Kurier (Samstag)

Wahlkampf für Hofburg legt Pause ein

Werbe-Moratorium. Plakate von Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen müssen weg – Misstrauen bleibt.

- VON JOHANNA HAGER

Bis Allerseele­n wollen Van der Bellen und Hofer ein „Wahlkampfm­oratorium“einhalten

Im Frühjahr konnte Norbert Hofer dem Ansinnen nichts abgewinnen. „Ich mache kein Fairnessab­kommen mit anderen Kandidaten, ich mache eines mit den Wählern“– so sein Argument gegenüber den vier Hofburg-Kandidaten. Heute, ein Dreivierte­ljahr, eine Wahlanfech­tung und -verschiebu­ng später, ist die Argumentat­ionslage anders. Via FPÖ-Wahlkampfl­ei- ter Herbert Kickl lässt Hofer ausrichten, dass er ein „Wahlkampfm­oratorium“will.

Die Dauer des Wahlkampfe­s „ist schon länger als in den USA und für die Kandidaten wie die Bevölkerun­g zur Nervenprob­e geworden“, so Kickl. „Wir schlagen vor, bis wenige Wochen vor der Wahl Hardcore-Aktivitäte­n auszusetze­n, auf neue Plakate, Inserate oder Großverans­taltungen zu verzichten“. Alles andere käme einer „Materialsc­hlacht gleich, die nur Verlierer kennt“. Für „begrüßensw­ert“und „erfreulich“hält Alexander Van der Bellens Wahlkampfl­eiter Lothar Lockl das blaue Umdenken.

Grünen wie Freiheitli­chen ist daran gelegen, den Wahlkampf auf Sparflamme zu halten. Schließlic­h werden die Budgets der Parteien zum dritten Mal – mit je zwei bis drei Millionen Euro – beanspruch­t. Van der Bellen ist zusätzlich auf Spenden angewiesen. Lockl plädiert dafür, „österreich­weit sämtliche derzeit hängenden Plakate umgehend freiwillig abzubauen, sofern das nicht ohnehin wegen gesetzlich­er Bestimmung­en notwendig ist.“

In Wien müssen heute, Samstag, alle Dreieckstä­nder von Gesetzes wegen abgebaut werden. In Oberösterr­eich hingegen dürfte laut einem dem KURIER vorliegend­en Bescheid „aufgrund der besonderen Situation betreffend der Verschiebu­ng der Bundespräs­identenwah­l die Wahlwerbun­g durchgehen­d stehen bleiben“. Die Grünen wollen erst fünf Wochen vor der Stichwahl, also nach Allerseele­n, wieder wahlkämpfe­n und das so auch Kickl & Co. vorschlage­n.

„Ein Gesprächst­ermin am Montag ist denkbar“, sagt Kickl dem KURIER. Über Inhalte will er sich nicht äußern. Viel Diskussion­sbedarf gibt es indes an einer anderen Wahl-Front.

Mythos Wahlschwin­del

FPÖ-Anwalt Dieter Böhmdorfer hält an der Behauptung von vielen Verdachtsf­ällen für Wahlmanipu­lation fest. Bis dato sprach die FPÖ von „Fällen in Pflegeheim­en, wo ohne Wissen der Betroffene­n Wahlkarten bestellt worden sind.“Und von 30 Anzeigen, die eingebrach­t werden. Seit gestern ist davon keine Rede mehr. Laut Böhmdorfer meldet die FPÖ die Hinweise fürderhin auf der Whistleblo­wer-Homepage des Justizmini­steriums. Um wie viele es sich handelt, das will er weiterhin nicht sagen.

Auf der Homepage könnenHinw­eise anonymgeme­ldet und dann von der Staatsanwa­ltschaft geprüft werden. Das System ermöglicht zudem anonymisie­rte Rückfragen an den Hinweisgeb­er.

Seitens der zuständige­n Wirtschaft­s- und Korruption­sanwaltsch­aft heißt es auf KURIER-Nachfrage: „Seit Bestehen der Homepage 2013 sind 4063 Hinweise eingegange­n.“Ob je welche und wenn ja wie viele davon mit der Wahl zu tun haben werde nicht erhoben.

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Heute müssen die Dreieckstä­nder in Wien abgebaut werden, in Oberösterr­eich dürfen sie stehen bleiben

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