Frechstappen, Bullen-Bengel, Spa-Rowdy
Formel 1.
Die Bild- Zeitung nennt ihn „Frechstappen“und „BullenBengel“. Der Schweizer Blick bezeichnet ihn als „Spa-Rowdy“. Und Niki Lauda hat ihn am letzten Sonntag in der ersten Emotion in die Psychiatrie schicken wollen. Max Verstappen, der 18-jährige Niederländer, der im RedBull-Boliden sitzt, ist in Monza weit mehr Gesprächsthema als Felipe Massa. Der 35jährige Brasilianer kündigte an, dass er mit Ende der Saison aufhören wird, nach dann 250 Grand-Prix-Starts.
Verstappen hat am Sonntag mit einem waghalsigen Manöver das Fahrerlager entzweit. Vor dem ersten Training in Monza wurde viele gefragt, was sie denn halten von Verstappens Blockmanöver gegen Kimi Raikkönen, der wegen des Schwenkers bei Tempo 350 zur Vollbremsung hatte ansetzen müssen.
Der 36-jährige Finne gab sich weitaus weniger emotional als gleich nach dem Rennen. „Es war in meinen Augen nicht korrekt, was er gemacht hat. Aber ich muss auch sagen, er ist schnell, er ist gut, aber wir müssen noch einmal darüber sprechen“, sagte er.
Daniel Ricciardo verteidigte seinen jungen Teamkollegen: „Ich verstehe Kimi, dass er das Manöver nicht mochte, ich verstehe aber auch Max. Er fährt mit Leidenschaft. Es war eine typi- sche Szene für einen jungen Fahrer, der zeigen will, was er kann. Ich habe keine Angst, dass er es übertreibt. Er wird schon bald die Balance zwischen jugendlichem Übermut und dem Erwachsenwerden finden.“
Diskussionswürdig
Nico Rosberg ist da anderer Meinung: „Wenn einer wegen seines Vordermannes bei 350 in die Eisen gehen muss, muss man das diskutieren. Das werden wir beim Fahrerbriefing sicher auch tun“, sagte der WM-Zweite.
Dessen deutscher Landsmann Nico Hülkenberg wiederum zollt Jungspund Verstappen ein Sonderlob. „Ehr- lich gesagt, ist es eine Kunst, in dem perfekten Moment rüberzuziehen und Räikkönen die Luft zu nehmen. Wenn mir das so gelingen würde, würde ich mir auf die Schulter klopfen. Aber das ist Rennfahrer-Sicht.“
Aus Sicht von Rennfahrer Verstappen zählt vor allem das Gefühl von Rennfahrer Verstappen: „Andere können mir nicht sagen, wie ich fahren soll. Das hat Michael (Schumacher; Anm.) doch auch gemacht. Er wurde sieben Mal Weltmeister – ich glaube, das sagt schon genug.“
Der Fußball-Fan (PSV Eindhoven) erklärt seine Einstellung so: „Wenn der Trainer zu Zlatan Ibrahimovic plötzlich sagt, er solle in der Verteidigung spielen, wird Ibra trotzdem immer ein Angreifer bleiben. Weil es seine Natur ist.“Auch deswegen sieht Verstappen keine Veranlassung, seinen Stil zu ändern. „Ich mache mein Ding. Ich glaube nicht, dass dieses Manöver zu intensiv war.“
In den beiden Trainings am Freitag dominierte einmal mehr Mercedes, am Nachmittag holte sich Lewis Hamilton die Bestzeit vor Nico Rosberg. Und Max Verstappen? Der wurde nach einer sanften Ermahnung von Rennleiter Charlie Whiting Achter und Fünfter.