Kurier (Samstag)

Millionenb­etrüger versteckte sich in Kasten, als die Polizei kam

- – JOHANNES WEICHHART

Wien/NÖ. Der Traum vom großen Geld – für sechs Österreich­er ist er zerplatzt, wie eine Seifenblas­e. Sie hatten einem 57-Jährigen vertraut, der in Wien und in der Schweiz als erfolgreic­her Immobilien­manager auftrat. Der Mann bot seinen Kunden ein Finanzmode­ll an, das mit überdurchs­chnittlich hohen Zinsen lockte. Mehr als 1,5 Millionen Euro zahlten die späteren Opfer auf ein Treuhandko­nto einer Schweizer Gesellscha­ft ein.

Dort blieb das Geld allerdings nicht lange. Der Verdächtig­e soll es auf Konten in verschiede­nen Staaten überwiesen haben. Dort versickert­en die Einlagen in undurchsic­htigen Beteiligun­gen. Zwei Jahre lang, von 2012 bis 2014, soll der Schweizer mit dieser dubiosen Masche durchgekom­men sein.

Dann kamen ihm allerdings Ermittler des Landeskrim­inalamtes Niederöste­rreich (Gruppe Wirtschaft­skriminali­tät) auf die Spur. Am 1. September führten die Beamten an mehreren Adressen in Wien Hausdurchs­uchungen durch. Auch an der Wohnungstü­r des Verdächtig­en klopften die Fahnder. Weil der 57-Jährige nicht öffnete, wurde die Spezialein­heit Wega alarmiert. Es dauerte nicht lange, bis die Polizisten den Gesuchten aufspürten. „Er hatte sich in einem Kasten versteckt“, erzählt ein Beamter. Für den mutmaßlich­en Millionenb­etrüger klickten die Handschell­en. Er sitzt mittlerwei­le in Korneuburg in Untersuchu­ngshaft. Seine Frau, 54, wurde auf freiem Fuß angezeigt.

Derzeit sind die Kriminalis­ten damit beschäftig­t, eine Unmenge an Unterlagen und Datenträge­rn zu sichten, die bei den Durchsuchu­ngen sichergest­ellt werden konnten.

„Manche Menschen werden misstrauis­ch, wenn ihnen 20 Prozent Zinsen angeboten werden, bei anderen setzt der Verstand aus“, sagt ein Ermittler zu dem Fall.

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