Das Haus als Energielieferant
Unterschiedliche Häusertypen helfen beim effizienten Energiesparen und bei der Nutzung von erneuerbarer Energie. Über Realität und Zukunftsziele!
Mit dem Klimavertrag von Paris ist auch Österreich gefragt, seinen Beitrag zur Zielerreichung zu leisten. Der Plan, bei Neubauten (und Kesseltausch) in naher Zukunft Öl-, Gasund Kohleheizungen zu verbieten, rückt Niedrigenergiehäuser und deren Nutzung von erneuerbarer Energie in den Mittelpunkt der Bautätigkeit. Das Niedrigenergiehaus war früher ein Gebäude mit einem Jahres-Primärenergiebedarf zwischen 40 und 79 kWh/m², was heute bei Neubauten gemäß EA VG (Energieausweis Vorlagegesetz) der Standard ist. Der UWert (Watt/m²Kelvin) ist das Maß für den Wärmedurchgang durch einen Bauteil, gibt also an, welche Leistung pro m² benötigt wird, um eine Temperaturdifferenz von einem Kelvin auszugleichen.
Optimal gedämmt
Der wichtigste Punkt bei allen Kategorien von Niedrigenergiehäusern ist eine optimale Wärmedämmung des Daches, der Außenwände unddes Fußbodens. Eine gute Isolierung der Fenster und der Außentüren spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Die Energiekennzahl hängt vom Zusammenspiel vieler Einzelteile ab. So können zwei Gebäude mit gleichen Dämmwerten, aber einer anderen Gebäudeform und anders ausgerichteter Fenster sehr unterschiedliche Energiekennzahlen aufweisen.
Das Passivhaus hingegen bezeichnet nicht eine bestimmte Bauart, sondern stellt auf die Wärmegewinnung des Hauses ab. Der niedrige Energieverbrauch bei Heizung und Warmwasser wird durch eine „passive“Nutzung von Wärme erzielt. Oft reicht die Verwertung der Abwärme der Bewohner, der Haushaltsgeräte und der Sonne (große nach Süden gerichtete Fenster) um die benötigten Raumtemperaturen zu erzielen. Dies bringt aber nur dann den gewünschten Effekt, wenn der Wärmeverlust durch Transmission und Lüftung so gering wie möglich ist. Daher benötigt ein Passivhaus eine Lüftungsanlage, um eine regelmäßige Frischluftversorgung und den Abtransport von Wasserdampf zu gewährleisten.
Nullenergiehaus
Dieser Haustyp zeichnet sich durch eine Nullenergiebilanz aus. Die gesamte Energie, die für Heizen, Warmwasser und Leben benötigt wird, wird selbst durch Photovoltaik, Wärmepumpe und Solarenergie erzeugt. Diese Hausvariante benötigt also keine fremdbezogene Energie und ist damit energieautark. Bis 2020 soll das Nearly-Zero-Energy-Building Standard sein und damit einen Beitrag zur Reduktion des CO2-Ausstoßes leisten.
Mit dem Plusenergiehaus geht man noch einen Schritt weiter: Ob Wohnhausanlage, Einfamilienhaus oder Bürogebäude, die Gesamtbilanz eines Plusenergiegebäudes – gerechnet über einen festgelegten Zeitraum – muss in jedem Fall positiv sein, d.h. mehr Energie zu produzieren als zu verbrauchen. Das Wich- tigste an der Realisierung eines Plusenergiegebäudes ist die Reduzierung des Energieverbrauchs auf ein Minimum mit Hilfe von Dämmung. Eine moderne Heiz- und Lüftungstechnik und eine großflächige Photovoltaikanlage gehören ebenfalls zur Grundausstattung eines Plusenergiehauses und ermöglichen eine höhere Stromproduktion, als für den Eigenbedarf benötigt wird. Diese kann dann ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden.
Spezielle Raumlüftung
Bei all den genannten Beispielen an Niedrigenergiehäusern spielt die Raumlüftung eine besondere Rolle. Da ein natürlicher Luftaustausch durch die beinahe luftdicht versiegelte Gebäudehülle nicht mehr stattfin- det ist ein kontrolliertes Raumlüftungssystem unabdingbar. Dieses ist oft gewöhnungsbedürftig, da die Temperatur in allen Räumen annähernd gleich ist, was nicht immer gewünscht wird. Das Fehlen von Heizkörpern lässt eine Einzelregulierung nicht zu. Daher kann es auf Grund saisonaler, aber auch tages- und grundrissabhängiger Faktoren erforderlich sein, das Haus zu kühlen. Mit Hilfe einer Bauteilaktivierung ist Heizen und Kühlen mit einem System möglich. Bei der Fülle an Angeboten und Möglichkeiten ist die Beratung und Planung eines Fachmanns unerlässlich. Er kann an Hand der Wünsche und auch der finanziellen Ressourcen das individuelle Wohlfühlhaus planen und realisieren.