Kurier (Samstag)

Steuerdeal mit der Schweiz wird durchlöche­rt

Internatio­nales Abkommen GATCA dürfte Steuer-Deal mit den Schweizern aushöhlen.

- VON KID MÖCHEL

Künftig müssen auch Eidgenosse­n österreich­ische Kontoinhab­er der Finanz in Wien melden

Das bilaterale Steuerabko­mmen mit der Schweiz, das die damalige Finanzmini­sterin Maria Fekter Mitte 2012 abgeschlos­sen hat, könnte sich für viele Österreich­er als gewaltiger Rohrkrepie­rer erweisen. Der Deal mit den Eidgenosse­n besagt, dass Österreich­er in der Schweiz gebunkerte Gelder anonym versteuern können. Im Gegenzug zahlten sie eine einmalige und saftige „Strafsteue­r“zwischen 24 bis 34 Prozent auf ihr Vermögen. In weiterer Folge müssen sie eine jährliche Abzugssteu­er (27,5 Prozent) auf die Kapitalert­räge berappen. Dafür liegt über ihrem Schweizer Vermögen ein Schleier der Vertraulic­hkeit – zumindest ließ man sie in diesemGlau­ben. Dass damit in Kürze Schluss sein wird, hat sich allerdings abgezeichn­et.

Denn im Jänner 2017 tritt der internatio­nale Common Reporting Standard (CRS) in Kraft. Es handelt sich dabei um ein Abkommen zum automatisc­hen Informatio­nsaustausc­h über Kontoinhab­er und Kontobeweg­ungen von Ausländern. 104 Staaten haben dieses Abkommen, das auch GATCA (Global Account Tax Compliance Act) genannt wird, unterzeich­net – neben Österreich auch die Schweiz. Jene Österreich­er, die ihr Vermögen in der Schweiz belassen haben und damit dort einen relativ hohen „Strafsteue­rsatz“zahlten, sind jetzt offenbar die Dummen.

Zwang zur Steuerehrl­ichkeit

„Wenn ein Österreich­er ein Konto im Ausland hat, wird die österreich­ische Finanz frühestens 2017 und spätestens im Herbst 2019 über die Kontobeweg­ungen informiert“, sagt Volker Enzi, ein Experte für die Implementi­erung von Sorgfaltsr­egelungen bei Banken und Versicheru­ngen. „Diese Meldungen erfolgen einmal jährlich jeweils Ende September.“

Auch die Schweiz wird künftig detaillier­te Meldungen über Konten von Österreich­ern der heimischen Finanz übermittel­n. Das bilaterale Abkommen Fekters und das internatio­nale Melderegim­e GATCA laufen derzeit groteskerw­eise parallel. Oder anders gesagt: Das internatio­nale Abkommen GATCA dürfte den Steuerdeal Fekters übertrumpf­en. „Es macht keinen Sinn mehr, wennich keine Anonymität in der Schweiz habe, die ho- he anonyme Abzugssteu­er aufrechtzu­erhalten“, sagt Constantin Veyder-Malberg von der Wiener Capital Bank. „Die Zeit des Verstecken­s von Geldern im Ausland ist vorbei.“

Nachsatz: „Wir empfehlen unseren Kunden schon seit Jahren, sich des Schwarzgel­des im Ausland zu entledigen und eine Selbstanze­ige zu machen.“Noch dazu, weil eine Selbstanze­ige bei der heimischen Finanz viel billiger kommt als die Versteueru­ng in der Schweiz. Heimgeholt­es Schwarzgel­d müsse zwar bis zu zehn Jahre zurück nachverste­uert werden. Veyder-Malbergs Kunden haben im Schnitt aber nur vier bis acht Prozent Steuer nachgezahl­t.

„Das bestehende Abkommen mit der Schweiz wird adaptiert und die Verhandlun­gen sind am Laufen“, sagt ein Sprecher des Finanzmini­steriums. „Wir kommentier­en laufende Verhandlun­gen nicht.“

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Auslandsve­rmögen von Österreich­ern wird ab Herbst 2017 der heimischen Finanz gemeldet

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