Kurier (Samstag)

Weihnachts­posse um Pensionshu­nderter

Sonderrege­lungen. In mehreren Ländern würden ausgerechn­et die Ärmsten um Zahlung umfallen

- – CHRISTIAN WILLIM

In Kärnten sucht die Verfassung­sabteilung noch „fieberhaft“nach einer Lösung. In Wienwirdeb­enfalls nochnach einer gesucht, „die im Sinne der Betroffene­n ist“, heißt aus demBürovon­Sozialstad­trätin Sonja Wehsely (SPÖ). Die Betroffene­n, das sind jene Min- destsicher­ungsbezieh­er, die mit Ausgleichs­zahlungen wenigstens eine Pension von 882,78 Euro garantiert bekommen. Ende 2015 waren das bundesweit rund 215.0000 Österreich­er.

Genau diese Aufstocker, die gleichsam Inbegriff der Altersarmu­t sind, würden aufgrund bestehende­r Regelungen in mehreren Bundesländ­ern um den Pensionshu­nderter umfallen – weil er dort als Einkommen gewertet wird und die Ausgleichs­zulage verringert. Das mutet befremdlic­h an, weil sich die Bundesregi­erung auf keine soziale De- ckelung einigen konnte und somit auch Luxus-Pensionist­en das weihnachtl­iche Körberlgel­d erhalten.

„Es kann nicht sein, dass man ausgerechn­et den Ärmsten etwas wegnimmt“, sagt Tirols Sozialland­esrätin Christine Baur (Grüne) zu der Problemati­k, mit der man sich nach dem Beschluss der Sonderzahl­ung im Nationalra­t am 15. Dezember konfrontie­rt sah. In der Landesregi­erung sei man sich mit dem Koalitions­partner ÖVP rasch einig gewesen, dass der Hunderter nicht als Einkommen gewertet wird und somit auch bei den „Aufstocker­n“ankommt. Neben Tirol haben auch Vorarlberg und Salzburg rasch reagiert und ebenfalls die für die Mindestsic­herung zuständi

gen Be- zirksbehör­den angewiesen, die Sonderzahl­ung nicht einzukassi­eren. Salzburgs Sozialland­esrat Heinrich Schellhorn (Grüne) findet es befremdlic­h, dass der Hunderter ausgerechn­et nicht bei den Mindestpen­sionisten gelandet wäre: „Die Bundesregi­erung hat genau diese Gruppe scheinbar nicht mitgedacht.“

Föderalism­us schuld

Im Büro von Sozialmini­ster Alois Stöger sieht man das anders. „Das ist Föderalism­us“, sagt ein Sprecher. Die Länder hätten unterschie­dliche Regelungen, welche Zahlungen und Sozialleis­tungen bei der Ausgleichs­zulage als Einkommen gewertet werden.

In der Steiermark etwa werden Sonderzahl­ungen nicht in die Berechnung der Ausgleichs­zulage einbezogen. Auch im Burgenland gilt der Hunderter nicht als Zusatzeink­ommen. In Oberösterr­eich wiederum „wird es verwaltung­sintern so gehandhabt, dass Zuschüsse nicht eingerechn­et werden“, erklärt ein Sprecher von SPSozialla­ndesrätin Gerstorfer. Das habe man auch beim Heizkosten­zuschuss so gelöst, der zu 80 Prozent von Pensionist­en bezogen wird.

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Es wird knapp: Am 30. 12. ist Auszahlung­stag, doch u. a. in Wien gibt es noch keine Lösung

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