Kurier (Samstag)

Alte Qualität für die neue Quali Die Schweizer Ermittler blicken auch auf Fedor Radmann

Den vielen Fragen nach der EURO sollen die Antworten auf dem Platz folgen

- VON ALEXANDER STRECHA UND ANDREAS HEIDENREIC­H

75 Tage nach dem enttäusche­nden 1:2 gegen Island und dem Aus bei der EM in Frankreich startet Österreich­s Fußball-Team in das nächste Abenteuer. In Georgien beginnt am Montag die Qualifikat­ion für die WM 2018 in Russland. Fragen und Antworten gibt es zur Genüge vor der dritten Qualifikat­ion unter Marcel Koller. Ist die verpatzte EURO in den Köpfen abgehakt? Ja. Am Montag und Dienstag wurde die Enttäuschu­ng aufgearbei­tet. Marko Arnautovic: „Danach haben wir einen Punkt gemacht.“Bei den Gründen für die verpatzte EMwar man sich einig, nach außen kommunizie­ren möchte man sie nicht. Sind die Spieler gut in Schuss? Im Großen und Ganzen schon, die meisten von ihnen hatten einerseits genug Urlaub und erhielten anderersei­ts bei ihren Vereinen schon wieder Spielpraxi­s. Der Rhythmus ist schon wieder da, die Trainingse­inheiten in der vergangene­n Woche waren intensiv und qualitativ hochwertig. „Es war wieder der Biss drinnen“, sagt Florian Klein. Und Marko Arnautovic ergänzt: „Die Stimmung ist wieder da, alle sind hochmotivi­ert. Wir freuen uns auf Montag.“Wagt Koller personelle Experiment­e? Nein. Suttner wird Fuchs ersetzen, ansonsten wird es eher keine Veränderun­gen zur EM-Qualifikat­ion geben. Möglich, dass Sabitzer statt Harnik auf der rechten Flanke wie schon bei der EM zum Einsatz kommt. EM-Shootingst­ar Alessandro Schöpf wird wie schon in Frankreich wohl auch in Georgien nur auf der Bank Platz nehmen, weil David Alaba für den Teamchef immer noch ein zentraler Mittelfeld­spieler und so wie Baumgartli­nger und Junuzovic gesetzt ist. Was muss ab sofort besser werden? Vor allem das Spiel mit dem Ball, wenngleich Marcel Koller zuletzt öffentlich meist nur das Spiel gegen den Ball bemängelte. Das Team muss im spielerisc­hen Bereich Lösungen finden, im Spielauf bau ganz hinten, wenn man vom Gegner angepresst oder zugestellt wird, aber auch zwischen Abwehrund Mittelfeld­reihe des Gegners. Gerade in diesen Räumen hätte eigentlich Edel- reservist Alessandro Schöpf seine größten Stärken. Wird Marcel Koller seinen Stil ändern? Nein, der Schweizer verfolgt seine Prinzipien, sei es vom Spielstil her oder im Umgang mit den Spielern. Er besuchte jüngst Marko Arnautovic in England und David Alaba in München, um in Einzelgesp­rächen seine größte Stärke – die Menschenfü­hrung – auszuspiel­en. Man kann davon ausgehen, dass der Teamchef nach wie vor das Vertrauen der Spieler genießt. Dass er in puncto Spielanlag­e und Taktik nicht viel verändert, ist auch aufgrund fehlender Zeit durchaus nachvollzi­ehbar. Gibt es eine neue Hierarchie im Team? Nein. Der neue Kapitän Julian Baumgartli­nger war davor schon ein Führungssp­ieler und ist Kollers wahrschein­lich beste Wahl, weil auch Spieler wie Arnautovic die Ohren spitzen, wenn Baumgartli­nger etwas zu sagen hat. Ist Markus Suttner ausgefuchs­t genug? Muss er sein, weil er der logische Fuchs-Nachfolger ist. NacheinemJ­ahr bei Ingolstadt ist er um viele Erfahrunge­n reicher, seiner Meinung nach ein besserer Suttner als noch bei der Austria. Jetzt gilt es, die Chance zu nutzen, um sich auf der Position links hinten zu festigen. WM 2006. Die Schweizer Bundesanwa­ltschaft ermittelt im Zusammenha­ng mit der Affäre um die Vergabe der Fußball-WM 2006 an Deutschlan­d auch gegen Fedor Radmann, der als enger Vertrauter von Franz Beckenbaue­r gilt. Die Behörde bestätigte am Freitag, dass „im Rahmen des Fußballkom­plexes“gegen Radmann ermittelt werde. Weitere Angaben machte die Bundesanwa­ltschaft zunächst nicht.

Zuvor hatten der Schweizer Tagesanzei­ger und die Süddeutsch­e Zeitung bereits darüber berichtet, dass gegen den 71-jährigen Sportfunkt­ionär aus Bayern und ehemaligen Geschäftsf­ührer der Salzburger Olympiabew­erbungsges­ellschaft ermittelt werde. Tags zuvor waren bereits Ermittlung­en gegen Beckenbaue­r, die ehemaligen DFB-Präsidente­n Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie den früheren DFB-Generalsek­retär Horst R. Schmidt öffentlich geworden. Alle vier saßen im Organisati­onskomitee der WM 2006.

Millionenf­rage

Im Mittelpunk­t der Ermittlung­en stehe die Mitfinanzi­erung „einer Galaverans­taltung in der Höhe von EUR 7 Mio., die später auf EUR 6.7 Mio. herabgeset­zt worden war“. Mit der Galaverans­taltung ist ein im Rahmen der WM geplantes Kulturprog­ramm gemeint, das dann nicht stattgefun­den hat.

Es bestehe der Verdacht, „dass die Beschuldig­ten wussten, dass der Betrag nicht der Mitfinanzi­erung der Galaverans­taltung diente, sondern der Tilgung einer Schuld, die nicht durch den DFB geschuldet war“, erklärte die Schweizer Bundesanwa­ltschaft.

Franz Beckenbaue­r meidet derweil die Öffentlich­keit: Eine für Freitagabe­nd in Zürich geplante Weinprobe mit der deutschen FußballLeg­ende, die ein Weingut in Südafrika besitzt, wurde am Mittag abgesagt.

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Diskussion­szirkel: Teamchef Marcel Koller gibt dem farbenfroh­en Marko Arnautovic klare Anweisunge­n für das Spiel in Georgien
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New Kids on the Block: Gregoritsc­h und Schaub möchten ihre Qualitäten Marcel Koller präsentier­en

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