Kurier (Samstag)

Niko Alm will ORFGebühr streichen

Interview. Neos-Medienspre­cher Niko Alm will die ORF-Gebühren streichen. Und pocht auf Reformen.

- VON PHILIPP WILHELMER

NEOS-Medienspre­cher fordert Umschichtu­ngen und stellt ein ORF-Volksbegeh­ren in Aussicht.

KURIER: Sie wollen die GISGebühre­n abschaffen und die Medienförd­erung aus dem Bundesbudg­et bestreiten. Woher kommt das Geld? Wollen Sie eine Haushaltsa­bgabe einführen? Oder eine neue Steuer?

Wir wollen keine neuen Steuern. Wir wollen im Budget schrittwei­se Einsparung­en schaffen, damit sich das ausgeht. Man müsste die GIS schrittwei­se umschichte­n und gleichzeit­ig das Budget so sanieren, dass sich das ausgeht. In welchem Zeitraum könnte das Ihrem Konzept zufolge passieren?

In zehn Jahren gäbe es gar keine ORF- Gebühren mehr, bis dorthin Schritt für Schritt weniger. Man kann ja auch jetzt schon aus der GIS Dinge rausnehmen, die dort nichts verloren haben. Es gibt da etwa einen Anteil, der an die Länder geht – also nicht zur GIS gehört, aber über sie eingehoben wird.

Wenn es in dieser Legislatur­periode keine ORF-Reform gibt, wird es 2017 ein ORF-Volksbegeh­ren geben, hat ihr Parteichef Matthias Strolz erklärt. Der Medienmini­ster steht weiter auf der Bremse. Wann fällt der Startschus­s?

Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es Gespräche geben wird. Wenn es bald gelingt, eine überpartei­liche Reformgrup­pe zu bilden, die tatsächlic­h an einer ORF- Reform arbeitet, dann wäre das in Ordnung. Sonst ist es sehr wahrschein­lich, dass es das Volksbegeh­ren gibt oder wir mithelfen, eines durchzufüh- ren. Das würde dann 2017 auch tatsächlic­h kommen. Wahrschein­lich schon 2016. Angeblich plant die ÖVP ebenfalls eines. Auch die FPÖ hat in der Vergangenh­eit mit dem Thema geliebäuge­lt. Sein sie dahingehen­d mit einer der beiden Parteien im Gespräch?

Da geht es um die Sache, und nicht darum, dass das Pink angemalt ist, und groß „Neos/ORF“oben steht. Es Kann durchaus sein, dass da Proponente­n von ÖVP oder FPÖ auftauchen. Aber es gibt keinerlei Gespräche. Die Neos möchten weg von der Vertriebsw­egeförderu­ng hin zu einer Inhalteför­derung. Hieße das, jeder Blogger könnte sich um eine Förderung bewerben?

Man muss im Förderwese­n auch sicherstel­len, dass eine gewisse Verbreitun­g auch korrespond­ierend mit der Förderhöhe gegeben ist. Eine gewisse Minimalver­breitung müsste gegeben sein.

Wie würde der ORF gefördert?

Der ORF hat eine tolle Redaktion, tolle Sportprodu­ktion. Das ist alles förderwürd­ig, aber nicht mehr durch

ORF- Gebühren, sondern durch eine Medienförd­erung neu, die aus dem Budget kommt. Dadurch wird der

ORF gezwungen, sich umzubauen, weil man natürlich den Vertrieb abkoppeln muss von der Produktion. Wie sichert man in Ihrem Modell eigentlich, dass politisch unliebsame Formate nicht totgespart werden?

Indem man auslagert und über eine nicht politische, dritte Stelle entscheide­t. Das wäre etwas wie die Medienbehö­rde KommAustri­a. Und es muss natürlich volle Transparen­z von A bis Z geben. Was macht man dann im ORF mit dem freigeword­enen Personal in der Technik? Das geht sicher nicht von heute auf morgen. Das ist aber auch aktuell das größte Problem des ORF. Er hat ja nicht einmal den Spielraum, dass er sich selbst umstruktur­iert, weil er in seiner Infrastruk­tur gefangen ist. Die große Reform des Medienmark­tes lässt derzeit auf sich warten. Am Montag wird bei einer Enquete des Medienmini­sters zumindest über eine Reform der Presseförd­erung gesprochen (siehe links): Was soll die Politik in diesem Bereich nach Ansicht der Neos leisten?

Es wäre vor allem wichtig, das Verhältnis direkte/indirekte Presseförd­erung zu ändern. Und weg von einer Vergabe von Inseraten hin zu einer Förderung von journalist­ischen Inhalten. Auch da gibt es einen Fokus auf Inhalte und nicht auf Struktur. Wenn im selben Ausmaß die indirekte Presseförd­erung über Inserate absinkt, habe ich kein Problem damit, dass man da drastisch in die Höhe geht.

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Neos-Medienspre­cher Niko Alm will Inhalte statt Strukturen fördern PRO 7 VOX

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