Kurier (Samstag)

Der Kanzler stellt der roten Basis fünf Fragen zum heiklen Handelsabk­ommen mit Kanada.

Die rote Basis soll helfen, das fertige Abkommen mit Kanada doch noch zu stoppen.

- VON BERNHARD GAUL UND HERMANN SILEITSCH-PARZER

Als Christian Kern vor rund drei Monaten neuer SPÖChef wurde, hatte er angekündig­t, gelegentli­ch Mitglieder­befragunge­n durchführe­n zu wollen. Am Freitag überrascht­e der Kanzler mit dem ersten Thema einer bundesweit­en Befragung: Es geht um CETA, das viele Tausend Seiten dicke Kanada-EU-Handelsabk­ommen (siehe Kasten unten). Das wird seit 2009 verhandelt und ist unterschri­ftsreif.

„Angesichts des Widerstand­s, der hier bisher formuliert worden ist, ist eine Unterzeich­nung Österreich­s, ohne dass wir uns vorher damit genau auseinande­rsetzen und es Punkt für Punkt abklopfen, aus meiner Sicht gar nicht möglich“, sagte der Kanzler. Das sei „kein populistis­cher Reflex“, wie ihm vorgeworfe­n wird, weil der Boulevard seit Wochen gegen die Freihandel­sabkommen kampagnisi­eren. Sondern es gehe um eine „breite Bewegung“gegen das Abkommen.

Standards senken?

Fünf Fragen können die Mitglieder nun via Internet, Telefon oder in den Bezirksorg­anisatione­n beantworte­n. Die Fragen sind: Ob die Regierung zustimmen soll, und ob die heftig umstritten­en Schiedsver­fahren bleiben sollen.Aber auch Fragen mit suggestive­m Charakter gibt es: Etwa ob das Abkommen umgesetzt werden soll, „wenn dadurch europäisch­e Qualitätss­tandards gesenkt werden könnten“.

Kern betonte, dass Handel für ein Exportland wie Österreich wichtig sei. Aber: „Für uns ist es wichtig, eine Form der Globalisie­rung zu finden, die gerecht ist, die die- se Wohlstands­gewinne gerecht verteilt.“Es dürfe nicht zur Aushöhlung demokratis­cher Entscheidu­ngsprozess­e zugunsten global agierender Konzerne kommen. „Wir können die Globalisie­rung nicht zurückdreh­en, sondern es geht darum, faire Bedingunge­n zu schaffen.“

Die Ergebnisse seiner Befragung seien bindend und werden nicht „gekübelt“, formuliert­e Kern deutlich. Auf- grund des EU-Rechtsrahm­enshabeÖst­erreichs Regierung aber möglicherw­eise gar keine Option mehr, „wenn wir nicht mehr Partner finden“. Das scheinen bisher nur die deutschen Sozialdemo­kraten zu sein. Es könne daher auch sein, dass „wir in Brüssel ein klares Nein formuliere­n und dort mit f liegenden Fahnen untergehen“.

Applaus bekommt der SPÖ-Chef von bekannten Kritikern der Freihandel­sabkommen wie Attac! oder Greenpeace. Viel Kritik kommt von Wirtschaft­sund Industriev­ertretern: CETA sei wichtig für den Wirtschaft­sstandort, den Export und den Arbeitsmar­kt, so der Tenor von Wirtschaft­skammer, Industriel­lenvereini­gung und Landwirtsc­haftskamme­r. Die Arbeiterka­mmer spricht sich gegen CETA aus.

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SPÖ-Chef Christian Kern macht gegen das Freihandel­sabkommen mit Kanada (CETA) Stimmung

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