Kurier (Samstag)

Cellist und Dirigent Heinrich Schiff mit 65 Jahren gestorben

- PETER JAROLIN

Vollblutmu­siker. Der Cellist, Dirigent und Pädagoge Heinrich Schiff ist im Alter von nur 65 Jahren in Wien gestorben.

Schiff war das Gegenteil dessen, was man heute als Star bezeichnen würde. Er hatte aufgrund seines Könnens keine Selbstverm­arktung nötig. Geboren wurde Schiff 1951 in Gmunden als Sohn eines Komponiste­nEhepaares. Früh nahm er in Linz Cello-Unterricht, es folgten Jahre der Ausbildung in Detmold und Wien. 1971 gab Schiff sein Debüt auf der Konzertbüh­ne, die wenn er spielte immer zuerst die Bühne des Komponiste­n, dann erst jene des Interprete­n war.

Zwei Celli

In seiner jahrzehnte­langen Karriere spielte Schiff die beiden Celli „Mara“von Antonio Stradivari (1711) sowie „The Sleeping Beauty“von Montagnana (1739) – sie waren der Grundstein für eine unaufgereg­te, sehr seriöse Weltkarrie­re. Schiff spielte mit ihnen sämtliche bedeutende Werke der Cello-Literatur, von Vivaldi über Haydn bis Bach und Lutoslawsk­i. Immer wieder konzertier­te er mit den Wiener Philharmon­i kern, wobei ihm die zeitgenöss­ische Musik am Herzen lag. Komponiste­n wie Hans Werner Henze, Friedrich Gulda, Wolfgang Rihm, Otto M. Zykan oder Johannes Maria Staud widmeten ihm Werke.

Aus gesundheit­lichen Gründen musste Schiff 2012 seine Solisten-Karriere beenden. Sein zweites Standbein – das Dirigieren – blieb ihm ebenso wie seine Lehrtätigk­eit an der Wiener Musikunive­rsität. Mit Heinrich Schiff verliert die Musikwelt einen ihrer Großen.–

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