„Südtirols Schulsystem ist schon ein Vorbild“
Bildungsministerin lobt Autonomie
KURIER: Die Gewerkschaft kritisiert, dass durch Ihren Reformplan keine Individualisierung möglich wäre, wenn in den Klassen mehr als 25 Schüler erlaubt werden.
Sonja Hammerschmid: Das sehe ich ganz anders. Wir wollen ja Gestaltungsspielräume an den Schulen schaffen, damit sich diese pädagogisch neu aufstellen können. Da gibt es auch viele internationale aber auch österreichische Beispiele. Wenn man vom themenspezifischen Unterricht spricht, kann ich den künftig anders gestalten. Ich kann beginnen z. B. mit einer Vorlesung für viele Kinder, und dann in Kleingruppen arbeiten lassen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Stimmrechte von Lehrern, Eltern und Schülern im Schulgemeinschaftsausschuss beschnitten werden sollen.
Die Leiter der autonomen Schulen werden für die Ergebnisse ihres Standortes verantwortlich gemacht, daher müssen sie gewisse Entscheidungen alleine treffen können. Sonst wird das nicht funktionieren. Denn wenn die Schule nicht die Leistung erbringt, wen soll ich dann zur Verantwortung ziehen, etwa den Schulgemeinschaftsausschuss?
Sie waren jetzt in Südtirol, wo Inklusion, Ganztagsschule und die Gemeinsame Schule umgesetzt wurden. Ist das ein Vorbild für Österreich?
Die Südtiroler haben dazu noch die Autonomie an den Standorten, die gelebt wird. Daraus können wir viel lernen. Südtirols Schulsystem ist für mich schon ein Vorbild. Die Gemeinsame Schule bleibt ein Anliegen der Sozialdemokratie, aber jetzt konzentriere ich mich einmal auf die Schulautonomie.
Vorbild auch beim Thema Inklusion, keine Sonderschulen und alle Kinder im Regelsystem?
Ich will auch das Thema Inklusion angehen. Wir haben derzeit drei Modellregionen in Teilen Tirols, der Steiermark und Kärntens, wo es keine Sonderschulen mehr gibt, und alle Kinder im Regelschulwesen sind. Mein Ziel ist es, mittelfristig, wie in Italien, dass Inklusion gelebt wird. Hier stellt das auch keiner mehr infrage.