ng der Standards. Die Kollektivv­erträge in einem Land wie Bangladesc­h machen aber nicht wir, sondern die Poli- tik. Man muss auch die Bedeutung der Textilindu­strie für Bangladesc­h im Auge behalten: Es gibt dort 4500 Fabriken, die Branche trägt 80 Prozent zum Bruttosozi­alprodukt bei. Wir arbeiten mit 100 Fabriken zusammen, die zu den größten und besten gehören. Sie haben diese Woche das fünfte Primark-Geschäft in Österreich eröffnet. Werden weitere folgen? Krogmann: Das sagen wir immer erst, wenn alle Verträge fertig sind. Wir gehen aber ge- nerell in keine Stadt mit weniger als 100.000 Einwohnern und brauchen ein gewisses Einzugsgeb­iet. Das einzige was im Modehandel wächst, ist der Online-Vertrieb. Ausgerechn­et da spielen sie nicht mit. Warum? O’Donoghue: Weil unsere Erfolgsfor­mel im Webshop nicht funktionie­rt. Das müssen Sie erklären … O’Donoghue: Wir haben die Preisführe­rschaft. Wenn wir aber den Versand und all die Retouren bezahlen müssen, rechnet bleiben Shop. Dass Marktforsc­her orakeln, dass 2020 ein Drittel des Modehandel­s übers Internet laufen wird, macht Sie nicht nervös? Krogmann: Wir erleben tagtäglich, dass die Menschen nicht nur zu Hause vor dem Computer sitzen wollen, sondern gern ins Geschäft gehen. Der stationäre Modehandel in Österreich wächst seit fünf Jahren nicht mehr. Bedarf wird hauptsächl­ich durch billige, immer neue Ware geweckt. Damit ebnet die Wegwerfges­ellschaft den Weg zu Ihrem Erfolg, oder? Krogmann: Ich bedauere sehr, dass das dauernd so dargestell­t wird. Unser Mode ist so gemacht, dass sie hält. Es gibt keinen Grund sie schnell wieder zu entsorgen. Im Textilhand­el gehen die Preise seit 30Jahren nach unten, deswe- sich das nicht. Wir dabei: kein Online-

 ??  ?? Ansturm bei der Eröffnung diese Woche in Linz: Der irische Modehändle­r hat sich auf junge Kundschaft mit kleinem Budget spezialisi­ert
Ansturm bei der Eröffnung diese Woche in Linz: Der irische Modehändle­r hat sich auf junge Kundschaft mit kleinem Budget spezialisi­ert
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Wolfgang Krogmann: Günstiger Einkauf, schlank aufgestell­t
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Breege O’Donoghue: Erfolgsfor­mel funktionie­rt online nicht
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