Alte Qualität für die neue Quali Die Schweizer Ermittler blicken auch auf Fedor Radmann
Den vielen Fragen nach der EURO sollen die Antworten auf dem Platz folgen
75 Tage nach dem enttäuschenden 1:2 gegen Island und dem Aus bei der EM in Frankreich startet Österreichs Fußball-Team in das nächste Abenteuer. In Georgien beginnt am Montag die Qualifikation für die WM 2018 in Russland. Fragen und Antworten gibt es zur Genüge vor der dritten Qualifikation unter Marcel Koller. Ist die verpatzte EURO in den Köpfen abgehakt? Ja. Am Montag und Dienstag wurde die Enttäuschung aufgearbeitet. Marko Arnautovic: „Danach haben wir einen Punkt gemacht.“Bei den Gründen für die verpatzte EMwar man sich einig, nach außen kommunizieren möchte man sie nicht. Sind die Spieler gut in Schuss? Im Großen und Ganzen schon, die meisten von ihnen hatten einerseits genug Urlaub und erhielten andererseits bei ihren Vereinen schon wieder Spielpraxis. Der Rhythmus ist schon wieder da, die Trainingseinheiten in der vergangenen Woche waren intensiv und qualitativ hochwertig. „Es war wieder der Biss drinnen“, sagt Florian Klein. Und Marko Arnautovic ergänzt: „Die Stimmung ist wieder da, alle sind hochmotiviert. Wir freuen uns auf Montag.“Wagt Koller personelle Experimente? Nein. Suttner wird Fuchs ersetzen, ansonsten wird es eher keine Veränderungen zur EM-Qualifikation geben. Möglich, dass Sabitzer statt Harnik auf der rechten Flanke wie schon bei der EM zum Einsatz kommt. EM-Shootingstar Alessandro Schöpf wird wie schon in Frankreich wohl auch in Georgien nur auf der Bank Platz nehmen, weil David Alaba für den Teamchef immer noch ein zentraler Mittelfeldspieler und so wie Baumgartlinger und Junuzovic gesetzt ist. Was muss ab sofort besser werden? Vor allem das Spiel mit dem Ball, wenngleich Marcel Koller zuletzt öffentlich meist nur das Spiel gegen den Ball bemängelte. Das Team muss im spielerischen Bereich Lösungen finden, im Spielauf bau ganz hinten, wenn man vom Gegner angepresst oder zugestellt wird, aber auch zwischen Abwehrund Mittelfeldreihe des Gegners. Gerade in diesen Räumen hätte eigentlich Edel- reservist Alessandro Schöpf seine größten Stärken. Wird Marcel Koller seinen Stil ändern? Nein, der Schweizer verfolgt seine Prinzipien, sei es vom Spielstil her oder im Umgang mit den Spielern. Er besuchte jüngst Marko Arnautovic in England und David Alaba in München, um in Einzelgesprächen seine größte Stärke – die Menschenführung – auszuspielen. Man kann davon ausgehen, dass der Teamchef nach wie vor das Vertrauen der Spieler genießt. Dass er in puncto Spielanlage und Taktik nicht viel verändert, ist auch aufgrund fehlender Zeit durchaus nachvollziehbar. Gibt es eine neue Hierarchie im Team? Nein. Der neue Kapitän Julian Baumgartlinger war davor schon ein Führungsspieler und ist Kollers wahrscheinlich beste Wahl, weil auch Spieler wie Arnautovic die Ohren spitzen, wenn Baumgartlinger etwas zu sagen hat. Ist Markus Suttner ausgefuchst genug? Muss er sein, weil er der logische Fuchs-Nachfolger ist. NacheinemJahr bei Ingolstadt ist er um viele Erfahrungen reicher, seiner Meinung nach ein besserer Suttner als noch bei der Austria. Jetzt gilt es, die Chance zu nutzen, um sich auf der Position links hinten zu festigen. WM 2006. Die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt im Zusammenhang mit der Affäre um die Vergabe der Fußball-WM 2006 an Deutschland auch gegen Fedor Radmann, der als enger Vertrauter von Franz Beckenbauer gilt. Die Behörde bestätigte am Freitag, dass „im Rahmen des Fußballkomplexes“gegen Radmann ermittelt werde. Weitere Angaben machte die Bundesanwaltschaft zunächst nicht.
Zuvor hatten der Schweizer Tagesanzeiger und die Süddeutsche Zeitung bereits darüber berichtet, dass gegen den 71-jährigen Sportfunktionär aus Bayern und ehemaligen Geschäftsführer der Salzburger Olympiabewerbungsgesellschaft ermittelt werde. Tags zuvor waren bereits Ermittlungen gegen Beckenbauer, die ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie den früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt öffentlich geworden. Alle vier saßen im Organisationskomitee der WM 2006.
Millionenfrage
Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehe die Mitfinanzierung „einer Galaveranstaltung in der Höhe von EUR 7 Mio., die später auf EUR 6.7 Mio. herabgesetzt worden war“. Mit der Galaveranstaltung ist ein im Rahmen der WM geplantes Kulturprogramm gemeint, das dann nicht stattgefunden hat.
Es bestehe der Verdacht, „dass die Beschuldigten wussten, dass der Betrag nicht der Mitfinanzierung der Galaveranstaltung diente, sondern der Tilgung einer Schuld, die nicht durch den DFB geschuldet war“, erklärte die Schweizer Bundesanwaltschaft.
Franz Beckenbauer meidet derweil die Öffentlichkeit: Eine für Freitagabend in Zürich geplante Weinprobe mit der deutschen FußballLegende, die ein Weingut in Südafrika besitzt, wurde am Mittag abgesagt.