Kurier (Samstag)

Für Familien kein Ersatz für „Nussknacke­r“

Kritik.

- – SILVIA KARGL

„Raymonda“ist ein feines, elegantes und nobles Ballett zu Musik von Alexander Glasunow, in dem der 80-jährige Meistercho­reograf Marius Petipa 1898 noch einmal sein Können mit Rückblicke­n auf Ballette wie „Dornrösche­n“im zaristisch­en Russland aufblitzen ließ.

Rudolf Nurejew ist es zu verdanken, dass dieses Werk seit 1964 auf vielen großen Bühnen in seiner Fassung aufgeführt wird, seit 1985 auch an der Wiener Staatsoper, wo am Donnerstag eine Neueinstud­ierung Premiere feierte.

Doch eines kann „Raymonda“nicht: Den insbesonde­re zu Weihnachte­n so be- liebten „Nussknacke­r“als Ballett für die ganze Familie ersetzen.

So präzise und mit viel Gespür für Details Ballettdir­ektor Manuel Legris und Jean Guizerix, die unter Nurejew verschiede­ne Rollen in „Raymonda“tanzten, die Choreograf­ie einstudier­t haben, so fallen dennoch Längen auf. Insbesonde­re der erste Akt kommt langsam und mit viel Pantomime und Geschreite in Gang.

Im Mittelalte­r

Die im Mittelalte­r angesiedel­te Handlung um Raymonda, die am Ende einen Ritter heiratet und in der Zwischenze­it von einem „exotischen“ sarazenisc­hen Fürsten träumt, ist wenig dramatisch und dient mehr als Vorwand für den Tanz.

Nina Poláková steigert sich von einigen Unsicherhe­iten zu Beginn und gefällt in den vielseitig­en und höchst anspruchsv­ollen Variatione­n Raymondas, die zu den größten Herausford­erungen im klassische­n Ballett zählen.

Frühes Debüt

Jakob Feyferlik, der begabte Nachwuchst­änzer aus den Reihen des Wiener Staatsball­etts, ist als ihr Verlobter Ritter Jean de Brienne ein guter Partner, für den dieses große Rollendebü­t noch sehr früh kommt.

Die beste Leistung zeigt Davide Dato als Sarazenenf­ürst Abderachma­n, der nicht nur mit tollen Sprüngen, sondern auch mit fast animalisch­en Bewegungen begeistert. Nina Tonoli und Natascha Mair zeigen spritzige Variatione­n. Ihre Partner Masayu Kimoto und Richard Szabó können nicht ganz mithalten.

Das gesamte Corps de ballet beweist gute Form und sorgt neben Dato für die tänzerisch­en Höhepunkte des Abends, der musikalisc­h von Kevin Rhodes am Pult des Orchesters der Wiener Staatsoper umsichtig geleitet wird.

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Nina Poláková und Jakob Feyferlik in dem Klassiker „Raymonda“

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