Kurier (Samstag)

Heimische Bauern im Kampf gegen niedrige Preise

Landwirtsc­haft.

- – MARTIN STRAUDI

Österreich­s Landwirtsc­haft hat zurzeit einen schweren Stand. Darauf, und vor allem auf das Einkommen der heimischen Bauern, wies die junge Landwirtsc­haft am Freitag bei einer Verteilakt­ion in Wien-Mitte hin. „15 Cent für eine Bratwurst? Ist das kostbar?“– der Slogan der Initiative war eindeutig.

Es sind nämlich nicht mehr als 15 Cent, die dem Produzente­n pro Bratwurst im Börsel bleiben. Rund einen Cent verdient ein Bauer an einer Semmel, bei einem Apfel sind es gerade einmal vier Cent. „Das Hauptprobl­em ist die große Handelsspa­nne zwischen Produzent und Supermarkt“, weiß Sylvia Maria Schindecke­r, eine der Hauptiniti­atorinnen der Aktion. „Der Konsument bezahlt einen Euro für einen Liter Milch, davon wandern aber nur rund 30 Cent in die Tasche des Bauern.“

Der große Preisunter­schied sei allerdings nicht der einzige Stein, der den Landwirten in den Weg gelegt wird. „In Österreich werden nur selten regionale Produk- te gekauft, weil die einheimisc­hen Bauern mit den Preisen des Auslands nicht mithalten können“, so Schindecke­r. Besonders problemati­sch sei, dass auch bei öffentlich­en Einrichtun­gen wie Krankenhäu­sern oder Kindergärt­en ausländisc­he Waren bevorzugt werden – obwohl der Vorrat inländisch­er Produkte locker ausreichen würde.

Umdenken

Das derzeitige Handeln der Konsumente­n und der Politik sei auf Dauer nicht mehr tragbar. Schindecke­r fordert ein Umdenken: „Der Staat, aber auch die Kunden sollten sich in Sachen Landwirtsc­haft etwas mehr Bewusstsei­n erarbeiten. Wenn beim Einkauf wieder auf Qualität anstatt nur auf Preis geachtet wird, wäre das ein großer Schritt in die richtige Richtung.“

Auch in Zukunft soll auf die einheimisc­hen Bauern aufmerksam gemacht werden. Die Branche ist nämlich riesig: In Österreich hängt jeder sechste Arbeitspla­tz an der Landwirtsc­haft.

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