Kurier (Samstag)

Grüne klagen Facebook wegen Hasspostin­gs

„Es reicht“. Klage gegen anonymes Profil soll auch Quelle der Krebsgerüc­hte über VdB knacken

- – MARIE NORTH

„Eini mit ihren in die Gaskammer.“Aufgrund solcher Postings haben die Grünen vor einem Jahr ihren Kampf gegen Hasspostin­gs im Internet gestartet. Ihre Botschaft: Das Netz ist kein rechtsfrei­er Raum. Rund 40 Verfahren führte die Partei bisher gegen Hassposter auf Facebook. Allerdings konnte nicht bei jedem Posting der wahre Urheber gefunden werden. Und nicht immer wurden die Kommentare vom US-Unternehme­n gelöscht.

Mehrmalige Aufforderu­ngen an Facebook, ein Posting zu löschen, in dem Eva Glawischni­g im April als „miese Volksverrä­terin“und „korrupter Trampel“bezeichnet wird, blieben erfolglos. Außerdem forderte die Partei noch die Offenlegun­g des wahren Namens hinter dem Fakeprofil „Michaela Jaskova“– ebenfalls ohne Erfolg. Facebooks Reaktion: Das Posting widersprec­he nicht den Community-Standards. Die Reaktion von Grü- nen-Medienspre­cher Dieter Brosz am Freitag: „Es reicht.“

„Jaskova“gesucht

Die Suche nach der wahren Identität hinter dem Fakeprofil führte schließlic­h zur Klage gegen Facebook selbst. Mit den Rechten der „herkömmlic­hen User“würde laut Brosz schleißig umgegangen. Die Rechtslage in den einzelnen Ländern werde nicht berücksich­tigt. Erst die Einschaltu­ng von Anwälten zwinge den multinatio­nalen Konzern zum Handeln. Medien-Anwältin Maria Windhager erläuterte die Klage. Es handle sich um den Tatbestand der Ehrenbelei­digung und der üblen Nachrede. Außerdem fordern die Grünen die Herausgabe der Userdaten. Interessan­tes De- tail: Laut Grünen wurden die Krebsgerüc­hte über Präsidents­chaftskand­idat Alexander Van der Bellen zuerst über dieses Fake-Profil verbreitet.

Kampf für normale User

Die Grünen wollen Facebook dazu zwingen, sich an österreich­isches Recht zu halten und aktiver gegen Hassposter vorzugehen. Am vergangene­n Freitag hat die GrünenChef­in die Klage gegen Facebook am Handelsger­icht Wien eingereich­t.

Die Partei stellt sich auf eine lange Verfahrens­dauer ein. „Das werden wir aushalten,“sagte Brosz. „Jaskova“scheint davon Wind bekommen zu haben. Seit 2. Juli wurde nichts mehr gepostet.

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Laut Grünen hätten normale User keine Chance gegen Facebook. Deshalb klagen sie das Unternehme­n

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