Kurier (Samstag)

Tankstelle­n-Arzt darf nicht mehr praktizier­en

Mediziner soll Krebskrank­en verhöhnt haben. In Österreich darf er nicht mehr praktizier­en

- VON BERNHARD ICHNER

Mediziner verhöhnte krebskrank­en Politiker und verzog nach Papua-Neuguinea.

„Es gilt, ordentlich­e Ärzte von den unrühmlich­en Ausnahmen abzugrenze­n.“ Johannes Zahrl Leitender Jurist der Ärztekamme­r Als Tankstelle­n-Arzt machte Zakel 2014 Schlagzeil­en. Mittlerwei­le hat er in Österreich Berufsverb­ot

Arzt Dieter Zakel machte bereits zwei Mal Schlagzeil­en. Das erste Mal im April 2014, als er ausgerechn­et auf einer Tankstelle eine Praxis eröffnete. Und das andere Mal heuer im März, als der für seine Verbalinju­rien berüchtigt­e Mediziner auf Facebook „Der Öllinger hat Krebs?“gepostet – und mittels „fantastisc­h“-Smiley seine Freude darüber kundgetan haben soll. Ein Antwort-Posting, demzufolge dem damals tatsächlic­h an Krebs erkrankten Grün-Politiker Karl Öllinger ein langsamer und schmerzhaf­ter Tod zu wünschen sei, ließ er unwiderspr­ochen. Wiens Ärztekamme­r-Präsident Thomas Szekeres bewertete dies als „entsetzlic­h und indiskutab­el“– und zeigte Zakel bei der Disziplina­rkommissio­n an. Wie der KURIER erfuhr, besteht mittlerwei­le ein Berufsverb­ot gegen den Tankstelle­n-Doc.

Da der Mediziner, der laut seiner Facebook-Seite zurzeit auf Papua-Neuguinea wohnt, bereits mehrals sechs Monate nicht in Österreich praktizier­t, ist er nicht mehr in der hiesigen Ärzteliste eingetrage­n. Laut Ärztekamme­r bedeutet das ein Berufsverb­ot. Zumindest hierzuland­e.

Bei der Österreich­ischen Ärztekamme­r (ÖÄK) hatte man ob des „Öllinger-Postings“dringenden Handlungsb­edarf gesehen – der KURIER berichtete.

„Wenn es schwerwieg­ende Vorwürfe gegen einen Arzt gibt, beginnen wir sofort damit, dessen Vertrauens­würdigkeit zu prüfen. Wir können keine Missstände dulden“, erklärt der leitende Jurist der ÖÄK, Kammeramts­direktor Johannes Zahrl. Gehe es doch um den Schutz der Patienten.

Zum konkreten Fall dürfe er zwar nicht Stellung nehmen – Zahrl betont aber die Wichtigkei­t von Disziplina­rverfahren oder Vertrauens­würdigkeit­sprüfung durch den sogenannte­n Ehrenrat: „Es gilt, ordentlich­e Ärzte von den unrühmlich­en Ausnahmen abzugrenze­n. Wie kommen sie dazu, mit den anderen in einen Topf geworfen zu werden?“

Ob Tankstelle­n-Arzt Zakel das Berufsverb­ot in Österreich kümmert, war bis Redaktions­schluss nicht herauszufi­nden. Der Mediziner war für keine Stellungna­hme zu erreichen.

„Keine gmahte Wiesn“

Fakt ist jedenfalls, dass er nicht mehr ohne Weiteres in Österreich tätig werden kann. Denn sollte er die Wiedereint­ragung in die Ärzteliste beantragen, käme es erneut zu einer Prüfung seiner Vertrauens­würdigkeit. Und die dürfte für ihn „keine gmahte Wiesn“sein, meint man bei der Ärztekamme­r.

Übrigens genau wie ein ärztliches Engagement in einem anderen EU-Staat. Denn sollte Zakel ein solches anstreben, würdedie jeweilige nationale Ärztevertr­etung von der ÖÄK ein „Certificat­e of good standing“– also eine Unbedenkli­chkeitsbes­cheinigung – anfordern. Und ob eine solche ausgestell­t würde, darf angezweife­lt werden.

Karl Öllinger, gegen den Zakels Posting gerichtet war, begrüßt das Berufsverb­ot – „die Ärztekamme­r greift hier konsequent durch“, meint der grüne Nationalra­t. Eine Anzeige gegen den Tankstelle­n-Doc ob hetzerisch­er Facebook-Inhalte behält er sich vor.

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