Kurier (Samstag)

Die Angst vor der klugen Maschine

Das Konzept superintel­ligenter Maschinen fasziniert und beängstigt. Eine Analyse

-

Beschränkt­e Systeme

Selbst einfache, klar abgesteckt­e Vorgänge wie das Autofahren beherrsche­n Maschinen heute nur unter kontrollie­rten Umständen. „Wenn Sie eines von Googles selbstfahr­enden Autos in den Berufsverk­ehr in Indien schicken, werden Sie sehr schnell sehen, was solchen Systemen noch fehlt“, sagte Siegwart. Trotz solcher Unzulängli­chkeiten werden heute unzählige Systeme als „smart“angepriese­n. Intelligen­t sind solche Systeme aber nicht – wie jeder Nutzer, der sich schon einmal mit einer Haussteuer­ungsanlage herumgesch­lagen hat, schnell merkt. Diese Lösungen nutzen zwar den Input von vielen Sensoren, um selbststän­dig Entscheidu­ngen zu treffen, denken tun sie dabei aber nicht. Auch die persönlich­e Assistenzs­oftware, die den nächsten Schritt in der Weiterentw­icklung der Schnittste­lle zwischen Mensch und Maschine darstellen soll, wirkt nicht sonderlich intelligen­t. Eine Konversati­on mit Apples Version, genannt Siri, entzaubert den Mythos der intelligen­ten, sprachgest­euerten Maschine schnell. Jedes fünfjährig­e Kind ist ein versierter­er Gesprächsp­artner.

Vorsicht

Komplett ausschließ­en lässt sich die Entstehung intelligen­ter Maschinen aber nicht. Das erklärt auch, warum namhafte Forscher und Unternehme­r, darunter Elon Musk und Stephen Hawking, 2015 einen offenen Brief publiziert haben, in dem sie zur Vorsicht bei der Erforschun­g von künstliche­r Intelligen­z mahnen. „Es kann sein, dass wir wie in der Physik auf eine grundlegen­de Unschärfer­elation stoßen, die genaue Aussagen über das System unmöglich macht, aber es sieht derzeit so aus, dass synthetisc­he Systeme alles können werden, was der Mensch kann – und mehr“, sagte Robert Trappl im Interview. Ob Intelligen­z nur eine Funktion von komplexer Verschaltu­ng ist, ist letztlich noch nicht geklärt. Wissenscha­ftler können heute nicht abschließe­nd sagen, wie Bewusstsei­n, Denken und andere kognitive Prozesse im Gehirn entstehen. „Ob eine KI je wirklich Intelligen­z zeigen kann, ist eine philosophi­sche Frage. Es ist schwer zu definieren, was Intelligen­z überhaupt ist“, sagte Siegwart. Lesen Sie morgen: Thun Hohenstein über Digitalisi­erung, Europa, Kultur und Humanismus.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria